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Martina Taubenberger. Foto: Ralf Dombrowski

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Festival bayernweit: Out Of The Box – The Resonance of Time vom 11. Januar bis 2. Februar 2025

Vorspann / Teaser

Die Resonanz hat Karriere gemacht. Am Anfang betraf sie Instrumente, die zum Schwingen gebracht wurden. Inzwischen wird der Begriff in Soziologie und Neurologie auf Gesellschaften und Nervenzellen angewendet. Körper resonieren, Menschen resonieren, Kulturen resonieren. Und auch die Zeit bleibt davon nicht verschont. Sie tritt in Resonanz mit den Erinnerungen und steht daher als Motto „The Resonance Of Time“ über der vierten Ausgabe des „Out Of The Box“ Festivals. 

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Für Martina Taubenberger ist das nur ein Teil des Themas. Mehr noch als das Resultat interessieren die künstlerische Leiterin und Konzeptentwicklerin des Festivals der Weg des Erinnerns und die Strukturen, die es ermöglichen. Was passiert, damit eine Kultur zu dem wird, was sie ist? Wie lässt sich diese Entwicklung so abbilden, dass sie für das Publikum nachvollziehbar wird? Wie also kann man ein Festival gestalten, das gleichzeitig eine Geschichte erzählt und sich dabei selbst befragt? 

„Out Of The Box“ versucht es über mehrere Auflösungen. Das Festival verlässt erstens seinen ursprünglichen Raum und verteilt sich über die Basis im Münchner Werksviertel hinaus von Berchtesgaden bis Lichtenberg in Oberfranken auf zehn Spielorte in ganz Bayern hinweg. Es verlässt zweitens die zeitliche Struktur. Denn es bietet zwar sechs sehr unterschiedliche Konzertprogramme, die sich als Ur- oder Erstaufführungen inhaltlich mit kulturellem Erinnern auseinandersetzen. Darüber hinaus aber dehnt etwa der Soundkünstler Ben Miller mit der zweiwöchigen Installation „The Reservoir Of Sounds“ in der whiteBOX die Zeit des Konzerterlebens. Er greift dafür auch auf das Klangmaterial „Body Of Memories“ der Künstlerin Ruth Hof zurück, das sie über das Festival hinweg im Werksviertel sammelt und am Ende für das Publikum interaktiv in der Flüsterkneipe präsentiert.

Drittens verlässt das Festival die Idee einheitlicher Konzert- und Ensembleformen. Sechs Programme – geschrieben, getanzt, improvisiert, auskomponiert – finden im öffentlichen Raum, in der Natur, in geöffneten Privaträumen und an etablierten Aufführungsorten statt. Sie werden unterstützt von der eigens gebauten Installation „Resonance Of The Invisible“ des Künstlerduos Plastique Fantasique, einer transportablen und bespielbaren Bubble für fortgeschrittenes Raumempfinden. Schließlich treffen große Ensembles wie das Munich Composers Collective, die Trondheim Voices, das O/Modernt Kammerorchester oder Ceren Orans Dance Company „Moving Borders“ auf kleinere Veranstaltungseinheiten wie die Fotografin Karin Apollonia Müller, die Schriftstellerin Christine Yohannes und die Komponist:innen Golfam Khayam, Dobrinka Tabakova und Emmanuel Witzthum. 

Unterm Strich sammeln sich unter dem Festival-Dach daher ungefähr 40 kaum vorhersehbare Veranstaltungen, von denen die meisten auf das Wechselspiel von Planung und Offenheit, von Orten und Persönlichkeiten, Spontaneität und Entwicklung setzen. „Out Of The Box“ ist ein Risiko, ein Festival, das sich traut, Unwägbarkeiten zu programmieren. Es setzt auf die Kraft der Resonanz zwischen Künstler:innen, Publikum, geplanten Ideen und nur bedingt steuerbaren Prozessen. Damit stellt das Festival auch sich selbst als Struktur zur Diskussion. Das ist ein Experiment, das weit über das hinausreicht, was üblicherweise veranstaltet wird. 

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