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Caines „Diabelli-Variationen“
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Über Bearbeitungen klassischer Meisterwerke rümpft man gerne die Nase. Für manche sind sie ein Sakrileg, es sei denn, der bearbeitende Komponist ist selbst ein Meister. Die „33 Veränderungen über einen Walzer von Anton Diabelli op. 120“, die „Diabelli-Variationen“, die Ludwig van Beethoven 1823 veröffentlichte, stellen die Vorlage weit in den Schatten, sind ein selbstständiges Musikkunstwerk an sich. Darüber sind sich Kenner der Klavierliteratur und das Publikum einig.

Über Bearbeitungen klassischer Meisterwerke rümpft man gerne die Nase. Für manche sind sie ein Sakrileg, es sei denn, der bearbeitende Komponist ist selbst ein Meister. Die „33 Veränderungen über einen Walzer von Anton Diabelli op. 120“, die „Diabelli-Variationen“, die Ludwig van Beethoven 1823 veröffentlichte, stellen die Vorlage weit in den Schatten, sind ein selbstständiges Musikkunstwerk an sich. Darüber sind sich Kenner der Klavierliteratur und das Publikum einig.Nun hat der amerikanische Pianist Uri Caine, der für seine Bearbeitungen von Mahler-Symphonien bereits international ausgezeichnet worden war, den Diabelli-Zyklus neu arrangiert. Und zwar für Klavier und Orchester. Diese bearbeitete Bearbeitung hatte am 23. Februar 2002 in der Kölner Philharmonie Premiere.

Mit dem Concerto Köln, das sich als hervorragendes Ensemble für Alte Musik profiliert, hat Uri Caine seine Ideen zu den „Diabelli-Variationen“ verwirklicht. Am Hammerflügel stellte er zunächst das Thema in der Original-Version, um dann durch Stimmensplitting die folgenden Partien in neue Klangfarben zu tauchen.

Plötzlich war „Alla Marcia maestoso“ ein schräger Rag, das Orchester lenkte in Swing um, spielte das „L‘istesso tempo“ in hinkendem Pizzicato. Und Uri Caine mischte sich solo improvisierend ins Geschehen, mal bluesig, mal mit bizarrer Barmusik oder im exzessiven Stride-Piano-Stil. Seine „Diabelli-Variationen“ entpuppten sich als Schnittfolgen von Original und jazziger Adaption, waren letztlich ein Musik-Legospiel mit den Bausteinen, die Beethoven bereitgestellt hatte.

Diese liebevolle Ironie im Umgang mit Beethovens Meisterwerk hatte würdigen Respekt zum Vorbild, doch auch genug Selbstbewusstsein des eigenen Könnens. Dem Erstaunen über ungewohnte Klänge folgte Begeisterung für eine neue Klassik-Dimension des Jazz-Piano-Konzerts.

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