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DON GIOVANNI // Michael Borth // Juan Orozco // Tänzer_innen // Foto: 2019 // Foto: Paul Leclaire
DON GIOVANNI // Michael Borth // Juan Orozco // Tänzer_innen // Foto: 2019 // Foto: Paul Leclaire
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„Don Giovanni“ als Getriebener im Garten der Lüste am Theater Freiburg

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Für das Bühnenbild von Shakespeares „Sommernachtstraum“ ließ sich Katarzyna Borkowska am Theater Freiburg von Botticellis „Die Geburt der Venus“ inspirieren. Nun hat die polnische Ausstatterin zum ersten Mal überhaupt Regie geführt – und sich dafür mit „Don Giovanni“ nicht gerade ein leichtes Einstiegswerk gewählt. Georg Rudiger berichtet von der Premiere am Theater Freiburg.

Wieder ist es ein Gemälde, das ihre Inszenierung von Beginn an prägt. Zur ruppigen, noch etwas zu unkoordiniert musizierten Ouvertüre lässt Borkowska Hieronymus Boschs „Garten der Lüste“ auf den Gazevorhang projizieren, während der nackte Don Giovanni dahinter seine Unterhose anzieht. Immer wieder läuft dieses Bild an diesem Abend als Dauerschleife in Zeitlupe über die Bühnenwände. Eine zweite Idee der polnischen Theatermacherin ist es, den Hauptfiguren einige Doppelgänger zur Seite zu stellen. Don Giovanni bringt es auf vier Doubles, die drei Frauen immerhin auf je zwei. Und so rammelt sich Don Giovanni von einer zur anderen, während Leporello die Registerarie singt. Masetto (eher moderat als rustikal: Jongsoo Yang) wird von zwei Zerlinas beleckt, während die echte (Katharina Ruckgaber mit schlackenlosem Sopran) gerade mit Don Giovanni im Duett „Là ci darem la mano“ zugange ist. Die seltsam eindimensionalen  Figuren, die die Regisseurin zeichnet, werden durch die Doubles nur kopiert, nicht bereichert. Don Giovanni als Getriebener im Garten der Lüste, mit Koks in eine andere Welt geschossen, ständig am Kopulieren, umgeben von willigen Frauen – eine befremdlich Verengung von Mozarts Dramma giocoso, das viel tiefer gründet, als sich das Borkowska zurechtgelegt. Was die Personenregie angeht, bietet sie seltsam altmodisches Stehrampentheater, das nicht an der Beziehung oder gar Entwicklung der Figuren interessiert ist.

Musikalisch ist der Abend spannender, wenn auch die rasenden Tempi, die Dirigent Daniel Carter meist wählt, mitunter gehetzt klingen, weil die Streicher manche Figurationen nicht mehr ausspielen können und das Zusammenspiel mit der präsenten Pauke zumindest in der Ouvertüre nicht perfekt gelingt. Im halb hochgefahrenen Graben zeigt das Philharmonische Orchester Freiburg aber insgesamt eine frische, dramatische Lesart, die immer sprechend bleibt und zumindest phasenweise auch die Leichtigkeit entfaltet, die man auf der Bühne gänzlich vermisst. Vor allem in den Rezitativen entwickeln Hammerflügel und Cello eine direkte, spontane Ansprache. Die Dialoge zwischen Don Giovanni und Leporello sind ganz nah am natürlichen Sprechen. Michael Borth kann in der Titelpartie mit seinem virilen Bariton dem Getriebenen ein musikalisches Fundament gehen. Er hätte bestimmt noch ein vielschichtigeres Rollenprofil zeichnen können, wenn die Regie es zugelassen hätte. Juan Oroczos gelegentlich forcierter, dann auch intonationsgefährdeter Bariton macht aus Leporello einen gefühlskalten Zyniker. Sarah Traubel ist eine auf sexy getrimmte, stimmlich ein wenig flackernde Donna Anna mit enormer Strahlkraft und blitzsauberen Koloraturen. Inga Schäfer gibt Donna Elvira als präsente Drama Queen. Und Jin Seok Lee ist ein bassgestützter, rauchender Komtur, der die meiste Zeit blutüberströmt und unbeachtet auf einem Sofa sitzt. Im zweiten Akt wird die Bühne selbst zum Gemälde, in dem sich die Akteure meist in Zeitlupe bewegen. Ausstattung statt Regie, Beliebigkeit statt Differenzierung, Bilderflut statt bewusster Zeichensetzung. Auch der runde, strahlenförmig zentrierte Spiegel in der Bühnenmitte vermag es leider nicht, dieser Inszenierung einen Fokus zu geben.

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