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Feuilleton als Fußgängerzone

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Kultur ist, das gehört einfach zu ihr, absurd. So erklärt es sich auch, dass gegenüber einem Blatt der Vorwurf der Provinzialisierung erhoben wird, gerade weil es das scheinbar Provinzielle aus seinen allgemeinen Seiten verbannt. Es handelt sich um die Süddeutsche Zeitung und ihren Beschluss, ihre Seite „Münchener Kultur“ im lokalen Teil abzulegen. Die Protestwelle, die im kulturell sensiblen München schon in den ersten zehn Tagen aufschäumte, sucht ihresgleichen.

Kultur ist, das gehört einfach zu ihr, absurd. So erklärt es sich auch, dass gegenüber einem Blatt der Vorwurf der Provinzialisierung erhoben wird, gerade weil es das scheinbar Provinzielle aus seinen allgemeinen Seiten verbannt. Es handelt sich um die Süddeutsche Zeitung und ihren Beschluss, ihre Seite „Münchener Kultur“ im lokalen Teil abzulegen. Die Protestwelle, die im kulturell sensiblen München schon in den ersten zehn Tagen aufschäumte, sucht ihresgleichen. Sie reicht vom Chef der Oper Peter Jonas über den Leiter der Salzburger Festspiele Peter Ruzicka bis hin zum Veranstaltungsleiter der Biennale Tilmann Broszat. Aber auch Münchens Oberbürgermeister Christian Ude oder Kreise der Wirtschaft teilten ihr Befremden unmissverständlich mit. Das war in den Chefetagen der SZ so gewiss nicht erwartet worden. Dort hatte man ans Sparen gedacht, also an weniger Seiten in der überregionalen Ausgabe. Und Sparen, die Politik macht es vor, lässt es sich besonders gut auf dem Sektor der Kultur, die vielen ohnehin nur als Badesalz oder Wimperntusche gilt.

Schön, dass dem dann doch nicht so ist. Die Feuilletons überregionaler Zeitungen fahren in letzter Zeit ohnehin eine rigide Linie. Der Gedanke, künstlerisches Tun durch Kritik zu begleiten, wird immer kleiner geschrieben. Nur noch große Events können hier reüssieren, Fragen des so genannten Zeitgeistes rücken hingegen immer stärker ins Zentrum. Und da haben natürlich Münchner Kulturaktivitäten nichts mehr verloren.

Nun ist aber die SZ nun mal ein regional gebundenes Blatt. Und das ist kein Manko, sondern macht viel von ihrem Charme, von ihrem individuellen Reichtum aus. Wenn jemand als Tourist nach München fährt, dann macht er es ja auch nicht wegen der Fußgängerzone, die so fatal ähnlich zu allen anderen innerstädtischen Laufstegen ist. Reiz und Interesse wachsen an der Basis. Was in München kulturell passiert, was in „Münchener Kultur“ erörtert wird, hat keineswegs den Charakter des Provinziellen, des nur regional Interessanten. Es sind Auseinandersetzungen um ein individuelles städtisches Kulturleben, Beispiel im positiven wie auch negativen Sinne für andere Städte, die vielleicht verwandte Probleme entdecken. Mit der Abdrängung der Seite auf das Regionale machte die Leitung der SZ klar, dass ihr an Kunst an der Basis allenfalls peripher gelegen ist. Das Feuilleton droht zur flurbereinigten und sterilen Fußgängerzone zu werden. Die zahlreichen Münchner Sponsoren von BMW bis Siemens könnten wohl ihre Schlüsse auch in Bezug auf „ihre“ Süddeutsche ziehen.

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