Es war eine Erfindung von drei Technik- und Computerfreaks. Die wollten eine einfache Aufgabe noch einfacher machen: Videos im Netz hochladen und verbreiten. Heute kann man sich nicht mehr vorstellen, dass das einmal ein Problem gewesen sein soll. Das war 2005 – im Januar wurde die Idee geboren, im April das erste Video „Me in the zoo“ („Ich, im Zoo“) hochgeladen und im November ging es damit an die Öffentlichkeit. Ein Jahr später kaufte der Internetgigant Google Idee und Umsetzung für über eine Milliarde Dollar. So gehen Geschäfte. Es geht um YouTube – das Verrückte dabei: Ende 2004 bis Ende 2005 hatten einige Leute eine ähnliche Idee: Vimeo, blip.tv, myVideo und andere. Aber nur YouTube hat das Netz gerockt. Einfach ist aber eben nicht einfach einfach.
Gewiss hat zum „Erfolg“ beigetragen, dass man sich von Seiten der Nutzer (nicht der Erfinder) um Urheber- und Leistungsschutzrechte nicht gekümmert hat. Die Erfinder haben aber auch nichts unternommen, um daran etwas zu ändern. Obwohl es eigentlich um Filme geht, ist ein riesiges Archiv mit Musik entstanden. Während man sechs Jahre zuvor noch auf die nicht legalen Musikarchive von Napster eingedroschen hat, blieb im Fall von YouTube der Großangriff aus. Aus Furcht vor dem Internetgiganten Google? Oder etwa, weil man Hoffnung hegt, durch Verhandlungen ein Stück vom Lizenzkuchen abzubekommen? Nach dem Motto: Erst mal lassen, am Ende werden die schon zahlen müssen. Wer weiß das schon so genau.
Während der zehn Jahre YouTube haben die Kulturschaffenden sehenden Auges sozusagen nur in die Röhre geguckt. Die Kreativbranche hat es seit dem Napster-Schock von 1999/2000 nicht auf die Reihe bekommen, etwas Eigenes dagegen oder daneben zu setzen: ein „YouTube der Autoren“ zum Beispiel. Und warum? Weil man zu langsam ist und weil man ja eigentlich auf dem Musikmarkt Konkurrent ist. Denn Konkurrenz tötet Solidarität. Bei YouTube hingegen kann man sich als in großer Einigkeit sich als Opfer positionieren. So einfach, so schlecht.