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Auf der Suche nach dem nachhaltigen Publikum

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Zur problematischen Entwicklung der Singkultur in Europa
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Heimlich haben viele, die in Chören oder anderweitig Singen anleiten, manchmal mit neidischem Auge in Länder geschielt, die diese Probleme nicht hatten. Nun werden aber auch aus vielen europäischen Ländern von England bis Ungarn (!) große Sorgen gemeldet, was musikalische Grundkompetenzen des Singens angeht. Dabei wiesen diese Länder bis jetzt durchaus eine weniger gebrochene Tradition auf als Deutschland mit seinem begründet schwierigen Verhältnis zum umgangsmäßigen und gemeinschaftsorientierten Singen. Holt uns hier die Globalisierung vielleicht „nachhaltig“ ein? Ein übergreifendes Projekt in der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Chorverbände (ADC), Aktivitäten im Landtag Baden-Württemberg, der euphorische Versuch des Karl Adamek, eine neue Singbewegung ins Leben zu rufen und vieles andere belegen: Initiativen zur Förderung des Singens haben derzeit Hochkonjunktur. Wenn solche Unternehmungen nicht Strohfeuer bleiben, so können sie im besten Falle Vorhandenes an der Basis vernetzen, dies öffentlichkeitswirksam nach außen tragen und damit zeitweilig verstärken. Überall dort, wo Musik über magischen oder funktionalen Zusammenhang hinaus als Vorführung oder Konzert stattfand, wurde das Publikum dafür durch Erziehung oder Sozialisation herangebildet. Wenn man sieht, wie der Stellenwert des Fachs Musik – besonders in den weiterführenden Schulen – gegenwärtig wieder reduziert wird, muss bezweifelt werden, dass dieser Erziehungsauftrag noch ernsthaft gewollt ist. Natürlich gilt es daher für angemessenen Musikunterricht in den Schulen zu kämpfen. Aber: Je problematischer sich die Situation darstellt, umso wichtiger ist unser außerschulischer Bildungsauftrag als Chorerzieher zu nehmen.

Nachhaltigkeit ist derzeit in aller Munde. Nicht nur bei den erneuerbaren Energien. Wir lesen Kritiken über den „nachhaltigen“ Eindruck, den ein Konzert hinterlassen habe. Oder war vielleicht nur der (wie lange?) nachwirkende Eindruck damit gemeint? Ein Bildungsvorgang, der dazu führt, dass ein wissendes Publikum immer wieder zu Konzerten mit bestimmter Musik geht, ist damit jedenfalls noch nicht ausgelöst. Sicher haben die bekannten Brüche in unserer Singkultur auch Brüche bei der Publikumsentwicklung nach sich gezogen. Heimlich haben viele, die in Chören oder anderweitig Singen anleiten, manchmal mit neidischem Auge in Länder geschielt, die diese Probleme nicht hatten. Nun werden aber auch aus vielen europäischen Ländern von England bis Ungarn (!) große Sorgen gemeldet, was musikalische Grundkompetenzen des Singens angeht. Dabei wiesen diese Länder bis jetzt durchaus eine weniger gebrochene Tradition auf als Deutschland mit seinem begründet schwierigen Verhältnis zum umgangsmäßigen und gemeinschaftsorientierten Singen. Holt uns hier die Globalisierung vielleicht „nachhaltig“ ein? Ein übergreifendes Projekt in der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Chorverbände (ADC), Aktivitäten im Landtag Baden-Württemberg, der euphorische Versuch des Karl Adamek, eine neue Singbewegung ins Leben zu rufen und vieles andere belegen: Initiativen zur Förderung des Singens haben derzeit Hochkonjunktur. Wenn solche Unternehmungen nicht Strohfeuer bleiben, so können sie im besten Falle Vorhandenes an der Basis vernetzen, dies öffentlichkeitswirksam nach außen tragen und damit zeitweilig verstärken. Überall dort, wo Musik über magischen oder funktionalen Zusammenhang hinaus als Vorführung oder Konzert stattfand, wurde das Publikum dafür durch Erziehung oder Sozialisation herangebildet. Wenn man sieht, wie der Stellenwert des Fachs Musik – besonders in den weiterführenden Schulen – gegenwärtig wieder reduziert wird, muss bezweifelt werden, dass dieser Erziehungsauftrag noch ernsthaft gewollt ist. Natürlich gilt es daher für angemessenen Musikunterricht in den Schulen zu kämpfen. Aber: Je problematischer sich die Situation darstellt, umso wichtiger ist unser außerschulischer Bildungsauftrag als Chorerzieher zu nehmen.Die Menschen, die angeleitet singen, sind das Publikum von morgen und können außerdem Multiplikatoren werden. Wer selbst gerne im Chor singt oder eine Zeit lang gesungen hat, hört sich eher ein Konzert wegen eines bestimmten Programms an und nicht nur, weil er als Freund, Familien- oder Vereinsmitglied zur engeren, emotional gebundenen Publikumszielgruppe gehört.

Aber stellen wir in den letzten Jahren nicht auch erfreut die zunehmende Professionalität von Chorleitern/ -innen und den Chören fest? Richtig. Viele leistungsfähige Projektchöre sind so entstanden, denn wer leitet nicht gerne einen gut vorbereiteten Chor, der vom Blatt singt. Falls dies aber nur geschieht, um die Knochenarbeit zu umgehen, die ein wöchentlich probender Laienchor nun einmal bedeutet, besonders, wenn er mit Anspruch singen will, dann sägen diese Chorleiter/-innen nachhaltig an dem Ast auf dem sie sitzen.

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