Leserbrief zu „Phono-Graphie“ von Theo Geißler, nmz 5/06
Dass ein Veranstalter auf „sein Ding“ einen anderen Blick hat als der Kritiker, darf man in das weite Feld der Binsenwahrheiten platzieren. Hätten wir – um Objektivität und Kompetenz bemüht – keine eigene Sicht der Dinge, könnten wir es uns leicht machen und uns – dem Beispiel manch anderer Publikation folgend – auf den Abdruck mühe- und kostenloser Presse-Mitteilungen beschränken. Gern aber räumen wir auch „der anderen Meinung“ Platz ein, so sie eine unabhängige, eigene Sichtweise dokumentiert. Deshalb hätte es der bestätigenden Zustimmung des Musikratspräsidenten Martin Maria Krüger zur folgenden Mail des Vizepräsidenten Udo Dahmen gar nicht bedurft, um uns zur Veröffentlichung zu bewegen: Wir halten Udo für einen Pop-Experten mit durchaus eigen-artigem Blick. (nmz-Redaktion)
Mit Erstaunen habe ich im Beitrag von Theo Geißler auf der Frontseite der nmz 5/06 gelesen, dass die gemeinsame Initiative des Deutschen Musikrates und des Musik-Media-Verlages im Projekt „School-Jam“ als „leicht kommerziell müffelnd“ und „in recht schlichter Hitparaden-Manier abgegrast“ beurteilt wird. In den von mir besuchten Veranstaltungen war von der von Theo Geißler bemängelten Nähe zur Kommerzialität und auch von Hitparaden-Manier wenig zu spüren. Endlich ist der Deutsche Musikrat in der Lage sich Projekten zu öffnen, die in den Bereichen populäre Musik Brücken schlagen und Initiativen unterstützen, die den Graben zwischen der Industrie und den Schulen – Lehrern und Schülern zuschütten. Bands von Schülern und Lehrern, in gemeinsamer Initiative gegründet und entwickelt, spielen in 15 Semifinals, davon einige organisiert von Landesmusikräten, zeigen auf welch hohem Niveau inzwischen in Schulbands Musik gemacht wird. Im Ergebnis spielt die Gewinnerband bei Rock am Ring, die Schulen der Finalteilnehmer wurden mit Instrumenten ausgestattet und der Zweitplazierte startet auf Einladung des deutsch-französischen Jugendwerkes zu einer Konzerttournee durch Südfrankreich.
Individuelle Coachingmaßnahmen einzelner Landesmusikräte, der Pop-Akademie und einzelner Jurymitglieder schließen sich an die Semifinals an. Über die teilnehmenden Bands hinaus sind Schulen an sozialen Brennpunkten mit Instrumenten ausgestattet worden (zum Beispiel in Bonn). Darüber hinaus arbeitet die PopAkademie Hand in Hand mit dem Projekt School-Jam und dem Projekt School-Tours, zum Beispiel durch die Beteiligung der Jazz- und Rockschule Freiburg bei der Umsetzung von unter anderem flankierenden Weiterbildungsmaßnahmen für Musikpädagogen für den Bereich Schulmusik und gemeinsam mit dem VdM für den Bereich Musikschulpädagogik im zweijährigen berufsbegleitenden Lehrgang „Popmusik an der Musikschule“, der am 15. Mai 2006 in die zweite Auflage geht. Beide Initiativen werden bereits im dritten Jahr durchgeführt. Die Pop-Akademie hat darüber hinaus bereits im letzten Jahr unter dem Titel „School of Rock“ jeweils eintägige Coachings mit knapp 10 unterschiedlichen Themenfeldern von der Bandarbeit bis zum Producing, vom Texten bis zum Chor für Schüler der Altersstufen 10 bis 16 Jahre in 50 Schulklassen in Mannheim und Ludwigshafen durchgeführt. Dieses Projekt wird im nächsten Jahr erweitert in Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg durchgeführt werden. Ich würde mich sehr freuen, und dies ist auch im Bundesfachausschuss Populäre Musik mehrfach angeregt worden, wenn die Initiativen School-Tours und School-Jam unter dem Dach des Musikrates zu einer Kooperation finden könnten, zum Beispiel durch die Einbeziehung der Schulen der teilnehmenden Bands bei School-Jam et cetera. Als Vernetzer steht der Deutsche Musikrat jederzeit zur Verfügung. Darüber hinaus sind im Kongress „Zukunft Pop“, der am 20. Mai 2006 in der PopAkademie bereits zum sechsten Male stattfindet, im Panel Pop & Pädagogik, das übri-gens gemeinsam mit der Jazz- & Rockschule Freiburg (dem örtlichen Partner der letzten School-Tour-Veranstaltung) durchgeführt wird, alle Vertreter der oben genannten Initiativen vertreten und haben über den Bundesfachausschuss auch dort ausgiebig Gelegenheit, mögliche Vernetzungen zu prüfen. Darüber hinaus bin ich jederzeit zu einem Gespräch über mögliche Anknüpfungspunkte bereit.
Herzliche Grüße