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„Klassikexperte“ Thomas Gottschalk setzte sich und die Musik in Szene.  Foto: Opus Klassik

„Klassikexperte“ Thomas Gottschalk setzte sich und die Musik in Szene.

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Klassik für alle?!

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Cluster von Mathis Ubben
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Es ist schwer, im Debatten-Topf der kulturellen Teilhabe zu kochen, ohne dass ein verwürzter Eintopf dabei herauskommt. Hier hat gerade erst das Angebot des KulturPass (siehe Nachschlag auf Seite 16) diesen eher als KulturFarce entlarvt und bewiesen, dass die Liste finanzieller Lock-Flops noch beliebig verlängert werden kann; dort werden im Publikum geduldete Flipflops als Gütesiegel der Willkommenskultur im klassischen Konzert identifiziert. Daran liegt es nicht? Und tatsächlich gab es nie mehr Musikvermittlungsprojekte, nie war es einfacher, mit totaler Spontanität in ein beliebiges Konzert zu gehen, gesamtgesellschaftlich leichter, an Kultur teilzuhaben.

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Deshalb ist die Grundwürze der Diskussion etwas verzwiebelt, denn während aus hehren humanistischen Idealen und gesellschaftlichem Legitimationsdruck an erleichterten Zugängen für weniger Privilegierte gearbeitet wird, lässt sich auch ein Großteil der eigentlichen Zielgruppe vom Angebot nicht überzeugen. Je älter und kleiner das Publikum wird, desto deutlicher spricht aus fast jeder dieser Diskussionen die tiefe Überzeugung, dass man nur genügend klassische Musik in den Menschen hineinvermitteln müsse, auf dass er zur kulturellen Erleuchtung fände.

Das hieße, dass die abwesenden Leute eben doch zu blöd wären, zu ungebildet! Jetzt ist die Suppe versalzen. Dabei stimmt der Satz auf eine Art, bildungspolitisch gibt es wenig Unterstützung. Problematisch ist aber die überhebliche Wertung und die gezogene Konsequenz der Klangkörper: Wenn das Programm kein Publikum findet, kann man natürlich mit mehr und mehr Aufwand versuchen, sich eines für das traditionelle Programm heranzuziehen. Wenn jede Konzertkarte aber ordentlich bezuschusst wird, kann man das eigene Programm auch selbstkritisch, ergebnisoffen und grundsätzlich zur Diskussion zu stellen. Und diese Überlegungen mindestens so stark fördern wie die konventionelle Tradition.

Wer das tut, très bien! Alle anderen müssen das Publikum nehmen, das auf den Tisch kommt.

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