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Abenteuer mit Jazz: Das Mozartfest hat die Sternal Symphonic Society nach Würzburg eingeladen. Foto: http://sebastiansternal.de/
Abenteuer mit Jazz: Das Mozartfest hat die Sternal Symphonic Society nach Würzburg eingeladen. Foto: http://sebastiansternal.de/
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Mozart mit behördlicher Genehmigung

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Das Mozartfest Würzburg sucht einen Exit und geht neue Wege beim ungefährlichen Hören
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Seit Wochen erreichen die Redaktion der nmz Festival- und Konzertabsagen – das Musikleben ist ein Fiasko geworden. Staatliche Hilfen oder zumindest Hilfsversprechen versuchen, die Notlagen betroffener Künstler und Ensembles zu mildern. Dass es bereits vereinzelte Initiativen gibt, einen Exit in ein neues Konzertleben mit Abstand und unter Einhaltung pandemischer Schutzauflagen wieder Musik zu machen und auch ein ausgehungertes Publikum damit zu beliefern, wird auf dieser einzelnen nmz-Berichteseite an zwei Beispielen gezeigt.

Während sich die Biennale in München an einem Konzept eines dynamischen Festivals versucht (siehe oben stehenden Artikel), arbeitet das Mozartfest getreu seinem diesjährigen Motto „Widerstand. Wachsen. Weitergehen“ daran, Teile des Programms in abgewandelter Form anbieten zu können. Hier ein Zitat aus einer Pressemitteilung des Mozartfestes: „In den nächsten Wochen werden wir diese Angebote veröffentlichen, die den behördlichen Auflagen Rechnung tragen und Musik nicht nur in den digitalen Raum verlagern. Nach heutigem Stand gibt es neben Live-Streamings aus unseren Hauptspielstätten (ohne Publikum) realistische Chancen für Veranstaltungen mit kleineren Besuchergruppen. Auch das MozartLabor, seit 2014 stets Herzstück des Mozartfestes, wird sehr wahrscheinlich stattfinden können. Der Bayerische Rundfunk als langjähriger Medienpartner trägt die alternativen Angebote mit.“

Die nmz hofft auf Gelingen und weist mit einem Porträt eines Projektes des Kölner Pianist, Komponisten und Arrangeurs Sebas­tian Sternal auf ein interessantes  Konzert des Mozartfestes hin, von dem man heute allerdings auch noch nicht sagen kann, ob es stattfinden wird.

Sternal Symphonic Society

In welcher Form auch immer das Mozartfest in Würzburg stattfindet – hier wird auf jeden Fall das Anliegen großgeschrieben, in „Freiheit weiterzugehen“, wie es Beethoven als künstlerisches Ideal forderte und Mozert tat. Um das Überwinden von Grenzen geht es im Besonderen, wenn die Sternal Symphonic Society zur Einweihung der Blauen Halle ein klassisches Streichquartett mit einer Jazz-Combo vereint.

Auch zu Mozarts Zeiten gab es keine klare Trennung zwischen improvisierter und komponierter Musik, zumal der Maestro selbst gerne improvisierte. Der in Köln lebende Pianist, Komponist und Arrangeur Sebastian Sternal lehnt ebenfalls jede Grenzziehung ab. Und genau das inspirierte ihn im Jahr 2011 zur Gründung einer interdisziplinären Formation. Sternal hat hierfür einschlägige Inspirationsquellen: So war er schon früh von großen Bandleadern wie Vince Mendoza inspiriert. Bei seinem Studium in Paris tauchte Sternal tief in die sinfonischen Welten von Claude Debussy und Igor Strawinsky ein. Die Intensität des Jazz mit orchestraler Farbenvielfalt zu vereinen, um darauf  Größeres entstehen zu lassen, schien eine logische Konsequenz.

„Ich freute mich sehr, einmal den Klavierhocker mit dem Dirigentenpult auszutauschen“, bekräftigt Sebastian Sternal seine Freude am Aufbruch. Es geht dabei um viel mehr, als etwa nur die Jazzcombo mit Streichern aufzumotzen, was seit Charlie Parker eine lange Tradition hat. Die Sternal Symphonic Society setzt hier das Prinzip der gleichberechtigten Interaktion entgegen. Die elfköpfige Besetzung bündelt einen großen Erfahrungsschatz. An seinem Pianistenkollegen Pablo Held schätzt Sebastian Sternal vor allem dessen harmonische Fantasie. Pablo Held bildet eines der gefragtesten Trios im deutschen Jazz mit dem Bassisten Robert Landfermann und dem Schlagzeuger Jonas Burgwinkel. Frederik Kösters Sound auf Trompete und Flügelhorn und ebenso seine kreative Offenheit haben ihm unter anderem den ECHO-Jazzpreis eingebracht. Ein Blick für das große Ganze ist auch dem Saxophonisten Nils Klein eigen, der lange als Bigbandleader (WDR und NDR) wirkte. Klaus Heidenreich auf der Posaune sowie Christoph Möckel (Altsax / Flöte) machen die Bläsersection komplett. 

Den „klassischen“ Part der Sternal Symphonic Society bildet das renommierte Schumann Quartett: Erik Schumanns Streichquartett ist im Grunde ein Familienbetrieb und seit den Auftritten als „Artist Etoile“ beim Mozartfest 2018 dem Würzburger Publikum gut vertraut. Seit ihrer frühesten Kindheit spielen die drei Brüder Mark, Erik und Ken Schumann zusammen. 2012 kam die in Tallinn geborene und in Karlsruhe aufgewachsene Liisa Randalu dazu. „Auf Sicherheiten verzichten“, ist im Schumann Quartett das oberste Credo. So könne sich ein Musikstück nur live auf der Bühne richtig entwickeln, da man hier nie genau weiß, was passiert, bekundeten sie in einem Interview.

Diese Haltung prädestiniert das Schumann Quartett für neue Abenteuer mit dem Jazz.

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