Im Wort Er„fahr“ung steckt bereits die Idee für das Konzept einer „public private partnership“ wie sie der Autokonzern BMW beim neuen Festival „Jazz & more“ mustergültig vorführt. Christiane Zentgraf, bei BMW zuständig für die Abteilung Kulturkommunikation, über ihr Konzept: „Wir als BMW sind sehr stark zukunftsgewandt, deshalb liegt unser Augenmerk schwerpunktmäßig auf der Neuen Musik.“ BMW vergibt beispielsweise den BMW-Kompositionspreis der musica viva, oder unterstützt die Avantgarde-Reihen „Unterwegs. Musik erfahren“ im Marstall und „Jazz & more“ in den Kammerspielen – aus letztgenannter ging jetzt das gleichnamige Festival hervor.
Jährlich werden derzeit europaweit 25 Jazzfestivals gegründet. Dies ergab eine Studie zur „Europäischen Jazzfestivalszene“, durchgeführt von einer privaten Beraterfirma. Jeder Euro des eingesetzten Festivalbudgets, so die Studie weiter, führe zu einem direkten Nutzen von mindestens einem weiteren Euro in der Festivalregion. Der direkte Geldrückfluss betrage im Schnitt das 6,3-fache der initial geleisteten Subventionen und Fördermittel. Neben diesen kommerziellen Aspekten nehmen Festivals innerhalb des Musikbetriebes schon immer einen besonderen Platz ein: Sie bieten einen letzten idealen Raum, der Unterhaltung erlaubt, soziales Erleben ermöglicht und auf der anderen Seite das Treffen unter Gleichgesinnten bietet. Sie geben dem Zuhörer Existenzielles zurück: Menschen wollen sich spüren in einer Erfahrung, die sie gemeinsam machen. Im Wort Er„fahr“ung steckt bereits die Idee für das Konzept einer „public private partnership“ wie sie der Autokonzern BMW beim neuen Festival „Jazz & more“ mustergültig vorführt. Christiane Zentgraf, bei BMW zuständig für die Abteilung Kulturkommunikation, über ihr Konzept: „Wir als BMW sind sehr stark zukunftsgewandt, deshalb liegt unser Augenmerk schwerpunktmäßig auf der Neuen Musik.“ BMW vergibt beispielsweise den BMW-Kompositionspreis der musica viva, oder unterstützt die Avantgarde-Reihen „Unterwegs. Musik erfahren“ im Marstall und „Jazz & more“ in den Kammerspielen – aus letztgenannter ging jetzt das gleichnamige Festival hervor. Wenn wir uns zudem auch als Marke sehen“, so Christiane Zentgraf weiter, „die ein Produkt realisiert, das zu fahren Spaß macht, dann werde ich mich eher auf ein künstlerisches Gebiet begeben, wo ich diese Freude ohne Vorwissen, einfach durch Empfindung, durch Dabeisein, durch ein Live-Erlebnis kriegen kann – und das ist für mich Jazz, und zwar so wie er auf diesem Festival gemacht wird.“Das Festivalprogramm, das sich über den erfreulich langen Zeitraum vom 16. Mai bis 4. Juni erstreckt, wartet mit Namen auf, die man zunächst nicht in einem Jazz-Zusammenhang erwartet: Salome Kammer, Sabine Meyer, Kinderkonzerte in der Schauburg, Ulrike Haages „Kalâm“-Tanzoper sowie Text-Musik-Collagen mit Raymond Federman oder Jörg Hube. Neben Künstlern aus Deutschland stehen Musiker aus Frankreich, Italien, den Niederlanden und Großbritannien im Zentrum. Die Amerikaner fehlen.
Dazu der „Jazz & more“-Vorsitzende Josef Dachsel: „In unserem Programm sieht man eines: die neuen Entwicklungen spielen sich nicht in Amerika ab, sondern in Europa oder im Rest der Welt. Gleichwohl werfen wir einen Blick zurück, mit Johnny Griffin, einem Giganten aus der Bebop-Zeit. In München war der 25 Jahre nicht mehr.
Zu uns kommen die Älteren, aber auch die Jungen. Die hören sich das undogmatisch an: die sagen nicht, wir gehen heute in ein Jazzkonzert, sondern wir gehen heute in ein spannendes Konzert. Da sind wir glücklich darüber, das beabsichtigen wir auch.“
Das Festival wird etwa zur Hälfte aus den Millenniumstöpfen des Freistaates Bayern und der Landeshauptstadt München sowie der BMW Group finanziert.
Es ist als einmaliges Festival angekündigt – über eine mögliche Zukunft als Jazzbiennale spekuliert zwar mancher, doch die Verantwortlichen winken noch ab: Es sei zu früh, jetzt schon Konkretes darüber zu sagen. Das Großereignis „Jazz & more“ ist ein interessantes Beispiel für eine Kombination aus Subvention und privater Finanzierung.
„Normalerweise sucht die öffentliche Hand in Gestalt einer Kulturinstitution unsere Förderung “, meint Christiane Zentgraf, „und sagt zu BMW: Private, unterstützt uns. In diesem Fall war es umgekehrt: Wir, die Privaten, sagten, da machen wir mehr draus – angestoßen allerdings vom Kultusministerium. BMW-Kulturkommunikation und die Verantwortlichen von „Jazz & more“ haben dann Überzeugungsarbeit geleistet, beim Staat und bei der Stadt: eine Umkehrbewegung, die sich dann wieder titulieren lässt als öffentlich-private Partnerschaft.“
Die Initiative des Global Players und seiner Bayerischen Mitspieler beschreitet – oder müsste ich schreiben „befährt“ – auch in anderer Hinsicht neue Wege. Amelie Knoblauch, künstlerische Leiterin des Jazzfestes, legt besonderen Wert auf die Spielorte als Teil des Gesamtkonzeptes. Da ist nicht länger die Rede von „üblichen“ Münchener Jazz-Locations wie der Philharmonie oder dem Orffsaal im Gasteig.
Gespielt wird im Neuen Haus der Münchener Kammerspiele (Improvisierte Musik im neurenovierten Theater), in der Muffathalle (Dance-Kultur), im Einstein Kulturzentrum (Unterfahrt als Jazzkeller und Echtzeithallen für die Neue Musik), im Saal des Diomedes in der Glyptothek (Museum des Altertums), Prinzregententheater (Everdings Schatzkästlein), Filmmuseum (Cineastentempel), BMW Pavillon (Jazz im Autosalon) und in der Schauburg (Konzerte für Kinder).
Vielleicht verpufft das Dreiwochen-Festival nicht als einmaliges Millenniumsfeuerwerk, sondern stellt nur den Urknall dar für Nachfolgeprojekte, dann kann ein Ansatz, wie ihn „Jazz & more“ bietet, der Jazzmusik eine Zukunft geben.