Zwei Leserbriefe erreichten die Redaktion der nmz zu Statement Ulrich Rademachers Statement bei einer von der Bundestagsfraktion der Grünen initiierten Fachtagung im Deutschen Bundestag
Einhaltung der Standards
Zum Artikel von Ulrich Rademacher in der nmz 4/12, Seite 22
Zum Artikel von Ulrich Rademacher – Position des VdM zur Fachtagung der Grünen im Deutschen Bundestag:
Bei der Lektüre des Artikels kann der uninformierte Leser den Eindruck gewinnen, Lehrkräfte an Musikschulen würden durchgängig nach dem TVöD bezahlt. Gerne wüsste ich, für wie viel Prozent der Musikschulen in Deutschland dies gilt. Für viele gilt es jedenfalls nicht. Die hausgemachten Tarifverträge der nicht mehr öffentlichen, sondern nur noch öffentlich geförderten Musikschulen garantieren keinesfalls eine unserer Ausbildung und Berufserfahrung angemessene Bezahlung. Dass in dieser Situation Kolleginnen und Kollegen in der Selbstständigkeit die bessere Alternative sehen, zumindest, solange sie jung und gesund sind, ist nur naheliegend.
Es wäre wünschenswert, dass der VdM von seinen Mitgliedsschulen die Einhaltung bestimmter Standards verlangt.
Regine Kändler, Kassel
„Schule beginnt schon vor dem Unterricht“
Zur Stellungnahme von Ulrich Rademacher in der nmz 4/12, Seite 22
Das gegenwärtige System der öffentlichen Musikschulförderung unterstützt die Entstehung und Stärkung einer Zwei-Klassen-Gesellschaft in der außerschulischen kulturellen Bildung. Marketingstudien und andere wissenschaftliche Arbeiten weisen nach, dass die Musikschüler vor allem wohlhabenden Milieus entstammen. 70 bis 80 Prozent der Musikschüler an öffentlich geförderten Musikschulen, die nachweislich aus der Ober- und oberen Mittelschicht kommen, werden auch ohne besondere Begabung aus Steuermitteln gefördert, während begabte Kinder und Jugendliche aus den unteren oder mittleren Schichten in der Regel noch nicht einmal die Chance erhalten, sich um geförderte oder Freiplätze in der Musikschule bewerben können (...)
Der Verband deutscher Musikschulen e.V. (VdM) ist seit 60 Jahren ein wichtiger Pfeiler in der außerschulischen Musikerziehung. Über 428 Millionen Euro wurden dem VdM 2010 von Ländern und Kommunen für seine Arbeit zur Verfügung gestellt. Im Laufe der letzten 20 Jahre hat sich jedoch das Spektrum im Bereich der außerschulischen Musikerziehung deutlich erweitert. Ungefähr 300 öffentliche nicht geförderte Musikschulen, die im Bundesverband deutscher Privatmusikschulen e.V. (bdpm) organisiert sind, sorgen dafür, dass, zusammen mit den Musikschulen des VdM, weitgehend flächendeckend außerschulischer Musikunterricht erteilt wird. Wenn eine Musikschule in öffentlicher Trägerschaft zu ihren vielfältigen Angeboten auch rein individuelles Freizeitverhalten unterstützt und auch jene Kinder und Jugendliche in den (hoch) subventionierten Einzel- oder Gruppenunterricht aufnimmt, die sich mit mehr oder minder großer Anstrengung für in der Regel wenige Jahre mit einem Instrument beschäftigen wollen, dann kann man schwerlich von der Erfüllung öffentlicher und gemeinwohlorientierter Aufgaben sprechen. Diese Unterrichtsangebote sind de facto Freizeitangebote, die keine öffentliche Förderung legitimieren. Vielmehr entstehen Formen der Wettbewerbsverzerrung, weil private Anbieter diese Leistungen zu Recht ohne öffentliche Förderung anbieten.
Es muss das Ziel sein, die Menschen und nicht die Institutionen zu fördern (ausgenommen davon ist zum Beispiel die Ensemble- und Orchesterarbeit sowie die SVA). Ähnlich wie bei der Bildungs-Card, die unser Verband in ähnlicher Form bereits seit vielen Jahren gefordert hat, müssen alle sozial schwächer gestellten Familien die Möglichkeit haben, außerschulischen Musikunterricht bezuschusst zu bekommen.
Die Fraktionen im Kreistag des Landkreises Osterholz (bei Bremen) haben bereits ihre Konsequenzen aus den ihnen vorliegenden Informationen gezogen: Die örtliche VdM-Musikschule muss bis 2014 den Einzelunterricht kostendeckend ohne Zuschüsse anbieten und gleichzeitig mehr Geld für Sozialnachlässe zurücklegen. Erst dann wird ihr eine weitere Erhöhung der Zuschüsse gewährt.
Eric Ridder, 1. Vorsitzender „Landesverband Niedersächsischer Privatmusikschulen e.V.“ im „bdpm e.V.“