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Der Prinz von Schiras in Regensburg (c) Marie Liebig

Kirsten Labonte als Violet in Joseph Beers „Der Prinz von Schiras“ am Theater Regensburg. Foto: Marie Liebig

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Ein musikalisches Juwel: Joseph Beers „Der Prinz von Schiras“ in Regensburg wiederaufgeführt

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Knapp 90 Jahre nach ihrer Zürcher Uraufführung kam Joseph Beers Operette „Der Prinz von Schiras“ nun erstmals in Deutschland zur Aufführung. Die Regensburger Wiederentdeckung geriet zum Triumph.

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Es gibt sie noch, die filmreifen Entdeckungsgeschichten: Regensburgs Theaterintendant Sebastian Ritschel, der sich als Regisseur schon in Graz für Joseph Beers „Polnische Hochzeit“ eingesetzt hatte, fand vor einigen Jahren zusammen mit seinem Dramaturgen Ronny Scholz in einem Antiquariat den Klavierauszug von Beers „Der Prinz von Schiras“. Der bis dahin als verschollen geltende Operettenerstling des jüdischen, aus Österreich-Ungarn stammenden Komponisten (1908–1987) war 1934 in Zürich uraufgeführt und an vielen europäischen Theatern nachgespielt worden. Die Rekonstruktion der kompletten Partitur war schon in Auftrag gegeben, da fand sich im Ricordi-Verlagsarchiv doch noch das originale Orchestermaterial. Unter Vermittlung Suzanne Beers, einer Tochter des Komponisten, konnte die Operette schließlich bei Doblinger ediert werden und erlebte nun in Regensburg ihre verspätete deutsche Erstaufführung.

Was für ein musikalisches Juwel diese Wiederentdeckung ist, wird von den ersten Takten an deutlich. Ein schmissiges Charleston-Ensemble begrüßt uns an Deck eines Luxusdampfers, das Auftrittslied des Prinzen wird von orientalischen Holzbläser-Arabesken umspült und die von diesem zunächst erfolglos umgarnte Amerikanerin Violet führt sich mit einem eleganten Tango europäischer Lesart ein.

Auch in der Folge erweist sich der junge, enorm begabte Joseph-Marx-Schüler Beer als versierter Orchestrierer, der seine Farbpalette unter anderem mit Saxophon, Celesta, und Xylophon aufmischt. Mit inspirierten Melodien und souveräner Stilvielfalt bringt er den jazzigen Pep eines Paul Abraham und den sentimentalen Überschwang eines Franz Lehár unter einen Hut. Des Prinzen große Arie aus dem zweiten Akt („Du warst der selige Traum“, Hörbeispiel auf der Webseite des Theaters Regensburg) wäre seinerzeit, hätte ein Richard Tauber sie gesungen, sicher zum Hit geworden.

Wir sind mittlerweile in Schiras gelandet, wo Prinz Nadir – sozusagen ein später Nachfahre des Bassa Selim aus Mozarts „Entführung“ – Violet dann doch nicht in seinen Harem zwingen will. Über die hanebüchene Handlung, nach der nicht nur Violet, sondern auch sämtliche weiteren Passagiere aus dem ersten Akt zunächst in Schiras und im dritten Akt schließlich auf Violets Hazienda in Alabama landen, wo sich in einem überstürzten Happy End schließlich nicht weniger als vier Paare in den Armen liegen, sei ansonsten der Mantel des Schweigens gehüllt. Abgesehen von einigen netten Pointen und den geschmeidigen Gesangstexten haben sich die renommierten Librettisten Ludwig Herzer und Fritz Löhner-Beda hier nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert.

Um so bemerkenswerter ist das, was Sebastian Ritschel und sein Team daraus mit viel Tempo und Esprit auf die Bühne zaubern. Die silbern reflektierend in allen Farben schillernde Geschenkkiste Kristopher Kempfs spielt auf das Notenpaket an, das die Entdecker Ritschel und Scholz unverhofft erreichte. Im ersten Akt als Schiffsdeck noch verschlossen, öffnet sie sich im zweiten zu einem Traumambiente in Violett, in dem der Himmel voller Rosen und Diskokugeln hängt, das nach Herunterreißen der Wandstoffe aber auch den Blick auf den Harem als Spiegelzerrbild freigibt. Im Amerika-Akt ist die Kiste dann schon leicht ramponiert und mit der hintersinnigen Botschaft „Happy And…“ beschriftet.

Noch spektakulärer als das Bühnenbild sind gar die vom Intendanten und Regisseur Ritschel höchstselbst entworfenen Kostüme. Allein die Looks der mondänen Violet – eine Art blonde Liza Minnelli – etwa im gelben Überfahrt-Outfit oder im persisch angehauchten Mantelkleid sind umwerfend. Kirsten Labonte fühlt sich darin sichtlich wohl, sie singt und spielt die durchaus anspruchsvolle Partie ebenso überzeugend wie Carlos Moreno Pelizari als Prinz.

Beide profitieren wie das Ensemble insgesamt von der dezenten Mikrofonierung, mit Hilfe derer sie relativ locker über das von GMD Stefan Veselka mit Sorgfalt, Opulenz und Verve geleitete Orchester hinwegsingen können. Stellvertretend für eine enorm spielfreudige Truppe seien genannt: Paul Kmetsch als vermeintlicher Obersteward, Matthias Störmer als Vicomte und Felix Rabas, als hinreißende Fatme Teil eines gewitzt gegengeschlechtlich besetzten Paares. Die von Gabriel Pitoni choreographierte Tanzcompany wirbelt mitreißend über die Bühne, der von Harish Shankar einstudierte Chor ist integraler Teil des Geschehens.

Am Ende nahm neben dem Produktionsteam auch Suzanne Beer die stehenden Ovationen des begeisterten Publikums entgegen. Dass dieses wunderbare Vorkriegswerk ihres Vaters, der nach dem „Anschluss“ Österreichs vor den Nationalsozialisten fliehen musste und dessen Eltern und jüngere Schwester in Auschwitz ermordet wurden, nun endlich in Deutschland ankommt, ist das eigentliche Geschenk dieses triumphalen Abends.

Am 29. Dezember ab 20.03 Uhr wird der Premierenmitschnitt im Deutschlandfunk Kultur gesendet.

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