Setzen Sie bloß kein Leidensgesicht auf. Und maulen Sie ja nicht rum. Schließlich haben Sie die ECHO-Verleihung 2012 in der ARD GEZahlt. Trauern Sie. Und lesen Sie. Denn Dramen spielen sich um den ECHO ab. Mami hat nämlich den ECHO-Machern gleich nach der Geburt das Stillkissen auf‘s Köpfchen gedrückt: Sauerstoffengpass. Bis heute.
Wie sonst käme man auf die Idee, Moderatorin Barbara Schöneberger per Kran in ein Kleid zu hieven und die Nähte von Werftschweißern verlöten zu lassen? Wie sonst käme man auf die Idee, eine Moderatorin namens Ina „Sonstwer“ überhaupt sprechen zu lassen? Meinungsfreiheit muss Grenzen haben. Zumal die „Almased“-Zwillinge das Dschungelcamp wie einen Streichelzoo aussehen lassen und sich küssen. Toiletten-Vollversammlung in Deutschland! Wasserengpass diesmal. Die Vogelgrippe soll ausgerottet und nicht verbreitet werden, ihr Hühner!
Das Gute: Nun hat auch die ARD ihr Ekel-TV. Wenigstens hat die Verleihung ein Konzept. Der Kalk rieselt. Unaufhörlich. Die Hundertjährigen geben sich die Gehhilfen in die Hand. Der lästige Shaggy darf als Henkersmahlzeit vier Sätze mit irgendwem rappen. Ist nur im rechtsfreien ECHO-Raum möglich. Udo Lindenberg bekommt zwei Echos. Ausnahmsweise nicht fürs Lebenswerk. Den bekommt BAP-Chef Wolfgang Niedecken. Gerade von einem Schlaganfall genesen. Nicht unmakaber. Schnell loswerden, das Ding. Auf der Bühne treffen sich noch Campino und der unvermeidliche Wim Wenders. Eben eingeflogen vom Dreh mit einer britischen Bridge-Spielerin, die mit 90 einen kubanischen Fotographen trifft, der ihr in Palermo das Schafkopfen beibringt. Dramatisch in schwarzweiß gefilmt. Fehlt noch, dass Joachim Gauck samt Saxophon auf die Bühne springt und mit Marius Müller-Westernhagen ein zittriges „Freiheit, Freiheit ist die einzige, die fehlt“ heult. Doch gerade als man beim Roten Kreuz einen Container Frischblut ordern will, betreten Sido und Bushido die Bühne.
Sie vergällen dem Publikum, das Gunther von Hagen höchstpersönlich plastinierte, die Stimmung so richtig. Freilich politisch unkorrekt. Sido paraphrasiert, dass es Lebenswerkpreise nur für Tote geben könne. Und weil Udo Lindenberg schon den Lebenswerk-ECHO hat, kann er unmöglich 2012 einen weiteren erhalten. Als Protest hält er sich den ECHO als Phallus-Verlängerung vor den Hosenlatz. Insider behaupten, die ARD-Intendanten griffen in diesem Moment kollektiv in die unterste Schreibtischschublade. Auch Asbach-Fach genannt. Bushido lässt sich ebenfalls nicht lumpen. Zunächst pinkelt er einem Sponsor ans Bein. Der habe ja einen Haufen Geld verdient, damit die Fans Sidos und Bushidos Video per Klick zum Sieger wählten. Dann dankt er Sony, dass er sein Album nicht bei Universal veröffentlichen musste. Stille.
Da wird‘s eng in den Kapillaren der Phono-Pharaonen. Das war eine Schnell-Kreuzigung. Jungs, ihr habt den Arsch am rechten Fleck. Hoffentlich auch nächstes Jahr, wenn es wieder heißt: „Und die MUMIE 2013 geht an…“