Gegen plötzliche Deadlines hilft nur „Courage“, die neue Antifaltencreme von Ratiopharm. Ist allerdings kein Kassenschlager, da ja eher die langen Planungsphasen überwiegen, die sich offensichtlich proportional zur durchschnittlichen Lebenserwartung entwickeln. Jetzt werden Stücke geschrieben, die in fünf Jahren schon peinliches Frühwerk sind. Ist alles irgendwie eine krude Mischung aus Antragsödnis, Institutionsdampfern, Fantasie-Deadlines und mehr – und es muss natürlich alles perfekt sein. Man kann sich ausrechnen, wie viele Opern noch zu schreiben sind, käme noch heute Abend ein gigantischer Auftrag und ginge es dann immer so weiter.
Gottlob wird auf der Cebit 2017, als Alternative zu „Google-Glasses“, die „Juhu-Brille“ eines moldawischen Start-Up-Unternehmens vorgestellt. Diese Brille rechnet durch Erfahrung und Fantasie Unfertigkeiten, Lücken und Potenziale hoch. Deadline gerissen? Brille auf, juhu! Sinfonie unvollendet? Brille auf. Kohle fehlt für Drehbühne? Brille auf. Tänzer wegrationalisiert? Brille auf – da sind sie, juhu! Toll ist, dass die Brille Potenzial auch bei perfekten Produktionen aufspürt. Mit Brille klingt ein Orchester wie nach sieben Proben. Sieben! Und die Brille spürt Blendwerk ebenso auf, wie sie die Sicht auf Unfertiges ermöglicht. Das coolste Tool ist der Selbstzerstörungsmechanismus. Was man haben könnte, das zeigt sie für zwei Jahre. Danach macht’s kurz puff: kaputt.