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Die Maschinen schweigen, es spielt die Musik

Untertitel
In einem ausgedienten Eisenwerk in Duisburg inszeniert Gerhard Stäbler seine „Poetic Arcs“
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„Poetic Arcs“ nennt der Komponist Gerhard Stäbler seine Ensemble-Komposition, aber der Titel wurde auch zum Programm einer großen Performance im Duisburger Landschaftspark, dessen Hauptattraktion ein stillgelegtes Stahlwerk mit Hochöfen und Gießhallen ist. In diesen grandios-bizarren Szenerien erklangen oft eigens komponierte Werke von Stäbler, Keith Moore, Kunsu Shim, Toshio Hosokawa, Nono, Ives, Varese, Michael Oesterle, Ernst August Klötzke und anderen. Die „Poetischen Bögen“ spannten sich zwischen einer vergangenen Arbeitswelt und erlebter Kunst-Gegenwart. Zu mancherlei Reflexionen bestand reichlich Gelegenheit. Wenn Sigune von Osten, immer höher im Gestänge der Gießhalle steigend, Nonos „La fabrica illuminata“ vorträgt, dann wirkt der Protest der Arbeiter von einst in diesem Augenblick an diesem Ort wie eine Verklärung: Hier gibt es keine Arbeiter mehr, die noch protestieren könnten. Sie einfach wegrationalisiert, sitzen vielleicht noch in ihren kleinen Häuschen am Stadtrand und betrachten alte Fotos von ihrem Arbeitsleben, die als Großformate jetzt in den Ausstellungsräumen des Landschaftsparks hängen: Wo einst schwere Arbeit herrschte, ist heute Freizeitspaß angesagt. Auch diese emotionale Zwiespältigkeit klingt in Stäblers Konzept an. Und wenn in Kunsu Shims “places – by a departing light“ zwölf Instrumentalisten im weiten Halbkreis wie von fern Klänge und Klangpartikel in den Raum schicken, ihn klanglich beschreiben und formen, dann könnte man auch assoziieren, daß diese Klangfetzen und Geräusche aus den alten Rohren und Maschinen kommen, vom Wind und der Zeit verweht.

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