Sage keiner, man hätte es nicht sowieso kommen sehen. Weil die Bürger angeblich so politikverdrossen sind, zahlt es einem die Politik jetzt heim mit Kulturverdrossenheit.
Anders kann man sich die andauernden Einsparrunden nicht erklären und anders kann man sich nicht erklären, wie Politik und Politiker in kulturellen Belangen durchdrehen. So sah neulich erst das Innenministerium des Landes Sachsen-Anhalt Anstand und Würde des Landeswappens verletzt, weil das Theater Dessau sich erdreistete, statt des bürgerverachtenden Spruches „Land der Frühaufsteher – wir stehen früher auf“ den inhaltlich korrekten „Wir sparen uns früher dumm“ unter das Landeswappen zu schreiben. Das geht gar nicht.
Unterlassungserklärung und Verbot der Verbreitung drohten die zu wenig schlafenden Bürokraten des Innenministeriums dem Intendanten an. Bei Demonstrationen ist es für die Staatsmacht ja einfacher, die kann man einkesseln und bei Beteiligten Personalien aufnehmen, sie gerne auch mal verprügeln oder in Gewahrsam nehmen. Was aber macht man bei Kulturaufständen?
Ist der Gedanke, dass man sich gegen administrative Entscheidungen auch wehren kann, erst einmal in den Köpfen drin, könnte das ja Schule machen. Dann hätte man es zur Not nicht nur mit Lobbyisten zu tun, sondern mit kreativen Köpfen, die dummerweise auch noch Bildungsfunktion mitausüben.
Berlin macht es so mit seinen Musiklehrern, die man dort auszuhungern versucht. Politik hat längst andere Ansprechpartner wie Bertelsmann, McKinsey und Co. Die sticheln nicht, die stacheln nicht, die biegen das gerade: gemäßigt aufrechte Kriecherei. Kultur muss dagegen angehen. Denn es geht nicht ums Geld, es geht um Hirn, Herz und Bauch. Die Politik will aber simpel zu steuernde Staatsmaschinen und deshalb muss sie Kultur verdrießen.