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Traditionelles und gefährdete Kostbarkeiten

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Wieland Ulrichs stellt Weltmusik-Labels vor
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Die Firma „Acoustic Music Records“ (Rough Trade) des Osnabrücker Steelstring-Gitarristen Peter Finger veröffentlicht naturgemäß viele Gitarren-CDs, hat aber in letzter Zeit die „Ethno-Abteilung“ mit wichtigen Titeln ausgebaut. Zuguterletzt sei in der deutschen Abteilung noch ein Geheimtip genannt. „Feuer & Eis“ (Fuldastr. 40, 47443 Moers) ist das kleine Label des Rundfunkjournalisten Birger Gesthuisen mit Titeln etwa aus Madagaskar, Norwegen oder der Türkei. Das Vorbild der obengenannten Berliner Institution ist die „Maison des Cultures du Monde“ (101 bd Paspail, 75006 Paris) mit interessanten Veranstaltungen. „Inédit“ ist das hauseigene Label mit zahlreichen empfehlenswerten Titeln, teilweise live aufgenommen, im Vertrieb von PMS. Die erläuternden Texte sind allerdings nur auf Französisch und Englisch. „Ocora“ ist das Label von Radio France, welches in Paris auch diverse einschlägige Konzerte zu äußerst günstigem Eintritt anbietet. Die über den Helikon-Vertrieb erhältlichen Weltmusik-CDs sind uneingeschränkt zu empfehlen, es sei jedoch vor dem miserablen deutschen Übersetzer gewarnt, der manche Information geradezu entstellt; die englische Fassung ist indes oft besser als das französische Original. Altbekannt dürfte „Le Chant du Monde“ sein. Die wiederum von Helikon vertriebenen CDs enthalten häufig Feldaufnahmen und sind in meist opulent ausgestatteten Heften nach wissenschaftlichen Kriterien auf Französisch und Englisch kommentiert. Für den Einsteiger sind diese Titel möglicherweise zu ausführlich – für den Sammler sind sie unverzichtbar. Nicht unerwähnt bleiben soll auch die kleinere „Unesco Collection“ (PMS), die – unterstützt vom Internationalen Musikrat – kleine gefährdete Kostbarkeiten konserviert und knapp, doch informativ auf Französisch und Englisch kommentiert. Ebenfalls knapp auf Französisch und Englisch erläutert sind die zugleich qualitativ guten CDs von „Arion“ im TIS-Vertrieb, die sich alle für den Aufbau einer „Weltsammlung“ eignen. Wer sparen will, sollte sich um das Label „PlayaSound“ (PMS) mit seinen zahlreichen Titeln aus aller Welt kümmern. Zu günstigem Preis gibt es gute Aufnahmen, allerdings lassen die französisch-englischen Begleittexte erheblich an Informationsgehalt zu wünschen übrig. Für Einsteiger interessant ist die Reihe „Escale“, die jeweils zu einer kleinen Rundreise durch ein Land oder eine Gegend einlädt. Eine ähnliche Reihe gibt es auch bei „Silex“ (PMS), französisch und englisch deutlich besser begleitet und gar mit einer Landkarte der Reiseroute ausgestattet. Die sonstigen Silex-CDs bringen viel Französisch-Traditionelles, auch Hörenswertes im Grenzbereich zum Jazz, und dürften damit einen gewissen Trend in Frankreich dokumentieren. „Al Sur“ (FMS) veröffentlicht Musik aus der gesamten Mittelmeer-Region mit guter französisch-englischer Dokumentation. Weitere französische Labels, auf die Sie achten sollten, sind „Frémeaux“ und „Musique du Monde“ (beide bei FMS) oder „Pierre Vérany“ (PMS). Auf den britischen Inseln gibt es eine Unmenge von Kleinstlabels, die ich hier nicht berücksichtigen kann, auch will ich hier nicht die Firmen nennen, die speziell „Anglo-Musik“ veröffentlichen. Ein weltumspannendes Programm bieten eigentlich nur zwei hierzulande erhältliche Firmen: „Topic“ (FMS) und „Ace“ (TIS). „Folkways“ ist ein legendäres, sozialpolitisch motiviertes, amerikanisches Label, welches 1987 beim Tod seines Gründers Moe Ash exakt 2.168 (!) liebevoll englisch dokumentierte Titel mit Musik aus aller Welt lieferbar (!) hatte - die alten LPs besitzen großen Sammlerwert. Die Smithsonian Institution in Washington, DC, hat das Programm übernommen und auf „Smithsonian/Folkways“, quasi dem einzigen unkommerziellen Label überhaupt, inzwischen zahlreiche CD-Neuauflagen, aber auch neue Titel herausgebracht. Fordern Sie beim europäischen Exklusiv-Vertrieb Koch International (Lochhamer Str. 9, 82152 München) den SF-Gesamtkatalog an; was (noch) nicht auf CD gekommen ist, gibt es als Kassette. Das Angebot ist einfach unglaublich. Ebenfalls einmal rund um die Welt reisen können Sie mit den Labels „Arhoolie“ (FMS), „Shanachie“ (Koch Int.) oder „Rounder“ (Inak). „Yazoo“ (Koch Int.) hat sich überwiegend auf die Veröffentlichung historischer Aufnahmen spezialisiert; dort finden Sie Folklore-Klänge aus der guten alten Schellack-Ära. Die österreichische Label- und Vertriebsfirma „Extraplatte“ vertreibt hierzulande einen Teil ihrer „Alpin-“ und „Multikulti-“ Titel über EFA. Der gesamte Katalog ist jedoch auch per „Extraplatte Mailorder“ (Dorfstr. 12, 84529 Tittmoning, zwei Mark beilegen) erhältlich. Volksmusik aus Skandinavien gibt es auf fast allen bereits genannten Labels. Originäre Labels sind überwiegend nur direkt zu bekommen und da wird man über die große Bandbreite staunen, denn zeitgenössische skandinavische Volksmusik ist erheblich mehr als „nur“ Traditionelles. Was Finnland betrifft, so gibt es einen firmenübergreifenden Katalog kostenlos vom „Finnish Music Information Centre“ (Lauttasaarentie 1, FIN-00200 Helsinki), der schon wegen seiner vielen Fotos interessant ist. Die Firma „Digelius Music“ (Laivurinrinne 2, FIN-00120 Helsinki) liefert jegliche finnische Veröffentlichung per Post. Einige Labels sind hierzulande im Vertrieb von FMS. So gut wie alle schwedischen Labels bekommt man von „Amigo Musik AB“ (Norrbackagatan 47, S-10231 Stockholm). Schließlich gibt es noch ein multinational agierendes Label, bei dem Sie selbst entscheiden müssen, ob Sie seine Produkte kaufen wollen. In Deutschland heißt es ARC Musik, wobei das Akronym für „affinity“, „reality“ und „communication“ steht, drei zentrale Begriffe der Scientology. Die Alleingesellschafterin und ihr Mann sowie der Geschäftsführer sind Scientologen und namhafte Spender der Sekte; die Firma arbeitet nach scientologischen Prinzipien. Eine direkte wirtschaftliche oder organisatorische Verflechtung von ARC und Sekte konnte bisher nicht gerichtstauglich nachgewiesen werden (Ihr Verfasser mußte zurückstecken), aber man kann sich ja seine Gedanken machen ... Das Ausfüllen der jedem ARC-Produkt beiliegenden Postkarte erscheint aus datenrechtlichen Überlegungen riskant. Sicher, diverse Länder habe ich hier nicht berücksichtigt. Doch indonesische Musik beispielsweise ist bei mehreren Labels bestens vertreten, und ähnliches gilt zumeist für den Rest der Welt auch. Versandhandel Mehrere Adressen seien an dieser Stelle genannt. „CeDisc“ (Am Hirtenberg 14, 37136 Bösinghausen, 05507/846) führt etwa 30 verschiedene Labels im Versandprogramm, welches neben allerhand Keltischem auch Singer-Songwriter, Gitarrenmusik etc. umfaßt. Bei CeDisc erhalten Sie speziell auch CDs, die anderswo nicht im Handel erhältlich sind. Ein großes Tonträger-Sortiment führt der „Kaspar Hauser Buchladen“ (Richard Illig, Rosenbachstr. 7, 91522 Ansbach, T. 0981/1 39 70), der sich auch als Versandhandel versteht. Im wesentlichen führen die Ansbacher die Tonträger der namhaften Vertriebe. Ebenfalls gut bestückt mit handelsüblichen CDs ist das Geschäft „Old Songs New Songs“ (Bochumer Str. 164, 44866 Bochum, T. 02327/88 2 48). Weitere Adressen, Kritik, Ergänzungen oder Wünsche an die neue musikzeitung oder direkt an W. Ulrichs, Tannenweg 14, 37085 Göttingen, Fax 0551/79 26 81, e-mail W.Ulrichs [at] LINK-GOE.de (W[dot]Ulrichs[at]LINK-GOE[dot]de) .

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