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Ganz versessen auf das Fach Musik...

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Zum Cluster „Von Fundis und Progris“, nmz 3/00, S. 4
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Die Schüler sind nicht grundsätzlich desinteressiert am Fach Musikerziehung. Es mangelt in erster Linie an insbesondere künstlerisch qualifizierten Lehrkräften. Nachdem ich selbst eine künstlerische Ausbildung hinter mich gebracht habe und mich immer noch künstlerisch betätige und weiterbilde, möchte ich hier betonen dass es einem echten Vertreter seines Faches durchaus gelingen kann, die Schüler zu begeistern. Meine Schüler sind ganz versessen auf das Fach Musikerziehung, wobei es ihnen insbesondere das Singen und Tanzen angetan hat. Von Seiten der Schulämter aber wird die Qualifikation zwar akzeptiert, nicht aber bei der Benotung und Beurteilung ausreichend berücksichtigt. Allzu oft drängt sich einem der Eindruck auf, dass hier ohne Rücksichtnahme auf die fachspezifischen Eigenheiten des Faches Musik und des musikalischen Lernprozesses (Stichwort: Modelllernen) geurteilt wird. Qualifizierte Musikpädagogen verlieren so nur allzu leicht ihre Motivation. Widersprechen muss ich dem Autor allerdings in seiner Meinung, dass wohl besonders die Pop- und Rockmusik im Schulunterricht der „Unter- und Mittelschichtschulen“ sprich Hauptschulen ihren Platz finden soll, während die europäische Kunstmusik dem Gymnasium vorbehalten sein soll. Diese Einschätzung erscheint mir etwas elitär.

Andreas Kolb spricht ein brennendes Problem der aktuellen Situation der Schulmusik an. Ich selbst unterrichte an einer Hauptschule mit dem Hauptfach Musikerziehung. Aus eigener Erfahrung kann ich die Thesen des Autors vom oft mangelnden Interesse der Schüler am Fach Musik und den Grabenkämpfen zwischen den Extremen „Tradition“ und „Fortschritt“ bestätigen. Nur sitzt das Problem tiefer: Die Schüler sind nicht grundsätzlich desinteressiert am Fach Musikerziehung. Es mangelt in erster Linie an insbesondere künstlerisch qualifizierten Lehrkräften. Nachdem ich selbst eine künstlerische Ausbildung hinter mich gebracht habe und mich immer noch künstlerisch betätige und weiterbilde, möchte ich hier betonen, dass es einem echten Vertreter seines Faches durchaus gelingen kann, die Schüler zu begeistern. Meine Schüler sind ganz versessen auf das Fach Musikerziehung, wobei es ihnen insbesondere das Singen und Tanzen angetan hat. Von Seiten der Schulämter aber wird die Qualifikation zwar akzeptiert, nicht aber bei der Benotung und Beurteilung ausreichend berücksichtigt. Allzu oft drängt sich einem der Eindruck auf, dass hier ohne Rücksichtnahme auf die fachspezifischen Eigenheiten des Faches Musik und des musikalischen Lernprozesses (Stichwort: Modelllernen) geurteilt wird. Qualifizierte Musikpädagogen verlieren so nur allzu leicht ihre Motivation. Widersprechen muss ich dem Autor allerdings in seiner Meinung, dass wohl besonders die Pop- und Rockmusik im Schulunterricht der „Unter- und Mittelschichtschulen“ sprich Hauptschulen ihren Platz finden soll, während die europäische Kunstmusik dem Gymnasium vorbehalten sein soll. Diese Einschätzung erscheint mir etwas elitär. Aus meinem Musikunterricht kann ich berichten, dass man auch Schüler der Hauptschule durchaus etwa für Opernmusik begeistern kann. Die Kunst liegt lediglich darin, eine kindgerechte Hinführung zu finden. Für meinen Unterricht in der fünften Jahrgangsstufe habe ich „Hänsel und Gretel“ von Engelbert Humperdinck ausgewählt. Obwohl die an Richard Wagner ausgerichtete Komposition alles andere als leichte Kost ist, waren die Schüler durchweg sehr begeistert und wollen unbedingt wieder eine Opernvorstellung besuchen. Ich würde deshalb davor zurückschrecken, den Musikgeschmack quasi unverrückbar verschiedenen sozialen Schichten zuzuordnen. Freilich war in früheren Zeiten die hohe Kunst dem Adel und dem Besitzbürgertum vorbehalten. Diese Zeiten sind aber gottlob vorbei und wir sollten uns bemühen, den Geschmack der Kinder unabhängig von der sozialen Schicht für jede Art von Musik – auch und gerade der Opern- und Konzertmusik – zu öffnen. Den Schülern würden wir sonst einen großen Teil des Musiklebens vorenthalten, während wir die „Kunstmusik“ in die Gefahr brächten, als die Musik der Elite allmählich auszusterben.  

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