Was für eine knallharte Ansage von Deutschlands härtestem Rocker, Marius Müller-Westernhagen. Mit „schmerzlicher Erkenntnis“ geigte der deutsche Ozzy Osbourne sein Eheaus in die gar nicht so interessierte Welt. Umgarnt von einer Melange aus Metaphern, die im VHS-Kurs „Scheißegal – Profifußballer spreche Deutsch auch“ ein distinguiertes Hüsteln verursachen. Fehlte nur, dass „Crowded House“ den Fehlgriff ihrer Karriere – „Don’t dream it’s over“ – im Schmalzmantel und drei Oktaven höher dazu sägen.
Klingt mehr nach Waschlappen als nach Rockmusiker. Wenigstens hat MMW ein neues Album im Gepäck. Den Soundtrack zur Trennung. Um selbige zu finanzieren. Ob dieses Land kollabiert, sollten sich Helene Fischer und Flori Silbereisen trennen? Stülpt sich Schröder dann wieder Gummizischpen über, um die Brühe auszulöffeln? Oder nölt Wulff wieder bei Bettina Schausten, dass er nicht in einem Land leben möchte, in dem man sich nicht einmal ordentlich von der eigenen Kratzbürste trennen kann? Egal. Rockmusiker ist anders. Versiffte Läusematte, fest installierte Kanüle in der Armbeuge und einen Eimer frisch gezapftes Blut von der letzten Tattoo-Session in Griffweite.
So wie Timothy Lambesis. Wie, kennen Sie nicht? Wo sind Sie denn bitte steckengelieben? Lambesis ist Sänger der Heavy-Metal-Band „As I Lay Dying“. So so. Sie hören keinen Metal? Ist ja jetzt auch irgendwie ganz schön borniert von Ihnen. Dann stellen Sie mal die Kultur-Lauscher auf Empfang, immerhin hat sich die Band nach dem Roman „Als ich im Sterben lag“ von William Faulkner benannt. Fragen Sie jetzt bloß nicht! Nun, Timothy Lambesis erging es wie MMW: Die Alte nervt gewaltig und motzt ab dem zwanzigsten Bier in Dauerschleife. Und das bereits vormittags. Wer kennt das nicht, liebe Männer? Nun könnte Mann einfach zum Anwalt gehen. Oder zu Timothy Lambesis. Im Vorzimmer standesgemäß die Anwaltspraktikantin belästigen, die letzte Nacht in den Aktenschredder kübeln und ein paar Tantiemen auf den Drachen überschreiben. Dann unterschreiben. Fertig. Nun aber nimmt die Geschichte ein paar Wendungen, die der wahren Rockmusik vorbehalten sind. Im Gegensatz zu anderen fackelt Timothy Lambesis nicht lange, um Brautzilla loszuwerden. Kein Geigenkonzert oder so. Er will sie weg haben. Ganz weg. Sie verstehen schon. Von der Bildfläche. Verscharrt in New Mexico. Dazu heuert er einen Auftragskiller an.
Klare Kante. Muss man konstatieren. Blöd jetzt nur, dass „Léon – der Profi“ sich tatsächlich als Filmfigur herausstellt und der von Lambesis angequatschte Profikiller Undercover-Agent ist. Ei verbibbsch! Ist schon Pech, in einem Land mit knapp 300 Millionen Auftragskillern, äh Waffen in Privatbesitz, ausgerechnet einen Cop anzustiften. „Sechs Jahre Haft“ lautet das nächste Album der Faulkner-Band. Strafmildernd soll das Gericht in San Diego gewertet haben, dass Lambesis während des Bestellvorgangs im „steroiden Rausch“ gewesen sei. Ich liebe amerikanische Rockmusiker!