Body
RAMMSTEIN: Engel
Es kann bedenklich stimmen, wenn diese monumentale Wotansmusik so vergnügt in die deutschen Charts gekauft wird. Denn faszinierend scheint weniger der Song selbst zu sein (simple A-B-Struktur). Der erzählt schließlich nur von dem Gedanken, daß Engel traurige Gestalten sind, weil sie hinter der Sonne leben. Vielmehr stößt das heischerische Spiel mit den Ornamenten einer faschistischen Ästhetik auf (stampfender, sequenzer-betriebener Beat, hallender Drohgebärdengesang mit rollendem Parteitags-„Rrr", im Kontrast zur perlenden Reinheit der Engelsstimmen). Diese Schmuckhülsen sind freilich hohl, spätestens das Video outet die ostdeutsche Band als, pardon, einfallslose Einfaltspinsel. Umso seltsamer, daß die dort inszenierte gelackte Endzeitstimmung samt einer geklauten Sequenz aus dem Kinofilm „From Dusk till Dawn" so viele Käufer animiert hat.
HANSON: MmmBop
Die amerikanische Unterhaltungs-Industrie schafft es immer wieder, kleine Sensatiönchen aufzubauen. ,,Klein" darf man wörtlich nehmen, denn die drei Hanson-Brüder aus Oklahoma sind gerade mal 16, 13 und 11 Jahre alt - haben diesen fröhlichen Sommerhit doch komplett selbst geschrieben. Und wieder geht es zwischen Strophen und Refrains munter hin und her, die Lyrics werden eher lautmalerisch eingesetzt (siehe Titel), die Instrumente im soliden Arrangement eingesetzt (gedoppelte Gitarre, heimeliger Orgelsound, kleine Scratches als Soundstütze) -und alles im Zeichen des überschäumenden Spaßes. So selbstbewußt und selbstverständlich, wie die drei durch’s Video tollen, so quasi ,,natürlich" quillt der Groove des sonnigen US Strandlebens aus den drei Kids heraus. Das ist beängstigend gut gemacht. Nun ist man gespannt auf den Klatsch aus der Familie Hanson...