Schreyahn, ein Rundlingsdorf im Wendland: Gut eine Handvoll Wege und Straßen führen wie in allen Rundlingen sternförmig auf einen Platz mit Wiese und alten Bäumen. Rundherum alte Fachwerkhäuser, zum großen Teil in renoviertem Zustand. Wenige Menschen wohnen hier in der ländlichen Idylle. Aber diejenigen die hier wohnen sind bekannt für ihre Kreativität, ihren Eigensinn, ihre Querständigkeit. Und ihre Offenheit. Findet doch alljährlich in diesem Dorf ein kleines, aber feines Festival zeitgenössischer Musik und Literatur statt. So auch am letzten Wochenende: Schreyahner Herbst war angesagt.
Schreyahn, ein Rundlingsdorf im Wendland: Gut eine Handvoll Wege und Straßen führen wie in allen Rundlingen sternförmig auf einen Platz mit Wiese und alten Bäumen. Rundherum alte Fachwerkhäuser, zum großen Teil in renoviertem Zustand. Wenige Menschen wohnen hier in der ländlichen Idylle. Aber diejenigen die hier wohnen sind bekannt für ihre Kreativität, ihren Eigensinn, ihre Querständigkeit. Und ihre Offenheit. Findet doch alljährlich in diesem Dorf ein kleines, aber feines Festival zeitgenössischer Musik und Literatur statt. So auch am letzten Wochenende: Schreyahner Herbst war angesagt.Und es gab wieder manches zu bestaunen: Komponierende Kinder zum Beispiel, die, angeleitet von Matthias Kaul und Astrid Schmeling, aus einer unverbildeten klanglichen Neugierde heraus dermaßen verblüffende Stücke entwickelt und teilweise auch vorgespielt haben, dass selbst Skeptiker zum Staunen gebracht wurden.Auch sonst gab es manch Interessantes zu erleben. Von der vergnüglichen „Brülloperette“ der beiden Bargfelder Autoren Bernd Rauschenbach und Jörg Gronius über eine größere Reihe von kammermusikalischen Uraufführungen aus dem Werk Klaus K. Hüblers bis hin zu faszinierenden Begegnungen mit zeitgenössischen Klängen der ganz besonderen Art in Werken von Harald Muenz und Josep Maria Balanya.
Harald Muenzens Stück „writing“ für zwei Spieler an einer elektronisch präparierten Trommel, Live-Elektronik und Zuspielband hatte seinen besonderen Reiz durch die Dreischichtigkeit der Komposition bestehend aus Live-Spiel und dem bearbeiteten zeitversetzten Zuspielen der vorhergehenden und der gerade stattfindenden Aufführung. So gelingt Muenz eine bisher noch nicht gehörte Gleichzeitigkeit von Ungleichzeitigem in der Musik. Überzeugend gespielt von Ulrich Ludat und Armin Sommer wurde Muenzens passagenweise improvisatorische Elemente mit einbeziehende Musik zum Appetitmacher für weitere musikalische Abenteuer.
Diese bot dann der spanische Komponist, Pianist und Performance-Künstler Balanya mit seiner unnachahmlichen Art des Musizierens am Klavier. Zusammen mit vier Musikern des Neuen Ensembles aus Hannover zeigte er mit sprühendem südländischem Temperament wie sinnlich und spontan zeitgenössische Musik sein kann.
Da hämmerte er Rhythmen lustvoll in eine Schreibmaschine, um im Anschluss daran das beschriebene Papier zelebrierend zu zerreißen. Klangereignis und theatralischer Effekt steigerten sich gegenseitig oder endeten auch manchmal im Nichts. Dann setzte Balanya von Neuem am Flügel mit seinem stark von Freejazz geprägtem Spiel an und holte die Hörer zurück in seinen Klangkosmos. Ein ganz besonderes Erlebnis, bei dem allerdings der Eindruck entstand, dass Balanya alleine noch mehr Wirkung hätte erreichen können als eingebunden in das kleine Ensemble.
Schade, dass man Balanya solo an diesem Abend nicht erleben konnte sondern stattdessen noch die Lesung eines Autors zu hören bekam, der seine unbestreitbaren stilistischen Fähigkeiten mit einer literarischen Arroganz und Ignoranz zur Schau stellte, dass man nur noch den Kopf schütteln konnte. Aber wir freuen uns lieber auf den nächsten Schreyahner Herbst.