O-Ton eines „Runden Tisches”: „Wir brauchen Neues, Aufregendes. Einen neuen Sound. Ein neues Gesicht. Irgendwas mit Pop. Aber frischer. Innovativer. Keine Alanis-Morissette-Kopie. Einen eigenen Kopf soll sie haben. Eigene Ideen. Auf keinen Fall aber zu kommerziell. Eine starke Frau. Mit Power. Und guten Songs”. So klingen die revolutionären Gedankenstürme in austauschbaren Meetings, Konferenzen oder Creative Pools in plattenvervielfältigenden Unternehmen, wenn es um neue Strategien, Marketing- Konzepte oder Tools geht. Unwesentlich weniger ausphrasiert philosophieren Radioredakteure und Printredakteure. Einfach mal fordern. Um etwas gesagt zu haben. Ein Lebenszeichen von sich gegeben zu haben. Aus dem Format-Off. Aus den Redaktionen. Oder den A&R-Intensivstationen der gebrannten Kinder. Den Frauen und Männern kann geholfen werden. Weg von der Null-Linie. Hin zum Bluthochdruck.
O-Ton eines „Runden Tisches”: „Wir brauchen Neues, Aufregendes. Einen neuen Sound. Ein neues Gesicht. Irgendwas mit Pop. Aber frischer. Innovativer. Keine Alanis-Morissette-Kopie. Einen eigenen Kopf soll sie haben. Eigene Ideen. Auf keinen Fall aber zu kommerziell. Eine starke Frau. Mit Power. Und guten Songs”. So klingen die revolutionären Gedankenstürme in austauschbaren Meetings, Konferenzen oder Creative Pools in plattenvervielfältigenden Unternehmen, wenn es um neue Strategien, Marketing- Konzepte oder Tools geht. Unwesentlich weniger ausphrasiert philosophieren Radioredakteure und Printredakteure. Einfach mal fordern. Um etwas gesagt zu haben. Ein Lebenszeichen von sich gegeben zu haben. Aus dem Format-Off. Aus den Redaktionen. Oder den A&R-Intensivstationen der gebrannten Kinder. Den Frauen und Männern kann geholfen werden. Weg von der Null-Linie. Hin zum Bluthochdruck. Anjaka (Anja Krabbe, 28) heißt die neue Medizin. „Anjaka” heißt das Album. Zwölf tief gängige, herzschürfende Lieder. Gitarren, Samples, Rocksongs, Balladen. Im Strom der Zeit, aber nicht stromlinienförmig. Texte, die aus der eigenen vernarbten Seele sprechen. Melodien, die zum besten Flugbegleiter aller Zeiten avancieren. Weil Fliegen wichtig ist. Für Anjaka. Für das Album. Und dabei entdeckt man den eingebetteten, zementierten und manifestierten Sound, den die zuvor erwähnten Gefährten der Innovation gesucht haben: Gefühls- und Melodieelektronik ohne sich auszuschließen. Und eine Künstlerin, die Inhalte transportiert, ihnen Flügel verleiht.Als Kind war Anjaka der festen Überzeugung, fliegen zu können. Kann sie auch. Davon überzeugt einen dieses Album. Wenngleich der Fluggedanke eher einer Metapher entspricht. „Ich finde es schade, dass viele Menschen mit dem Erwachsenwerden ihre Träume und ihren Glauben verlieren und Songs nach dem Motto ’Ach könnte ich nur fliegen‘ schreiben. Mir geht es darum, diese Selbstverständlichkeit und diese Fantasie, die man irgendwann ja mal besitzt, zu erhalten”. Und höchstwahrscheinlich an einen Kindheitstraum anzuknüpfen. Den Anjaka in Ansätzen hatte. Denn Prinzessin wollte sie werden. Ging nicht. Ersatz musste her. „Ich dachte Popstar zu werden ist eine adäquate Ersatzlösung. Mit sieben lernte ich Gitarre und von da an war klar, dass Musik sehr wichtig in meinem Leben sein wird.“
Und so ist die Dreiteilung Anjakas unumgänglich. Person, Musik, Text. Wobei diese Pyramide nicht im Schneeball-System funktioniert. Anjaka sieht folgende Handlungsstränge im Dreiakter: „Der Anstoß zu den Songs entsteht durch ein Gefühl oder eine Beobachtung. Dazu entsteht im Kopf ein Film. Anschließend schreibe ich. Ich fahre und laufe eigentlich ständig durch die Gegend und schreibe diese Ideen, Texte und Geschichten auf. Später kristallisieren sich die Geschichten heraus, die ich erzählen möchte. Das hängt sich an einem Wort oder Platz auf. Dann greife ich zur Gitarre oder zum Keyboard und beginne das in ein Lied zu verwandeln.“ Mit Gefühlen, die elektronische Unterstützung bekommen. Aber warmherzige, nicht opulente. Zusammen mit Derek von Krogh (Produzent) arbeitet Anjaka ihre „raschen Demos” zu rauschenden Songs aus. „Obwohl es gar nicht so einfach war, Derek von Krogh als Produzenten durchzusetzen”, fügt Anjaka hinzu. „Dereks Wände sind eben noch nicht mit goldenen Schallplatten tapeziert und eine etablierte Plattenfirma greift in derartigen Fällen doch schon mal gern auf Erfolgsgaranten zurück”. Hat sie nicht. Dafür sollte man der Plattenfirma dankbar sein. Anjakas Intention, Geist und Inspiration blieben unberührt. Und so fügen sich Person und Musik zum abschließenden, harmonischen Textbeitrag. Nie wurden Zeilen wie „Ich finde Dich so schön wenn Du weinst” erbarmender, finaler und betreffender vorgetragen. Eben weil Text und Melodie eine Flut der Gefühl-Bestandsaufnahme verursachen und Themen auf den Punkt bringen. „Mir ist es ein Anliegen, auf Themen wie Gewalt und Missbrauch in Familien hinzuweisen. Problematiken, die häufig totgeschwiegen werden. Ich bin gelangweilt von der ewig gleichen Sülze im Formatradio. Noch dazu kenne ich Menschen, denen Missbrauch widerfahren ist. Das ist eines der größten Probleme, das gedeckelt und verschwiegen wird. Ich möchte keineswegs dazu auffordern, sich aus dem Fenster zu stürzen, wie das beim Song ’Doch ihr Lächeln war da‘ der Fall ist. Vielmehr möchte ich erreichen, dass darüber gesprochen wird, dass man sich mitteilt.“ Als Großstadtkind und Berlinerin kennt Anjaka diese Problematiken sehr genau. Und sie liebt jene Großstädte, deren geballte Ladung an Energie und die dazugehörigen Konflikte. „In einem Dorf auf dem Land würde ich durchdrehen.“ Deswegen zog sie von Berlin nach Hamburg und nicht nach Delmenhorst. Und spricht nicht nur über Themen, sondern handelt. Als Patin des Projektes „Off Road Kids” setzt sie sich für Straßenkinder ein. „Ich habe ein 17-jähriges Mädchen aufgenommen, die bei mir wohnen konnte, bis sich ihr Leben wieder normalisiert hatte. Durch meine Musik möchte ich als Künstlerin natürlich auch Hoffnung vermitteln.“ Motivation für dieses Engagement war auch die Tatsache, dass Anjaka ihren Beruf als Musikerin sehr wohl richtig einzuschätzen weiß: „Ich empfinde diesen Beruf als sehr luxuriös. Ich kann mir Geschichten ausdenken, herumspringen, nächtelang wach sein und mit meinen Freunden unterwegs sein. Und bekomme dafür noch Geld. Es ist einfach ein Traumberuf.“