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Neue Musik-Zeitung vor 100 Jahren.

Neue Musik-Zeitung vor 100 Jahren.

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Donaueschinger Kammermusikaufführungen

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Vor 100 Jahren – Neue Musik-Zeitung 1923/10
Vorspann / Teaser

Musikfeste allerorten; meist zeitgenössischen Werken gewidmet. In diesem Jahre scheinen sie kein Ende nehmen zu wollen und schon melden sich Stimmen, die vor einer Musikfestwut glauben warnen zu müssen (ohne der sich am Begriff „Fest“ stoßenden Haarspalter hier zu gedenken). Die so warnen, übersehen dabei aber ganz die tiefere Ursache dieser starken, seit zwei Jahren ständig im Zunehmen begriffenen Bewegung, die nichts weiter als ein Ersatz (und zwar ein recht begrüßenswerter Ersatz) für die – den meisten heute kaum noch zugängliche – Publikationsmöglichkeit durch den Druck ist.

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Dieser „Ersatz“ hat aber nur dann wirklichen Wert für die Komponisten, wenn er in erhöhtem, weithin sichtbarem Rahmen erscheint. Wir sind jenem älteren Zustand der Musikpraxis wieder sehr nahe, in dem die Werke handschriftlich verbreitet wurden, nachdem sie sich in Aufführungen bewährt hatten. Dieser Brauch hat seine innere Berechtigung; er verhindert doch in beträchtlichem Maße jene ungesunde, falsche Ueberproduktion, wie sie die billige Drucklegung (mit ihrer sehr leichten Verbreitungsmöglichkeit) mit sich brachte, die überdies für die breite Masse ein positives Werturteil in sich schloß, das in vielen Fällen gar nicht gegeben war. Denn das Publikum sah und sieht in der Drucklegung eine gute Qualifizierung von Werken durch Sachverständige, ohne zu ahnen, wie oft nicht deren günstiges Urteil, sondern der Geldbeutel des Autors oder eines Mäzenes den Druck bewirkte.

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Vor 100 Jahren – Neue Musik-Zeitung 1923/10

Vor 100 Jahren – Neue Musik-Zeitung 1923/10

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Also: Die Musikfeste – die wirklich nicht dem Amüsierbedürfnis des Musikers dienen wollen – haben ihre tiefere Ursache und Notwendigkeit; sie sind Sammelpunkte, Forum. Vielleicht werden die Veranstaltungen in Donaueschingen, Salzburg u.a. (neben dem A.D.M.V.) zu ständigen Einrichtungen, bei denen sich die Orchester- und Chorleiter, Sänger, Instrumentalisten ihr Aufführungsmaterial auswählen und zusammenstellen, da die Möglichkeit der Auswahl aus gedruckten Werken ja doch immer geringer wird. Aus diesen Ursachen erklärt es sich auch, warum nun nach Kassel auch das Donaueschinger Musikfest stärker als in den Vorjahren besucht war. Nicht trotz, sondern wegen der Not der Zeit und im besonderen der Notlage der Kunst. […]

H.H., Neue Musik-Zeitung, 44. Jg., 6. September 1923 [keine Ausgaben erschienen bis April 1924]

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