Wie schlecht es unseren Theatern geht, kann man momentan an der Presseabteilung der Oper Pipapo (Ort sehr wohl bekannt) sehen. Die ist nämlich so chronisch unterbesetzt, dass man sich auf die Suche nach einem musik- und theaterinteressierten Studierenden macht, der dann wenigstens ein Jahr lang (nämlich für eine Spielzeit) dort Pressespiegel und anderes abrockt. Dafür bekommt man eine Aufwandsentschädigung (ein Euphemismus in diesem Zusammenhang), auf „Wusch“ (Zitat) ein Job-Ticket mit „monatlicher Eigenbeteiligung“ (doch so großzügig) und als Dank sind dann „Proben- und Vorstellungsbesuche zu günstigen Konditionen möglich“.
Das ist superattraktiv, denen werden sie die Türen einrennen, da können sie gleich fünf Praktikanten einstellen, sofern diese ihren Schreibtisch, Internetanschluss und Sitzgelegenheit mitbringen, an den Transportkosten wird man sich sicherlich beteiligen. Ab und zu wäre es sicher auch nicht schlecht, im Orchester mal auszuhelfen, vorzugsweise als Bratscher oder Hornist. Und abends nach dem Aufräumen der Bühne nicht vergessen abzuschließen. Arbeitsbeginn ist von Dienstag bis Freitag 11 Uhr, da bleibt noch Zeit, vorher jobben zu gehen, um sich den Praktikumsplatz zu finanzieren.
Wer da mitmacht, zeigt eigentlich nur, dass ihm tierisch langweilig sein muss. Ein Praktikum, das so lange währt wie ein Drittel des Bachelorstudiums, ist de facto kein Praktikum, sondern wird zum unfreiwilligen sozialen Jahr in der Form eines Bootcamp. Fit für die Zukunft in diesem Job wird man damit allemal, und wenn das im Namen von subventionierten „Kultureinrichtungen“ passiert, umso besser; da weiß man dann, was fehlt. Kultur ist nämlich nicht nur dirigierendes Fuchteln, nicht nur Belcanto, nicht nur tolle Licht- und Bühnentechnik.
Kultur ist irgendwie doch eigentlich das Band, das zwischen Menschen geknüpft ist und weswegen sie sich nicht gegenseitig umbringen. Klar, damit in der Kulturindustrie anzufangen wäre auch irgendwie unlogisch.