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Traditionell werden die Musikschulkongresse durch eine Musikalienausstellung der Fördernden Mitglieder im VdM bereichert. Für die über 70 Aussteller, die beim Musikschulkongreß ’97 am eigenen Stand oder in der vom Karlsruher Musikhaus Schlaile betreuten Gemeinschaftsausstellung den Teilnehmern ihre Sortimente, Neuerscheinungen, Angebote und Dienstleistungen vorstellten, bot die Stadthalle des KKA ein ideales Ambiente. Im lichtdurchfluteten, mit weißem Marmor, Spiegel- und Fensterflächen gestalteten Foyer sowie auf der emporenartig umlaufenden Galerie hatten die Kongreßbesucher auf ihren Wegen von und zu den Sälen und Seminarräumen Gelegenheit, sich zu informieren, Einblicke zu nehmen, Instrumente auszuprobieren und sich beraten zu lassen. Andreas Kolb und Ulrich Wüster sprachen mit den Ausstellern. Hier einige Momentaufnahmen.
Joachim Kunath, Conrad Mollenhauer Flötenbau, Fulda: „Daß es in der Blockflötenszene Neuigkeiten gibt, erwartet man nicht. Deswegen ist Präsenz für uns wichtig. In diesem Jahr ist das Interesse groß an der harmonischen Blockflöte, die in die reinen Obertöne überbläst, einen einstellbaren Block und eine größere Dynamik hat. Wir schätzen die Musikschulkongresse sehr, weil man im direkten Gespräch mit den Lehrern am meisten lernen kann. Manchmal sind es Kleinigkeiten, aber wir sind empfänglich für Kritik.“
Wolf Dieter Neupert, J.C. Neupert Cembalobau, Bamberg: „Wir haben bei dieser Ausstellung keinerlei Streuverluste. Das Publikum, das hier herkommt, besteht aus potentielle Kunden von uns. Die Stückzahlen der an Musikschulen verkauften Cembali erreichen zwar keine astronomischen Höhen. Aber man merkt schon, daß die Musikschulen seit einiger Zeit Instrumente hinzunehmen, die das Repertoire erweitern - und auch das Image. Mit unserem Angebot liegen wir da richtig. Für uns ist es wichtig, die Rückkoppelung mit unseren Kunden zu haben.“
Kerstin Hötzel (Foto oben), Pianohaus Hötzel, Eggenstein: „Wir präsentieren hier auf dem Kongreß die Firma Seiler, die als Neuheit ein ‚Duo-Vox‘-Klavier vorstellt, das eine Stummschaltung besitzt. Sie können über Kopfhörer spielen, ohne jemanden zu stören. Gleichzeitig ist ein Midi-Anschluß vorhanden, der die Verbindung zum Computer herstellt. Mit einem speziellen Programm kann man etwa verfolgen, wie der Schüler gespielt hat. Man kann dann zum Beispiel das Pedal im Programm verändern und sich anhören, wie das Stück damit anders geklungen hätte. Ein Musikinstrument mit eingebauten didaktischen Hilfen - für neue Wege in der Klavierpädagogik einsetzbar.“
Eckhard Beste, Hearsafe, Köln: „Unser Ohrmobil war ein zu großes Angebot für die Fachausstellung: Das Eingangstor war zu klein für das Hörtestfahrzeug. So informieren und beraten wir auf einem improvisierten Stand über Gehörbelastungen in der Musik, Präventionsmaßnahmen, geeignete Hörschutzmittel inklusive der neuen In-Ear-Monitortechnik und Institutionen der Gehörpflege. Besonders großes Interesse fand unser neuartiger Gehörschutz, der eine preisgünstige Alternative zu maßgefertigtem Gehörschutz darstellt. Mit unserem Hörtag-Konzept waren wir schon an vielen Musikschulen erfolgreich. Hierzu kommt auf Anfrage unser Ohrmobil mit Hörtest, Medien und Ausstellung, wir veranstalten Workshops und bieten Vorträge von Experten an.“
Gerhard Huber, Blockflötenbau, Horgen: „Wir schätzen es sehr, daß wir fördendes Mitglied im VdM werden konnten. Wir legen großen Wert darauf, daß unsere Forschungsarbeit, die wir ganz intensiv betreiben, auch den preiswertesten Schulinstrumenten zugute kommt. Denn es ist äußerst wichtig, daß man dem Kind ein sehr gut gestimmtes Instrument in die Hand gibt - gerade wenn es eine Blockflöte ist. Das bildet die Grundlage zur Schulung eines guten Gehörs.“
Eckehart Merzdorf, Cembalobau, Remchingen: „Die Musikschulen sind gute Kunden oder waren es bisher. Im Zuge der allgemeinen Geldknappheit merken wir natürlich auch die Konjunkturschwäche besonders kräftig. Aber man muß am Ball bleiben und sich im Bewußtsein der Musiker verankern, und dazu dient auch diese Ausstellung auf dem Kongreß.“
Raimund Würtz, Studio Box, Walzbachtal: „Ich bin hier auf dem Musikschulkongreß, um Interesse zu wecken, denn es gibt noch sehr viele Vorurteile gegen die Kabinen. Als früheren Musikschullehrer beschäftigt mich das Thema ‚Neue Wege‘ aus der Sicht: Sind Musikschulen eigentlich richtig gebaut? Wenn wir heute von offenen didaktischen Konzepten mit wechselnden Unterrichtssituationen ausgehen, dann brauchen wir flexible Bauwerke. In Essen zum Beispiel haben wir in der Musikhochschule aus einem großen Seminarraum fünf kleine Überäume gemacht und damit die Kapazität wesentlich erweitert.“
Peter Strack, Verlag Neue Musik/Edition Margaux: „Unser Umsatz ist zufriedenstellend, denn das Publikum hier ist hochprofessionell und von daher hat sich Adas Engagement für uns auf jeden Fall gelohnt. Wir werden auch in zwei Jahren beim nächsten Kongreß mit dabei sein. Die Dauer von insgesamt drei Tagen ist für uns angenehm, vor allem wenn man daran denkt, daß man hier in zwei Tagen denselben Umsatz macht, wie sonst auf einer einwöchigen Messe.“
Annekathrin Mascus, Breitkopf & Härtel: „Breitkopf & Härtel hat eine sehr große Anzahl von Orchesterpartituren im Verlagsprogramm. Nach Karlsruhe sind wir natürlich nur mit einem Teilprogramm gekommen und haben vor allem das mit dabei, was der Verlag an Musikpädagogik führt. Und die Titelauswahl hat sich bewährt. Neue Ausgaben wie ‚Hello Mr. Gillock, hello Carl Cerny‘, ‚1, 2, 3 Klavier‘, ‚Spielwiese‘ oder ‚Mini Jazz‘ waren sehr nachgefragt. Kongreß-Fazit: Ich bin sehr zufrieden. Die Besucherzahlen waren gut, der Aufbau der Stände war in Ordnung, niemand wurde platzmäßig benachteiligt und das Interesse der Musiklehrer war groß.“
Jürgen Seefried (Foto), W. Schreiber und Söhne, Nauheim: „Wir sind bestrebt, den Kontakt zum Musiker, zum Pädagogen, zur Musikschule herzustellen, denn wir brauchen den Draht zu den Musikpädagogen. Die Musikschulen haben zum Beispiel schon immer gefordert, kleine Instrumente für Anfänger zu produzieren. Die gesamte Blasinstrumentengruppe wurde nach unten verkleinert. Mittlerweile haben wir mit dem neuen Kinder-Waldhorn und der Kinder-Klarinette die Kinderabteilung komplett. Die Musiklehrer haben auf dem Kongreß die Instrumente ausgiebig getestet.“
Béatrice Boucouris, Vertriebsleiterin Ricordi: „Die Ausstellung war sehr gut von der Organisation und vom Verkauf. Die Räumlichkeiten sind gut, doch wir wünschen uns längere Pausen zwischen zwei Veranstaltungen, damit mehr Zeit für die Ausstellung da ist. Wir sind mit unserem Programm hier an der richtigen Zielgruppe, denn inzwischen hat sich unser Programm im pädagogischen Bereich sehr erweitert. Fazit: Das war der beste Verkauf bisher auf einem Musikschulkongreß - und zwar in allen Sparten.“
Johannes Raber, Werbeleiter G. Henle Verlag: „Der VdM-Kongreß ist eine sehr wichtige Veranstaltung, als renommierter Verlag muß der Henle Verlag da präsent sein. Man hat nirgends die Musiklehrer und Musikschulleiter so konzentriert zusammen wie hier. Wir erreichen hier die Instrumentallehrer, die fortgeschrittene Schüler unterrichten. Wobei für uns die Verkaufserlöse nicht im Vordergrund stehen, da fahren Verlage, bei denen die Pädagogik im Vordergrund steht sicherlich besser. In zwei Jahren werden wir in noch größerem Umfang mit dabei sein, auch mit sehr vielen Neuerscheinungen. Denn da haben wir ein Heimspiel, da tagt der Kongreß in München.“
Georg Hammann, Director of Promotion Bärenreiter-Verlag: „Die Budgets der Musikschulen sind kleiner geworden. Man spürt auf dem Kongreß die wirtschaftliche Situation in diesem Land, auch die wirtschaftlichen Probleme der Musikschulen machen sich bemerkbar. Die hier erzielten Umsätze sind also eher kleiner. Aber das ist nicht alles: Beide Verlage, Bärenreiter und Bosse müssen hier präsent sein. Wir wollen Produkte vorstellen, mit den Leuten ins Gespräch kommen und darüber hinaus entstehen hier auch neue Kontakte mit neuen Autoren, die neue Ideen haben. Der Standplatz ist sehr teuer hier, allein die Kaltmiete für den Standplatz kostet uns fast 5.000 Mark - und trotzdem ist es wichtig, daß wir uns hier in dieser aufwendigen Form präsentieren.“
Stefan Gros, Lektorat Gustav Bosse Verlag: „Die Kongresse in Hamburg und Braunschweig waren besser besucht. Wenn das wie hier 300 oder 400 Besucher weniger sind, dann kriegen auch wir als Aussteller das zu spüren. Die Pädagogen und Pädagoginnen in den Musikschulen sind für den Gustav Bosse Verlag die Hauptzielgruppe und die Gelegenheit, hier ins Gespräch zu kommen, ist uns sehr wichtig. Das haben wir beispielsweise auf der Musikmesse überhaupt nicht.“
Wolfgang Hoffmann, Marketing Schott Verlag: „Im Vergleich zu Hamburg, wo eine unglaubliche Bewegung im Stand war, ist Karlsruhe hier eine ruhige Zone. Wir liegen mit unserem Stand wahrscheinlich nicht so günstig, wie es uns dargestellt wurde. Wir haben natürlich - allein durch unsere Größe bedingt - Magnetwirkung gehabt und haben auch positive Erfahrungen gemacht. Aber es reicht nicht aus. Auch die Pausenlegung war schlecht, die Leute waren unkonzentriert und hatten keine Zeit. Wir sind, nicht gemessen am Umsatz, sondern auch gemessen an dem, wozu wir hier stehen, nämlich um zu informieren, nicht besonders glücklich. Wir hofften auf mehr jüngere Instrumentallehrer für den Popbereich insgesamt. Es ist erschreckend, wie hier in Karlsruhe der Klassikanteil noch immer überwiegt. Im Schulmusikbereich tut sich da mehr, der Lehrer muß sich dort zumindest informieren - und hier ist das wie tot. Und da sollte man eigentlich eine Menge an Grundsatzarbeit in der Ausbildung leisten.“
Susanne Baur, Gemeinschaftsstand der Verlage: „Vom Umsatz her hätte es ruhig mehr sein dürfen. Denn die Verlage wollen informieren, wir als Musikhaus dagegen müssen verkaufen. Wenigstens unsere Unkosten werden wieder drin sein. Die Ursache für die Zurückhaltung der Käufer liegt wohl mehr am Themenmix der Verlage. Voggenreiter beispielsweise hat viel im Popbereich. Dafür war kaum Interesse da. Klassische Themen hätten wir in Karlsruhe besser verkauft. Unser Wunsch wäre eine Öffnung der Ausstellung für die Öffentlichkeit.“
[nmz1997/nmz9707/dossier/vorlage.htm]