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Das Klangrepertoire am Instrument erweitern

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Bericht aus einem Interpretationsworkshop an der Darmtsädter Frühjahrstagung
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Im Rahmen der Frühjahrstagung 2012 wurde einer Gruppe jugendlicher Instrumentalistinnen und Instrumentalisten Ansätze zur Interpretation Neuer Musik ganz praktisch erfahrbar gemacht.

Unter der Leitung von Wolfgang Rüdiger von der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf trafen sich interessierte junge Musiker ab zwölf Jahren aus ganz Deutschland mit vollkommen unterschiedlichen Instrumenten und Ausbildungsständen, um an der Interpretation von bereits einstudiertem eigenen Repertoire vertieft zu arbeiten und gleichzeitig, um die Vielfältigkeit aktueller Neuer Musik in verschiedenen Besetzungen, Konzepten und Improvisationsmodellen kennenzulernen und zu erproben. 

Nach Beginn der gemeinsamen Arbeit wurde hierbei rasch die Erfahrung gemacht, dass das Ideal von technischer Höchstleistung, wie man es bereits als jugendlicher Musiker in der klassischen Musikausbildung erlebt, in mancherlei Hinsicht seine Grenzen hat – gleich am ersten Tag fanden sich alle, unabhängig der musikalischen Vorgeschichte, auf der selben musikalischen und menschlichen Ebene ein: als Klangforscher und Regisseure, Staunende und Suchende im so erstaunlichen reichen Repertoire der aktuellen Neuen Musik. 

Es war zu entdecken, dass hier nicht allein die Fertigkeiten auf dem Instrument verlangt waren – Gegenstand der Beschäftigung war vielmehr eine Suche nach der Essenz des Musizierens, nach den Grundprinzipien jeglichen persönlichen und künstlerischen Ausdrucks: kaum ein Klang, der von Wolfgang Rüdiger nicht mit Begeisterung mit einer Assoziation, einer Emotion, einer Farbe verknüpft wurde und worauf sich die Kursteilnehmer in einer anregenden Suche nach eigenen Versprachlichungen und einem Nachfühlen und Hinhorchen wieder fanden. Seinem persönlichen Ausdruckspotenzial kam man dabei ein Stück näher und durch die spielerische Hinwendung und das Erforschen neuer Spieltechniken und Klangmöglichkeiten entwickelte sich auch bei einigen eine ganz neue Freude an der lustvollen Beschäftigung mit dem eigenen Instrument. Ähnlich begeisternd ließ Wolfgang Rüdiger die Kursteilnehmer und hospitierenden Studenten an seinem enormen Wissen und seiner Erfahrung teilhaben, vor allem aber auch an seinem Enthusiasmus bei der Arbeit mit Neuer Musik. 

Sein mitgebrachter Fundus an Literatur ermöglichte den Teilnehmern, sich in den unterschiedlichsten Werken einzubringen. Kurzerhand waren die Mitwirkenden letztendlich nicht nur in verschiedenen Besetzungen und Gruppierungen musikalisch aktiv, sondern hatten in wenigstens einem Stück die Freude, ihre persönliche Musikalität auch mit einem „fremden“ Instrument zu erleben und ihr Klangrepertoire um Schmatzen, Schreien und Mundharmonikaspielen zu erweitern – in der Absicht, jeden produzierten Klang ernst zu nehmen und als vollkommen gleichwertig den traditionellen Klangidealen nebenan zu stellen. Durch Hören und Interpretieren, lernten die Teilnehmer, bekommt Musik einen Sinn. 

Eine anderes Feld, das es neu auszulegen gab, fand sich gegen Ende des Kurses, als die Idee wuchs, das Abschlusskonzert nicht im traditionell ritualisierten Sinne stattfinden zu lassen, sondern als hier die Themen des Kurses von Spannung und Entspannung, Gemeinsamkeit und Konzentration in eine genau choreografierte Aufführung mündeten, die den Zuhörenden und Mitspielern deutlich machte, wie wichtig es ist, junge Musiker und angehende Musiklehrer für die neue Musik zu begeistern.

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