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Entgegnungen eines Musikschullehrers i.D.

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Ein Leserbrief zur monatlichen nmz-Kolumne von Klaus Matakas
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Seit geraumer Zeit veröffentlicht die nmz die Kolumne „Geständnisse eines Musikschulleiters a.D.“: Ein offensichtlich besonders erfolgreicher, ehemaliger Musikschulleiter bekommt hier die Gelegenheit, seine Erinnerungen aus dem Alltag einer ebenso erfolgreichen Musikschule niederzuschreiben. Dem Leser bleibt, wie bei vielen anderen Artikeln schließlich auch, die Wahl, ob er sich mit den sehr persönlich gehaltenen Gedanken von Klaus Matakas intensiver beschäftigen oder die Zeilen nur überfliegen will.

In der letzten Ausgabe der nmz fiel diese Entscheidung leicht: „Das Klavier an der Musikschule“ lautete die Überschrift, die bei mir als Klavierlehrer an einer Musikschule natürlich auf Interesse stieß. Was ich dann aber lesen musste, empfinde ich als so brisant, dass ich mir erlaube, auf Geständnisse eines „a.D.“ mit Erwiderungen eines „i.D.“ zu antworten:

Klaus Matakas stellt eine Musikschule vor, die ihren Schwerpunkt in der Streicher- und (?) Bläserarbeit hat. Schüler und Lehrer seiner Schule werden extrem polarisiert, „klavierspielende Orchestermusiker“, allen voran Frank-Michael, den zu kennen mir nun mal nicht vergönnt ist, spielen auf Schulvorspielen besser als die ohne- hin von der Vereinsamung bedrohten Nur-Pianisten. Es sind bei Matakas folgerichtig auch nur die Klavierlehrer, die „einfallslos unterrichten“, „althergebrachte Formen des Nachspielens“ benutzen und „gouvernantenhaft“ auf ihrem Polstersessel hocken, Patrick Süskind lässt grüßen! Natürlich gibt es diese beschriebenen Exemplare, aber ist das instrumentenspezifisch? Jahrelang habe ich mich als Kind auch auf der Geige bemüht, bekam von meinem Lehrer allerdings nur die Aufmerksamkeit, die er nicht für das Staubwischen seiner Regale und Ordnen der Urlaubfotos während meiner Unterrichtsstunde brauchte. Durch Kolophonium verursachter Staub auf meiner Geige wurde dabei direkt auf meiner Nase entsorgt. Grund für mich, nun gegen alle Geigenlehrer zu wettern? Nein, es ist meine persönliche Begegnung gewesen und für die Fachleserschaft der nmz einigermaßen uninteressant. So wie die Mordpläne gegen Herrn Matakas auf der einen Seite und dessen Begleichung alter persönlicher Rechnungen auf der anderen, die mich, den Klavierlehrer aus Gütersloh, herzlich wenig angehen.

Diesmal geht Matakas aber über seine persönlichen Fehden hinaus. Scheinbar zufällig und belanglos streift er eine Thematik, die angesichts leerer Kassen der Kommunen augenblicklich hochaktuell ist: Wäre Klavierunterricht nicht im Privatunterricht, der ja zur Genüge angeboten wird, besser aufgehoben? Kann man den Fachbereich Klavier nicht vollständig aus dem Musikschulangebot und damit aus der öffentlichen Förderung streichen? Letzteres schreibt der Autor nicht, hier handelt es sich um einen Gedanken, der in regelmäßigen Zeitabständen immer wieder einmal die Musikschulleitungsetagen durchzieht. Nur Zufall? Matakas formuliert zugegeben vorsichtiger, spricht von den Kindern und Jugendlichen, „denen an den besonderen Ansprüchen und Möglichkeiten des Klavierspiels nicht gelegen ist“. Die Bedingungen aber, wie dieser Klavierunterricht auszusehen hat, stellt Musikschulleiter Matakas, ein Streicher. Es sind zum Teil gute Vorschläge, die er macht: eine komplexe Ausbildung auf dem Klavier, die von Solo- bis Kammermusikliteratur reicht, von Harmonielehre bis zum Kennenlernen sinfonischer Musik durch das Spielen von Klavierauszügen. Nur der ständige Unterton ist nicht zu überhören, der Unterton, dass nur so der Klavierunterricht seine Förderungswürdigkeit an der Musikschule hat, nur so der Klavierlehrer eine Berechtigung, an der Lahrer Musikschule mitarbeiten zu dürfen. Der Begriff „Zweitinstrument“ wird von Matakas zwar mit großer Geste von sich gewiesen, gleichzeitig werden aber als Beispiele für Schüler, die so gerne in Lahr Klavier gespielt haben, wieder diejenigen hervorgehoben, „die schon früh angefangen hatten, ein Orchesterinstrument zu erlernen.“ Nur-Pianisten und ihre Klavierlehrer, die Musikschulleiter Matakas ohnehin als unkooperativ, verschlossen und einseitig beschreibt, geraten in dieser Schule nicht ungewollt ins Abseits.

Ich würde es sehr begrüßen, wenn die „Geständnisse“ in der nmz einen Kontrapunkt in ebenso regelmäßigen Berichten unterschiedlichster Musikschullehrer aus unterschiedlichsten Musikschulen finden würden. Mosaiksteinartig könnte sich im Laufe der Zeit ein Bild zusammensetzen von einer Musikschule, die das Potenzial ihrer einzelnen Fachlehrer nutzt, den Austausch an Erfahrungen einzelner Instrumentengruppen wünscht und letztendlich eine Institution wachsen lässt, die viel stärker ist als ihre Einzelbausteine. Diese Musikschule kann ihren Schülern daher viel mehr bieten als den von ihnen belegten Instrumentalunterricht und verdient als Ganzes, aber eben nur als Ganzes, die Unterstützung öffentlicher Mittel.

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