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Kim Lillian Strebel, Christoph Waltle. Foto: Maurice Korbel
Kim Lillian Strebel, Christoph Waltle. Foto: Maurice Korbel
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Gefällig! Uraufführung von Ludger Vollmers Oper „Crusades“ am Theater Freiburg

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Ein islamistischer Selbstmordattentäter, der sich kurz vor dem Anschlag auf die Jerusalemer Grabeskirche bekehrt und deshalb von seinem Auftraggeber erschossen wird – „Crusades“, die neue Oper von Ludger Vollmer, trägt am Ende richtig dick auf. Und lässt nochmals alle der über 100 Beteiligten auf die Bühne kommen, um im Epilog Frieden und Gerechtigkeit zu fordern.

Liebe ist stärker als Hass. So lautet die Botschaft dieses Auftragswerks des Freiburger Theaters, das eine Verbindung vom Mittelalter in die Gegenwart zieht und in Sachen Fanatismus Parallelen zwischen dem Christentum und dem Islam aufzeigt. Leider lässt das von Tiina Hartmann geschriebene Libretto die Figuren leblos. Und auch die gefällige Musik Ludger Vollmers schafft es nicht, ihnen eine Prägung zu geben. Die Geschichte wirkt konstruiert. Trotz der brisanten Thematik hat sie keinen Stachel. Auch die behutsame, abstrakt-choreographische Regie von Neco Celik verdichtet das Geschehen kaum, sondern schafft bis auf wenige Ausnahmen stimmungsvoll beleuchtete, aber wenig packende Bilder (Licht: Michael Philipp).

Die Oper „Crusades“ (Kreuzzüge) beginnt im Mittelalter mit dem Palästinalied von Walter von der Vogelweide (innig: Matthew Shaw), in dem er, nur von einer arabischen Laute begleitet, das Heilige Land besingt. Papst Urban II. (mit mächtigem, nie dröhnenden Bass: Jin Seok Lee) und Bernhard von Clairvaux (bis auf die Tiefe sehr präsent: Alejandro Lárraga Schleske), die Chefideologen der ersten sogenannten Heiligen Kriege, wandeln sich in muslimische Extremisten der Gegenwart. Der Papst wird zum Hass predigenden Imam Ibrahim, der Abt zum muslimischen Studenten Omar, der sich allmählich radikalisiert und zum Werkzeug des Bösen mutiert. Die eigentliche Geschichte spielt auf einem Campus in einer westlichen Großstadt. Bühnenbildner Rifail Ajdarpasic hat dafür im Theater Freiburg eine von vier Straßenlaternen begrenzte Tribüne gebaut, die zum Schauplatz der Gegenwart und Vergangenheit wird. Dass der moderne Dschihad von den Kreuzzügen des Mittelalters ideologisch vorbereitet wurde, ist die zentrale These der Opernmacher. Der sogenannte Heilige Krieg widerspreche dem Wesen Gottes und sei deshalb einfach nur ein krimineller Akt, der von fundamentalistischen Hetzern wie Maciel (Ünüsan Kuloglu) und Waffenfabrikanten wie Dandolo (Andrei Yvan) herbeigeführt werde. Zwei Liebespaare unterschiedlichen Glaubens zeigen exemplarisch, wie Vorurteile überwunden werden könnten. Der Juniorprofessor (stark, mit glänzender Höhe: Christoph Waltle) konvertiert für seine angebetete Safiye (mit leuchtendem Sopran: Kim-Lillian Strebel) sogar zum Islam. Tamar (stark: Sirin Kilic) wirkt mäßigend auf den sich radikalisierenden Omar ein. Die Eindimensionalität der Figuren spiegelt sich auch in der süffigen, tonal gebundenen Musik Ludger Vollmers.

„Crusades“ changiert zwischen mittelalterlicher Organum-Technik, arabischen Skalen, symphonischem Streicherschmelz und ein paar Ausflügen in Richtung Rap. Vollmer arbeitet mit Orgelpunkten und Ostinati, die das rund zweistündige Werk zusammenhalten. Geschickt wechselt er zwischen lyrischen Szenen und rhythmisch aufgepeitschtem Tutti. Dirigent Daniel Carter bringt mit dem flexiblen Philharmonischen Orchester Freiburg die Musik zum Fließen, achtet auf rhythmische Präzision und koordiniert die verschiedenen Klangkörper bravourös.

Neben dem mit Musikstudierenden erweiterten Opernchor überzeugt insbesondere der Kinder- und Jugendchor des Freiburger Theaters (Leitung: Thomas Schmieger). In der Rolle des Friedensstifters gelingen ihm die berührendsten Momente des Abends. Die mit einer schwarzen Perücke maskierten Kinder (Kostüme: Ariane Isabell Unfried) zeigen erst am Ende ihr Gesicht. Und stehen für die Hoffnung, in der Zukunft den Hass zu überwinden.

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