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Man muss dem NDR für alles danken, selbst für einen Unterfranken

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Ferchows Fenstersturz 2015/04
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Geht’s eigentlich noch, Herr Kümmert? Gewinnen und dann zurücktreten? Kennen wir sonst nur von Gerhard Schröder. Oder Hartmut Mehdorn. Was soll denn das bitte heißen, „Sie fühlen sich wirklich nicht in der Verfassung die Wahl anzunehmen“ und für Deutschland am ESC teilzunehmen? Let’s stick the finger to Germany, oder was? Der Zahnarzt sagt einem doch auch, dass eine Wurzelbehandlung bevorsteht. Noch so ein Vertreter der „Generation Ehrlos“. Und dann diese ätherische Entschuldigung. Das hat Raymond Babbitt 1988 als „Rainman“ schon besser zusammengestottert. Aber gut. Man stelle sich vor, Bushido wäre zurückgetreten.

Im Schlepptau zehn unrasierte Gartenzwerge: „Yo, ihr W******, mother****** und Bast****. Euren ver******* ESC könnt ihr euch in den ver****** A**** schieben. Scheiß auf die österreichischen Schw******* und Ho***. Ende der Wurst, äh Durchsage“. Da wäre aber im Ü-Wagen des NDR was los gewesen. HSV-Abstieg trifft Meeresspiegelanstieg. Jede Menge roter Bäckchen. Wobei dieser Zustand anhalten wird. Wir sprechen ja auch von Betrug. Christopher Posch sammelt bereits Klagen im Seniorenheim und Peter Zwegat ist längst im Schuldenbus auf Deutschland-Tour. Denn: Da rufen Omma, die Kümmert für ihren Enkel hält (Stichwort: Enkeltrick), und der Langzeitarbeitslose, weil Ähnlichkeiten und daher Mitleid mit Kümmert nicht ganz abwegig sind, ungefähr siebzehn Mal an und verschleudern das Kukident- beziehungsweise Tagessatzbudget von 3,50 Euro. Also nicht dass ich auf Redaktionskosten zirka 240 mal angerufen hätte, aber auch mein Anwalt sieht gute Chancen, die Kohle vom NDR zurückzubekommen.

Überhaupt, der NDR. Veterinär des ESC-Fleischbeschaus. Welcher Elferrat hat den Kümmert überhaupt passieren lassen? Sorry, der hat Brille, Bauch und Bart. Und sein Publikum laut bild.de schon diverse Mal mit der Kratzbürste angefasst. Zu Recht. Die haben sich echt was erlaubt: Hüsteln, Schnäuzen und Bierglas auf den Bierdeckel stellen, während Kümmert singt. Unverschämt! Aber: nichts Schlechtes ohne etwas Gutes. Im Zuge des Eklats bastelt Helene Fischer gerade an einer Presseerklärung. Ihr wäre nämlich eingefallen, dass sie sich in den letzten Jahren „wirklich nicht in der Verfassung befand“, ihre Echos anzunehmen. Denn gewissermaßen würde sie viel lieber in Miami auf Mini-Job-Basis im Sonnenstudio arbeiten. Gleiches ist von Unheilig zu hören. Die Plattenfirma schustert gerade eine Mitteilung zusammen, in welcher der Graf verlauten lässt, „eigentlich nie wirklich in der Verfassung gewesen zu sein, Musik zu machen“. Und große Hektik soll beim Management der Rolling Stones ausgebrochen sein. Keiner kann sich mehr an die Verfassung erinnern, in der sie eigentlich nicht wirklich in der Verfassung waren, einen Preis anzunehmen. Geschweige denn an den Preis. Falls es nicht ganz so rüberkam. Danke, Herr Kümmert. Für diese Sternstunde. Für den Mumm. Für die Geradlinigkeit. Und das in diesem Land.

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