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In dieser Folge möchte ich Ihnen aus einer Unmenge von Informationen zum Thema Weltmusik allerhand CD-Labels mit Bezugsquellen vorstellen. Aktualisierungen werden gelegentlich notwendig sein. Ich will mir jedoch Mühe geben, von Mal zu Mal bestimmte Aspekte herauszugreifen und Ihnen dazu möglichst viele Informationen an die Hand zu geben. So werden hier gelegentlich auch didaktische Hinweise oder Anregungen zum Instrumentenbau einfließen.
„Label“ war ursprünglich der Aufkleber in der Mitte der Schallplatte. Durch graphische Gestaltung wurde das Label zum Markenzeichen, und manche Plattenfirma legte sich mehrere Labels zu, mit denen sie unterschiedliche Käuferschichten ansprach. Im Zeitalter des digitalen Tonträgers gibt es den Aufkleber nicht mehr, wohl aber das Markenzeichen.
Wenn ich im Folgenden einige Labels vorstelle, treffe ich eine Auswahl aus Hunderten von Namen. Heute möchte ich mich auf Labels konzentrieren, die im wesentlichen Weltmusik (das heißt Musik aus aller Welt) veröffentlichen. Firmen, die sich auf Teilbereiche spezialisiert haben, werde ich zu einem anderen Zeitpunkt vorstellen, Blues-Labels etwa dann, wenn ich zum Thema Blues komme. Und allerhand Mini-Labels bleiben schon aus Platzgründen unberücksichtigt.
Häufig ist es schwierig, an gute Weltmusik-CDs zu kommen. Manches gibt es auch, manches nur im Versandhandel, weshalb Sie dafür unten einen eigenen Abschnitt finden. Anderes gibt es im „normalen“ Handel, aber finden Sie einmal ein Geschäft, das Ihnen irgendeine halb obskure CD bestellt! Die relevanten Labels werden, wie der Markt es will, von einer guten Handvoll Import- und Vertriebsfirmen an die Geschäfte geliefert. Wenn Sie Ihr Stammgeschäft nicht allzu sehr piesacken wollen, müssen Sie folgende Angaben neben dem Namen der Interpreten und dem Titel machen: Labelname, labeleigene Bestellnummer, Vertriebsfirma. Sie können Ihren Händler aber auch bitten, bei der Vertriebsfirma für Sie einen Katalog anzufordern, den es in der Regel umsonst gibt. Die Label-Kataloge mit Abbildungen und natürlich mit anpreisenden Kommentaren sind informativer als die Vertriebskataloge, da letztere meist nur aus endlosen Tabellen bestehen.
Sollte es Sie nach Frankreich führen, so fragen Sie einmal nach der FNAC. Diese gewerkschaftsnahe Bildungs- und Handelseinrichtung hat in allen größeren Städten Niederlassungen, wo einem das Weltmusikangebot in den CD-Abteilungen die Augen übergehen läßt. Doch Vorsicht: die FNAC ist zwar billiger als andere Geschäfte, dennoch sind CDs in Frankreich spürbar teurer als bei uns. Kaufrausch-Anfällige lassen daher beim ersten Besuch besser die Brieftasche zu Hause... London übrigens ist das Athen nicht der Eulen, sondern der Second-Hand-Plattenläden, die oftmals spezialisiert sind; hier macht das Stöbern Spaß, und bevor Sie Ihre garantiert knisternde Schallplatte erstmals hören, sollten Sie sie mit etwas Spülmittel bekleckern und unter den Wasserhahn halten. Einschlägige Adressen finden Sie in den üblichen Magazinen; das beste Veranstaltungsmagazin dürfte „Time Out“ sein.
Die kleine Frankfurter Firma „Network Medien“ (Merianplatz 10, 60315 Frankfurt) hat verschiedene interessante CDs im Programm, mit denen sie auch schon Preise gewonnen hat. Insbesondere haben sich die Networker den Zugriff auf die Schätze des WDR-Volksmusik-Archivs gesichert, woraus alle paar Monate CD-Siebenerpacks als „WorldNetwork“ veröffentlicht werden, die auch einzeln erhältlich sind. Hier können Sie praktisch blind bestellen – die Network-CDs sind alle hervorragend produziert, gut kommentiert und auch noch preiswert. Allerdings gibt es sie nur im Versand von Zweitausendeins.
„Wergo“ ist das Label des Hauses Schott im eigenen SMD-Vertrieb. Wergos Weltmusik-Reihe, großteils auch live produziert in Zusammenarbeit mit dem Haus der Kulturen der Welt in Berlin und dem SFB, kann nicht nur hierzulande als vorbildlich gelten, was Auswahl, Tontechnik und Dokumentation in den Heften betrifft. Allerdings muß man für die CDs schon etwas mehr Geld hinlegen. Bei einem Aufenthalt in Berlin sollten Sie sich unbedingt nach den Veranstaltungen in der „schwangeren Auster“, dem Haus der Kulturen, erkundigen (John-Foster-Dulles-Allee 10, 10557 Berlin, Info-T. 030 / 39 78 70, Mo.-Fr. 9-17 Uhr). Direkt in Berlin beheimatet ist „Piranha“ (EFA) mit afrikanischem Schwerpunkt, aber auch mit einigen anderen Titeln, die allesamt in Aufmachung und Auswahl einen gewissen Zeitgeist ausströmen. Ähnliches gilt für die hervorragend kommentierten Titel vom Münchner „Trikont“ (Indigo), dessen Themen vom Alpenrap über La Paloma bis nach Louisiana reichen. Der deutsche Lateinamerika-Musikexperte überhaupt ist Claus Schreiner mit seinem dtv-Buch „Musica latina“. Sein Label „Tropical Music“ (Postfach 2230, 35010 Marburg) ist direkt und über ARIS zu beziehen. Neben Trinidad und Tobago betreut er die portugiesische Sprachwelt, hat aber auch so namhafte Leute wie Mercedes Sosa im Programm.
Weniger spektakulär ist der „Verlag der Spielleute“ (Langlosenweg 14, 64385 Reichelsheim), der „handgemachte“ Musik aus der deutschen Szene veröffentlicht und verschiedene ausländische Titel vertreibt. Neben dem CD-Programm gibt es auch (Tanz-) Noten und Lehrbücher etwa für Instrumente wie Drehleier oder Dudelsäcke. „Wundertüte“-CDs (da-music oder CeDisc, siehe unten bei Versand) bringen ebenfalls Musik aus der deutschen Szene, aber auch aus Irland und von anderswo.
Fortsetzung nächste Ausgabe