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Hyper Fighter

Untertitel
Ferchows Fenstersturz 2017/09
Publikationsdatum
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Schepper. Tröt. Peng. Da knallen die Rotkäppchensektkorken in den deutschen Feuilletonredaktionen aber bis zur porösen Decke! Große Entdeckung. Pop wird wieder politisch. Keine Angst. Sigmar Gabriel kehrt nicht als Popminister zurück. Schuld sind Scooter. Schon mal gehört? Dieser blondierte Sänger, der im Tonstudio 190 mal pro Minute auf die „Uffzah“-Taste drückt und darüber – tonal tatsächlich auch noch falsch – „Hyper Hyper“ brüllt und dann wie ein Gartenzwerg unter dem Presslufthammer dazu hüpft. Liebe Kolleginnen und Kollegen! Scooter als Techno-Band zu bezeichnen hat durchaus was von Heldentod.

Bei so viel Frevel steht einer Hinrichtung mit Hilfe einer Flackerlichtorgel durch wahre Technojünger wenig im Weg. Und Pop in einem Absatz mit Scooter zu erwähnen, dürfte Puristen in die Nähe der von Trump ausgegrabenen Pershing-Legende denken lassen. Aushilfsweise mit Patronen, deren Hüllen in Splitter einer zerbrochenen Scooter-CD gewälzt wurden. Aber zum Kern des redaktionären Jubels: Scooter spielten kürzlich auf der Krim. Dafür reisten sie über Russland auf selbige. Schweres Vergehen, die von Russland annektierte Krim so zu betreten. Und: Zitter Zitter. Was für ein politisches Signal. Kim Jong-un sitzt seitdem beleidigt auf der stillen Treppe und Baschar al-Assad nennt seine Schergen jetzt „Schmetterlingsgruppe“. Mal ehrlich: Die Böhsen Onkelz in Israel. Das wäre politisch. Aber Scooter auf der Krim? Da war jede Metalband, die in den achtziger Jahren mit 20 Kilo Gras durch Osteuropa tourte, ja fast schon Opposition.

Leider, liebe Redaktionen, wurden im Sekträuschchen zwei Chancen dieses Scooter-Falls nicht erkannt. Erstens. Die illegale Reiseroute birgt Potenzial, Air Berlin wieder aufzupäppeln. Zweitens. Die deutsche Popbranche könnte sämtliche musikalischen Nervzwerge entsorgen. Wie? So. Air Berlin bietet täglich Flüge über Russland auf die Krim an. Im Flugpreis sind Konzerttickets für Helene Fischer, Florian Silbereisen, Xavier Naidoo (die Firma Polizei ist für ihn in Deutschland eh nicht zuständig), Sarah Connor, Andrea Berg, Michelle, Lena Meyer-Landrut, Nena und selbstverständlich den Grafen enthalten. Und der Transfer Konzert-Untersuchungshaft. Was das alles mit Scooter und Entsorgung zu tun hat? Bitteschön: Die ukrainische Staatsanwaltschaft hat ein Strafverfahren gegen Scooter eingeleitet. Acht Jahre Haft drohen der Band für die illegale Einreise. Na, klingelts? Allerdings, liebe ukrainische Behörden. Das angesetzte Strafmaß finde ich eher waschlappig. Da hat man doch andere historische Erfahrungswerte. Mit anschließender Sicherheitsverwahrung in einer kuscheligen ukrainischen „Kolchose“. Übrigens, Horst Seehofer scheint vom ukrainischen Konzept recht angetan zu sein. Laut unbestätigten Gerüchten soll er Angela Merkel bereits einen koalitionsfähigen Gesetzesentwurf vorgelegt haben, nach dem man Bayern nicht mehr nach Anreise über eines der übrigen Bundesländer betreten darf. Ich liebe Popmusik.

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