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Kannste drauf pfeifen - Echo 2011. Foto: Hufner
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Brönnbrönn! Das Echo von Dresden – Die Jazz-Industrie feiert ihre kommerziellen Träume in der Autofabrik

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Erst 2010 in Bochum gestartet und anschließend noch einmal kräftig in Frage gestellt, wirkt der Jazz-Echo zur aktuellen Vergabe 2011 in Dresden tatsächlich etabliert. Große Namen und ein schier unerschütterliches Selbstbewusstsein sind angesagt. Vollmundig und gern zitiert heißt es auf der Internet-Präsenz der Deutschen Phono-Akademie, dem preisstiftenden Kulturinstitut des Bundesverbandes Musikindustrie e.V.: „Der Deutsche Musikpreis ECHO ist seit 1992 der Höhepunkt eines jeden Musikjahres.“ Bei Höhepunkten können die beteiligten Partner bekanntlich sehr unterschiedlicher Meinung sein.

Man mag vom deutschen Musikpreis Echo halten, was man will. Die damit geehrten Künstlerinnen und Künstler, bisher im Klassik- sowie im Pop-Bereich, sind ausnehmend stolz auf den damit verbundenen Branchenreport. Sofern sie die Ehrung als solche erkennen und annehmen, schmücken sie sich gern mit dem Widerhall. Seit vorigem Jahr ist das bei Jazz-Labels nicht anders.

Zum zweiten Durchgang dieses Spektakels lud die gebeutelte Industrie-Akademie, die den Jazz-Auftakt zur Ruhr-Triennale in der Jahrhunderthalle Bochum zelebrierte, in die Gläserne Manufaktur von Volkswagen nach Dresden. Dort werden im Alltag teure Luxusfahrzeuge endgefertigt, nun wurden eine kurze Fernsehnacht lang handverlesen Jazzerinnen und Jazzer gekürt. Fernsehen und Hörfunk des MDR haben den teuren Festakt begleitet.
Die Macher, vom allerersten Echo an gescholten, dass sich die Branche mit diesem Preis in erster Linie selbst feiern und dem zahlenden Publikum Verkaufsargumente suggerieren würde, trieb es bereits zum zweiten Mal ins sächsische Elbtal. Nach einem Klassik-Echo in der Semperoper wurde der zweite Jazz-Echo bei deren Sponsor VW ausgerichtet. Dieser Abend geriet tatsächlich zum Aufeinandertreffen legendärer Größen von Bühne und Bildschirm. Mit Laudatoren von Katja Ebstein über Peter Fesser und Jan Hofer („Mr Tagesschau“) bis hin zu Deutschlands Soul-Lady Joy Denalane und Saxofon-„Urgestein“ Klaus Doldinger gab sich eine erlesene Reihe veritabler Liebhaber des Genres die Klinken in die Hand. Wer weiß, welche Gratulanten-Namen noch alles aufgeboten worden wäre, wenn wirklich alle Nominierten den Echo in Dresden angenommen hätten!

So aber war das Star-Aufgebot zwar überschaubar, doch keineswegs matt. Unangefochten und mit berechtigten Standing Ovantions bedacht war die Kategorie „Lebenswerk“ diesmal zweigeteilt für die Leipziger Brüder Rolf und Joachim Kühn. Freilich komme solch eine Würdigung immer „zu früh“, waren sich die beiden einig, doch mit ihrem Echo-Gig unterstrichen die 1929 und 1944 geborenen Ausnahmetalente an Klarinette und Klavier noch einmal die unbedingte Rechtmäßigkeit dieser Vergabe.

Fraglos berechtigt wäre allerdings auch die Kür von Manfred Eicher als „Förderer des Jazz“ gewesen, doch der ECM-Mann durchschaute die Sause vorab und kam gar nicht erst an.

Mit Thomas Quasthoff („Sänger des Jahres national“), Bobby McFerrin („Sänger des Jahres international“) verhielt es sich ähnlich, sie wurden wie Herbie Hancock („Sonderpreis“) nicht mal erwähnt. Der „Händler des Jahres“, das sogenannte Kunstkaufhaus Dussmann, reiste hingegen recht personalintensiv nach Dresden. Dort fanden auch Pat Metheney („Instrumentalist des Jahres“), die Sängerinnen Lyambiko und Youn Sun Nah, das Trio [em] um Michael Wollny, Eva Kruse und Eric Schaefer, der Schweizer Pianist Stefan Rusconi sowie „Bestseller des Jahres“ Till Brönner mehr oder minder zusammen. Dem Trompeter als vorjährigen Moderator war diesmal der Schweizer Fernsehmann Dieter Moor gefolgt, der souverän, witzig und mit durchaus jazziger Energie durch den Abend führte.

Solang das Ganze ins öffentlich-rechtliche Fernsehformat passte, ließ man sich Zeit, überspielte die technischen Pannen und gab den Geehrten Gelegenheit zu musikalischen Kostproben. Die kamen vor allem bei den Gästen vor Ort wunderbar an. Omar Sosa etwa schürte gleich zu Beginn ein kleines Feuerwerk aus stimmungsvoller Brillanz, Lyambiko, Nah, Metheny, Rusconi und andere folgten vor laufenden Kameras und nach teils unzumutbaren Ansagen aus dem Off. Warum dann aber ein späterer „Rest“ des nicht in allen 31 Kategorien vergebenen Jazz-Echo im Schnelldurchlauf verteilt worden ist, bleibt Geheimnis der Veranstalter. Dem Nachwuchs gegenüber ist das schon wenig schicklich, eine Persönlichkeit wie Heinz Sauer mit derlei unwürdigem Prozedere zu konfrontieren, muss als brüskierend empfunden werden. Der wäre ebenfalls ein berechtigter Kandidat für die Rubrik „Lebenswerk“. Die einzig nicht vordergründig subjektiv vergebenen Echo-Preise sind online gewählt worden und kürten – als Wiedergänger des Vorjahres – Quadro Nuevo zum „Live Act“ und ACT Music + Vision als „Jazz-Label des Jahres“.

MDR Figaro wiederholt den Jazz-Echo 2011 am Montag (20. Juni) in der Sendung „Im Konzert“ ab 20.05 Uhr.

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