Klanggalerie, das ist zweifellos ein schöner Name. Vor allem, weil er das Spektakuläre hinter dem, nun, leicht Lautmalerischen einigermaßen vornehm verbirgt. Dass im Zusatz dann in Kleinschrift radiophone kunst, installationen und audio-performances als Erläuterung folgen ist sicher verzeihlich. Was die t-u-b-e aus München aber in diesen Zeiten so selten vorkommende Einmaligkeit verleiht, was ihr, ja, weltweite Reputation als beseelter Ort für die Erzeugung von Klängen jedweder Art einbrachte, ist im Kern tatsächlich deren Qualität als Ausstellungsraum. Der Klang soll, reine Utopie, ein Objekt sein und greifbar gemacht werden. Insofern hat die t-u-b-e starke Ähnlichkeit mit einer Galerie; auch wenn sie dann wiederum nicht wirklich etwas zum Verkauf anbietet. Der Klang bleibt letztlich flüchtig. Und für jeden zu haben, der hört.
Im vergangenen Jahr hat man fünfjähriges Bestehen mit gemäßigtem Pomp, statt dessen – nichts anderes war zu erwarten, möchte man beinahe anmerken – aber mit vielen Besonderheiten in den Veranstaltungen gefeiert. Fünf Jahre: das ist eine Seltenheit heutzutage, wo schnell gelebt und ebenso schnell für tot erklärt wird; und allemal ein langer Zeitraum für ein Programm, das sich bewusst in den Nischen aufhält.
Die t-u-b-e wird vom Kulturreferat finanziert. Deren Gründervater dort heißt Christoph Höfig. Er zeichnet gemeinsam mit den beiden Kuratoren Ulrich Müller und Jörg Stelkens für das Programm verantwortlich. Stelkens war es auch, der pünktlich zu den Feierlichkeiten eine Audio-Netzwerk-Software, genannt auch Computer-Audio-Plugin, entwickelte und damit Internetkonzerte mit wenig Aufwand möglich machte (Freeware zum Download unter www.t-u-b-e.de). Das erste vernetzte Konzert führte im Mai 2006 Musiker aus München und Frankfurt, aus Linz, Paris, den USA und Glasgow zueinander.
Man scheint für ziemlich alles aufgeschlossen. Was zwangsläufig zu permanenten Überraschungen führt. Keine der Veranstaltungen, die in halbjährlichen Reihen unter einem Motto laufen, gleicht der anderen. Es kann alles passieren, davon darf man getrost ausgehen. Eine gewisse Improvisationsader wird aber bei den Teilnehmern unbedingt vorausgesetzt. Mit dem Motto „harte Hängste“ startete man, wobei man in jener Saison hedonistische Haltungen zu erforschen trachtete, wählte im folgenden Titel wie „Stille Stücke“, „krank“, „Rituale“, stieß bis zu „gebeugt“ durch, was „Circuit-Bending“ meinte. Eine Praxis, bei der Schaltkreise elektronischer Geräte manipuliert werden, um ihnen Klänge jenseits der Intention des Designers zu entlocken. Ja, nicht nur klanglich anspruchsvoll, auch gesellschaftskritisch will man hier nach Möglichkeit auftreten.
Der Raum soll auf jeden Fall, das wird von den Kuratoren betont, als Mitspieler verstanden werden. Im Kellergewölbe ist dann eine mehrkanalige Beschallungsanlage (8.1 Kanäle) installiert, es kann in stereo gehört werden, im Surround-Sound oder in Mischformen, wenn zum Beispiel akustische Instrumente und Elektronik aufeinander treffen.
Die t-u-b-e ist zugleich ein mietfreier Probe- und Aufnahmeraum für ausgewählte Künstler. Fast scheint es als wäre dieser Ausnahmeort etabliert. So weit natürlich ein Konzept, das den Stillstand verweigert, etabliert sein kann.