David Garrett ist Violinist, Backstagereporter, Filmheld und so vieles andere auch. Das macht er je nach Blickwinkel mit mehr oder weniger Erfolg. Als Erfolg darf aber gelten, dass ihm 2017 der Frankfurter Musikpreis zugesprochen wurde. Da reiht er sich ein unter Kollegen wie Hans Zender, Michael Gielen, György Ligeti, Udo Lindenberg oder Peter Sadlo.
Einer muss den Preis ja bekommen. Daran ist nichts auszusetzen. Verwunderung ruft allerdings die Begründung der Jury hervor. Garrett ist Musikpädagoge! „Das Kuratorium des Frankfurter Musikpreises lobt David Garrett als Künstler, dem es gelingt, durch seine Crossover-Projekte zahllose Menschen an die klassische Musik heranzuführen und gleichzeitig die Neugier für klassische Musik (…) zu wecken.“ Von zahllosen Menschen, die Garrett an die klassische Musik heranführe wird da geredet. Eine Leistung! Eine Leistung? Zahllos ist ja ziemlich viel. Wie hat man das wohl gemessen? Vielmehr stimmt, dass zahllose Lehrerinnen und Lehrer dies im Leisen leisten: (Groß-)Eltern, Geschwister, Tanten, Onkels und Freunde, Erzieherinnen und Erzieher in Kindergärten, Educationabteilungen bei fast jedem Orchester und Theater, Musiker und Musikerinnen. Jeder und jede, die oder der mit Musik jeglicher Art vertraut macht, leistet diese Arbeit – nachhaltig, aber leider preisunverdächtig. Nun avanciert David Garrett gewissermaßen zu deren Schutzpatron. Und das mit den höchsten Weihen übrigens.
Denn im Kuratorium des Frankfurter Musikpreises sitzen jeweils zwei Repräsentanten und -onkels der Deutschen Musikhochschulen und des Deutschen Musikrates, die zusammen sogar die Mehrheit des Kuratoriums bilden. Genau das ist das Unverständliche an dieser Preisvergabe. Stellen sich Musikrat und Musikhochschulen derlei Musiker als pädagogische und künstlerische Leitfiguren der Gegenwart und der Zukunft vor?