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Martin Gerke und Sophia Euskirchen im Musical «Der geteilte Himmel». Foto: Silke Winkler
Martin Gerke und Sophia Euskirchen im Musical «Der geteilte Himmel». Foto: Silke Winkler
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Liebe in Zeiten der Spaltung - «Der geteilte Himmel» als Musical

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Schwerin - Christa Wolfs große deutsch-deutsche Erzählung «Der geteilte Himmel» ist 60 Jahre nach ihrem Erscheinen, einer Verfilmung und zahlreichen Schauspiel-Inszenierungen nun auch als Musical zu erleben. Die Musik von Wolfgang Böhmer erzählt die Geschichte einer scheiternden Liebe.

Kann es Liebe über die Gräben zwischen konträren politischen Systemen hinweg geben? Kann sie unterschiedlichen Weltsichten widerstehen? In Christa Wolfs großer deutscher Nachkriegserzählung «Der geteilte Himmel» schafft die Liebe zwischen Rita und Manfred es nicht. Die Geschichte, die sich auch um den Glauben an das schöne Neue dreht, das sich von der Realität immer weiter entfernt, ist am Freitag als Musical in Schwerin uraufgeführt worden.

Wolfgang Böhmer (Musik) und Martin G. Berger (Libretto) haben die ursprüngliche Geschichte, die Christa Wolf im Jahr des Mauerbaus 1961 angesiedelt hat, um eine zweite Zeitebene 60 Jahre später erweitert. Der alte Manfred und die Enkelin von Rita, die ihr Tagebuch gefunden hat, versuchen, die Geschehnisse im Nachhinein zu verstehen. Hätte es auch andere Optionen gegeben?

Das Arbeiterkind Rita ist voller Ideale und der noch jungen DDR dankbar, dass sie Lehramt studieren darf. Der aus bürgerlichem Haus stammende Manfred ist Chemiker und leidet zunehmend unter der Gängelei und dem Mangel im DDR-Wirtschaftssystem. Er flieht schließlich in den Westen. Doch er wird in der erweiterten Musical-Handlung auch dort nicht glücklich. Rita im Osten glaubt bis zuletzt an die DDR. In ihrer Familie ist sie zuletzt «die rote Oma», die mit der Wende nicht zurechtgekommen ist.

Böhmers Musik ist zeitgemäß und vielschichtig. Im Orchestergraben wird Schlagzeug gespielt. Die Musik charakterisiert die Figuren und bettet sie in ihre Epoche ein - und all das, ohne um Gefallen zu buhlen. Der Applaus am Ende des Abends im ausverkauften Mecklenburgischen Staatstheater gilt auch dieser Leistung.

Die US-Amerikanerin Melissa King inszenierte «Der geteilte Himmel», dessen Buchvorlage als ein Schlüsselwerk der deutschen Nachkriegsliteratur gilt, in einer zeitlosen Kulisse. Für sie ist die Geschichte von Rita und Manfred nicht nur eine Momentaufnahme aus der DDR vor dem Bau der Mauer, sondern hat Allgemeingültigkeit, wie sie der Deutschen Presse-Agentur sagte. Dass durch politische Systeme Familien, Paare oder Freundschaften auseinandergebracht werden, sei ein Umstand, der überall auf der Welt erlebt werde.

Emotional packend ist die Inszenierung vor allem im zweiten Akt. Manfred ist nach Westberlin geflohen, die DDR-treue Rita besucht ihn und sie erkennen, dass der Himmel über ihrer beiden Leben nicht mehr zusammenpassen will. Der erste Akt versucht sehr, der Komplexität von Christa Wolfs Erzählung gerecht zu werden. Etwas weniger Handlungsstränge hätten möglicherweise mehr genützt als geschadet.

Das Buch «Der geteilte Himmel» erschien 1963 und brachte Christa Wolf den Durchbruch als Schriftststellerin. Ein Jahr später verfilmte die Defa den Stoff in der Regie von Konrad Wolf. Später brachten deutsche Bühnen in Ost und West wiederholt den Stoff als Schauspiel auf die Bühne.

 

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