„Hark!“ singen die Engelsherolde, und die Glocken klingen nie süßer: Die schönste Zeit des Jahres ist angebrochen. Das bedeutet: Wenn man sich einigermaßen gut angestellt hat, hängen einem die Spekulatius und Lebkuchen noch nicht zum Halse raus und man kann sich nebenbei gediegen irgendetwas zwischen Aschenbrödel und „E.T.“ reinpfeifen, oder, wenn ein Opernhaus greifbar ist, auch Humperdincks „Hänsel und Gretel“.
Alle Jahre wieder?
Dabei begnügen sich viele wie auch E.T. nicht damit, nur nach Hause zu telefonieren. Das Jahresende ist auch eine Zeit der Besuche und entsprechend stellt sich die Frage: Wie soll man sich empfangen? Aus Verlegenheit bleibt meist alles beim Alten. Wenn am Baume die Lichter brennen, dann entscheidet man sich oft für die gleiche Prozedur, wie letztes – wie jedes Jahr.
Mitunter kommt es dabei unfreiwillig zu heimischen Humperdinck-Inszenierungen, wenn die alte Hexe dafür sorgt, dass Gretel den Tisch decken muss, während Hänsel gemästet wird, und sich freudsche Fantasien breit machen, die erst so zuckersüß einladende Hausherrin im Ofen zu rösten.
Unter Umständen werden aber auch die Alteingesessenen dazu verleitet, ihre Sprösslinge zu Weihnachtsgebäck verarbeiten zu wollen, weil sie mit ihren Worten am Esstisch überraschend konservativ rechts überholen.
Wo auch immer sie herkommen – wenn eingemachte Ansichten und aufgewärmte Rollenbilder den Appetit verderben, hilft auch kein Überlebkuchen. Und wie so oft, wenn die Vergangenheit Einzug erhält, platzt unser lieber Frauentraum zuerst. Für Maria springt zwar vielleicht ein nett gemeintes Ros‘ heraus, das Wesentliche bleibt aber die Extrarunde durch den Dornwald. Und so beginnt das nächste Jahr scho glei dumpa?
Doch es regt sich was: Beim obligatorischen Wiener Neujahrskonzert wird erstmals ein Stück einer Frau gespielt! Ja, ist denn schon Weihnachten? Es ist zumindest ein gutes Zeichen. Ein schön leuchtender Morgenstern.
Pa-Rammpammpamm-Pamm.
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