Mit den unglückseligen, wenngleich zu erwartenden Auslassungen Stockhausens zur Katastrophe am New Yorker WTC und dem auch dadurch schlaglichthaft aufdampfenden Ruch des Kryptozynismus, der das Verhältnis der westeuropäischen Avantgarde zum Publikum und – wie ich meine – zu den außereuropäischen Kulturen umgibt, ist gleichzeitig aber die Chance für eine grundlegende Analyse der Situation der zeitgenössischen Musik gegeben. Die materiellen Ressourcen der Neuen Musik sind tatsächlich verbraucht; die Legitimation, wie Mahnkopf meint, war ohnehin nie da. So ist das Bild vom „abrupten Ende einer trügerischen Siesta“ durchaus passend.
Mit den unglückseligen, wenngleich zu erwartenden Auslassungen Stockhausens zur Katastrophe am New Yorker WTC und dem auch dadurch schlaglichthaft aufdampfenden Ruch des Kryptozynismus, der das Verhältnis der westeuropäischen Avantgarde zum Publikum und – wie ich meine – zu den außereuropäischen Kulturen umgibt, ist gleichzeitig aber die Chance für eine grundlegende Analyse der Situation der zeitgenössischen Musik gegeben. Die materiellen Ressourcen der Neuen Musik sind tatsächlich verbraucht; die Legitimation, wie Mahnkopf meint, war ohnehin nie da. So ist das Bild vom „abrupten Ende einer trügerischen Siesta“ durchaus passend. Für wen wäre es eigentlich ein Grund zur Furcht, wenn man von außen feststellen würde, „das Moderne“ in der westeuropäisch tradierten Musik sei lediglich – neben anderen – ein Bündel von Stilen, welche sich vornehmlich mit verschiedenen Technologien der Klangfarbenerzeugung auseinander setzen, Stile, welche kaum Funktionsharmonik, keine nennenswerte Melodik, nur selten metrisch gebundene Rhythmen benutzen? Verschwindend gering allein schon in Europa, wie viel mehr dann im Kosmos der Weltkultur?So liegt der Verdacht nahe, dass der Begriff des „Modernen“ in der „ernsten“ Musik lange nach dem Sterben der „Moderne“ in Kunst und Philosophie und dem damit einhergehenden Verlassen der didaktischen Häfen der Aufklärung und des linearen Fortschrittsglaubens obsolet geworden ist und daher in der zeitgenössischen Musik westeuropäischer Tradition ein ersehnter Neuanfang ansteht. Ein Neuanfang ohne die aus Ratlosigkeit erwachsenen epigonalen Tendenzen gegenüber etablierten Kollegen einerseits, ohne den kulturerbgutverneinenden Radikalismus der 50er-/ 60er-Jahre andererseits, aber auch ohne die klassisch-romantischen Stilkopien, die sich heute bei teils namhaften Kollegen wieder finden lassen. Eine sinnlich-unmittelbare Musik in klaren Personalstilen, die direkt auf unsere (auch nichtkomponierenden) Zeitgenossen zugeht, mit ihnen kommuniziert und so den Begriff des „Zeitgenössischen“ erst verdient.
Friedrich schreibt: „...man fragt sich, wen es eigentlich interessiert, was Mahnkopf noch so denkt“. Ich denke, zumindest mich selbst hat es sehr interessiert, und schon die Tatsache, dass Mahnkopf mit seinen frischen und sicher manchen Gralshüter von Besitzständen provozierenden Gedanken eine Diskussion mit angestoßen hat, die seit langem überfällig ist, verlohnte seinen Artikel.