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Musikverein Regensburg 175 - Signum Quartett mit Alexander Lonquich (c) JM Koch

Musikverein Regensburg 175: Das Signum Quartett mit Alexander Lonquich. Foto: Juan Martin Koch

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Beglückender Wochenend-Marathon: Musikverein Regensburg feierte 175. Geburtstag

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1849 gegründet, sichert der Musikverein Regensburg nach wie vor die kammermusikalische Grundversorgung einer ganzen Region. Zum Geburtstag beschenkte er sich und sein Publikum mit einem kompakten und gehaltvollen Wochenend-Festival.

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„Die Gesellschaft hat den Zweck, durch musikalische und andere gesellige Unterhaltungen zu erheitern.“ So lautete Paragraph 1 der Statuten, die sich der Musikverein Regensburg bei seiner Gründung im April 1849 gegeben hatte. Zunächst als Liebhaberorchester selbst musikalisch aktiv, verschob sich der Schwerpunkt der Vereinsaktivitäten bis zum Ende des 19. Jahrhunderts immer stärker in Richtung Konzertorganisation. Entsprechend verpflichtete der Verein sich in der Satzung von 1908, „durch Veranstaltung von Konzerten künstlerischer Art das Verständnis und die Pflege der Musik zu fördern.“ In der illustren Liste verpflichteter Künstler finden sich Namen wie Pablo de Sarasate, Joseph Joachim, Eugen d’Albert, Pablo Casals oder Max Reger.

Nachdem der Musikverein bis Mitte des 20. Jahrhunderts auch große Orchesterkonzerte organisierte – oft mit dem „Kaim-Orchester“, den heutigen Münchner Philharmonikern – spezialisierte er sich zunehmend auf die Kammermusik, der er sich bis heute verpflichtet fühlt. Den 175. Geburtstag feierte man folgerichtig mit einem dichten, hochkarätig besetzten Wochenende im Lappersdorfer Aurelium mit Besetzungen vom Duo übers Streichquartett bis hin zum Oktett.

Den Anfang machte das Schumann Quartett mit einem alles andere als gefälligen Programm, wobei die bis in kleinste Details kontrollierte Ausdrucks-Präzision in Alban Bergs Opus 3 besonders fesselte. Aaron Coplands „Movement für string quartet“ bildete dann ein erfrischendes Intermezzo vor Beethovens Es-Dur-Quartett op. 127, das die Schumann-Brüder zusammen mit Veit Hertenstein an der Viola mit gestalterischer Reife und exakt dosierter Energie bändigten.

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Im Konzert des Signum Quartetts mit Alexander Lonquich erwies sich Weberns frühes Klavierquintett trotz exquisiter Durchleuchtung als eher schwer verdaulich. Die erste Konzerthälfte wäre auch mit Janáčeks zweitem Streichquartett „Intime Briefe“ – kompromisslos zugespitzt vom Signum Quartett – und Michael Thumsers kundigem Festvortrag allein gehaltvoll genug gewesen. Dem Ideal kammermusikalischer Verschmelzung sehr nahe kam dann Dvořáks Klavierquintett op. 81, mit Lonquichs balsamischem Klavierton als fünfter Singstimme.

Die zweite Wiener Schule auf dem Höhepunkt ihrer Verdichtungskunst präsentierten Sharon Kam (Bergs vier Stücke für Klarinette op. 5) und Julian Steckel (Weberns drei kleine Stücke für Violoncello op. 11) zusammen mit Aris Blettenberg am Klavier. Als klanglich bestens ausbalanciertes Trio zelebrierten sie Brahms’ altersmildes Opus 114, adelten aber vor allem Beethovens „Gassenhauer-Trio“ als feinsinnige, tiefgründige Unterhaltung.

Der glänzende Abschluss dieses erfrischend unspektakulären, musikalisch tief lotenden Wochenend-Marathons (der überdies noch Ensembles des Bayerischen Landesjugendorchesters ein Podium bot) lag dann in den Händen des Scharoun Ensembles. Nachdem die Berliner aus Hindemiths spätem Oktett mit viel Verve und Virtuosität das Äußerste an Sinnlichkeit herausgeholt hatten, das hier möglich ist, verströmten sie im F-Dur-Oktett D 803 pures Schubert-Glück. So hat Kammermusik Zukunft.