Weil zwar ständig alles gleichermaßen aktuell ist, aber nicht alles gleichzeitig dieselbe Aufmerksamkeit erzielen kann, gibt es sogenannte „Aktionstage“, an denen Verbände, Politik und Medien zusammen ihr jeweiliges Thema besonders in die Öffentlichkeit tragen. Der Jahreskalender ist übersäht von solchen Thementagen. Mit an der Spitze steht der Juni, mit lediglich sieben freien Tagen, darin nur noch von Spitzenreiter Oktober mit bloß fünf themenlosen Tagen übertroffen. Die meisten Tage widmen sich gleich mehreren Themen und Organisationen. Den Anfang machen am 1. Juni „Milch, Bauern, Brieffreunde“.
Durchaus sinnvoll scheint der Gleichklang von „Welterbe, Umwelt“ am 5. Juni. Einander herzlich gleichgültig sind sich dagegen am 8. Juni „Hirntumore, Ozeane“, am 17. „Cholesterin, Wüsten“ und am 28. „Donau, Christopher Street Day“. Brisanter sind Kombinationen wie am 2. Juni „Huren, Väter“, 4. „Organspende, Gewaltopfer“ und 12. „Garten, Kinderarbeit“. Und am 21. Juni geht es schließlich um „Musizieren, Sonnenschutz“. Die Verbindung scheint abwegig – doch ist sie vielleicht nicht ganz so unangebracht angesichts der vielen Festivals landauf und -ab, die den „Sommer“ eigens im Namen führen.
Beim Festival „Der Sommer in Stuttgart“ werden zwischen dem 4. und 8. Juni im dortigen Theaterhaus – vor schädlicher Sonnenstrahlung gut geschützt – drei neue Werke uraufgeführt: Gabriel Hensches „Nachtschicht“, Juliana Hodkinsons Streichquartett und ein Musiktheaterwerk von Hui Hui Cheng. Der „Bad Homburger Sommer“ präsentiert im Institut für Sprachakustik als Novität Karl Gottfried Brunottes radiophone Komposition „Staubsaugerbäume gibt es nicht – die nicht verheilende Wunde des Amfortas“.
Beim Richard-Strauss-Festival in Garmisch-Partenkirchen werden am 16. Juni erstmalig Manfred Trojahns Orchesterlieder „Terzinen über Vergänglichkeit“ aufgeführt. Und zum Abschluss des Festivals „Romanischer Sommer Köln“ bringen bei der „Romanischen Nacht“ am 27. Juni in der Basilika St. Maria im Kapitol die beiden jungen Saxophonquartett Xenon und Fukio zwei Werke ebenso junger Kompositionsstudenten der Hochschule für Musik und Tanz Köln für acht Saxophone zur Uraufführung: Shujuan Yuans „Schatten & Licht“ und Ole Hübners „f*** trance f*** trance“. Und während Helmut Schmidinger am 25. Juni in der Technischen Universität Wien mit seinem Chorwerk „Neue Stimmen in der Stadt – Prolog und sechs ornithologische Miniaturen“ den jahreszeitlich bedingten Lauten heimischer Vogelwelt nachlauscht, setzt sich Wolfgang Rihm über alles Sommerliche mit der Uraufführung seiner „Harzreise im Winter“ für Bariton und Klavier am 1. Juni in der Würzburger Residenz souverän hinweg.
Weitere Uraufführungen
01.06.: Natasha Anderson, Zone für Ensemble Phoenix, SUD Basel
04.06.: Wolfgang Rihm, Neues Orchesterwerk, Essener Philharmonie
07.06.: Michel van der Aa, Arnulf Herrmann, Aureliano Cattaneo, neue Ensemblewerke zum 50. Konzert der Reihe „musikFabrik im WDR“ Köln
15.06.: Friedrich Cerha, Acht Stücke für drei Klarinetten, Musikverein Wien
25.06.: Philipp Maintz, tríptico vertical für Sopran und Orchester, Gasteig München
28.06.: Kaija Saariaho, Tocar für Flöte und Klavier, Kolosseum Lübeck
29.06. Peter Eötvös, Der goldene Drache. Musiktheater nach dem gleichnamigen Theaterstück von Roland Schimmelpfennig, Bockenheimer Depot Frankfurt/Main
30.06.: Mieczyslaw Weinberg, Kammersinfonie Nr. 2 op. 147, Stadthalle Kronberg