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Tue dem anderen nicht, was du nicht willst

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Musica sacra International 2002 in Marktoberdorf
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Eine schöne Idee wurde nun schon zehn Jahre alt. Mit „Musica sacra International“ ist sie bezeichnet, verantwortlich zeichnen sich Dolf Rabus (Leiter) und Beatrix da Rocha (Geschäftsführerin) an der Bayerischen Musikakademie Marktoberdorf. Dieser Ort ist Zentrum der Aktivitäten, die sich über das ganze Ostallgäu erstrecken. Grundgedanke ist, dass trotz der unterschiedlichen Ausrichtungen der Weltreligionen, trotz der historisch entstandenen Differenzen, die bis heute auch immer wieder zu massiven Feindschaften anwachsen, religiös spirituelle Betätigung ein Grundanliegen aller Menschen ist. Hier trifft man sich unabhängig davon, wie das Bild Gottes auch aussehen mag. Und die verschiedenen Arten, wie man sich in Gesang oder künstlerischer Betätigung der Gottheit nähert – das Spektrum geht hier von inniger Versenkung ins Ich bis zum exaltierten Ausdruck von Freude – können sich gegenseitig anregen, befruchten, Mut machen.

Eine schöne Idee wurde nun schon zehn Jahre alt. Mit „Musica sacra International“ ist sie bezeichnet, verantwortlich zeichnen sich Dolf Rabus (Leiter) und Beatrix da Rocha (Geschäftsführerin) an der Bayerischen Musikakademie Marktoberdorf. Dieser Ort ist Zentrum der Aktivitäten, die sich über das ganze Ostallgäu erstrecken. Grundgedanke ist, dass trotz der unterschiedlichen Ausrichtungen der Weltreligionen, trotz der historisch entstandenen Differenzen, die bis heute auch immer wieder zu massiven Feindschaften anwachsen, religiös spirituelle Betätigung ein Grundanliegen aller Menschen ist. Hier trifft man sich unabhängig davon, wie das Bild Gottes auch aussehen mag. Und die verschiedenen Arten, wie man sich in Gesang oder künstlerischer Betätigung der Gottheit nähert – das Spektrum geht hier von inniger Versenkung ins Ich bis zum exaltierten Ausdruck von Freude – können sich gegenseitig anregen, befruchten, Mut machen. Eigenartig: Bei allen Religionen ist das Prinzip der Toleranz fundamental, die Kants Kategorischen Imperativ in verschiedene Wendungen umformuliert. Basis aber bleibt: Tue dem anderen nicht, was du nicht willst, dass er dir tut. Terror (privater und staatlicher), Kriege und Attentate sind daraus nicht ableitbar. Sie geschehen, weil die Menschen längst ihrer religiösen Werte-Basis entwurzelt sind, weil es ihnen danach nicht gelang, neue ethische Richtlinien zu entwerfen. „Musica sacra International“ tut da einen wagemutigen Schritt. Sie bringt an der Basis zusammen, was auf höherer Ebene als inkommensurabel gilt und aus verschiedensten artifiziellen Glaubensdekreten abgelehnt wird. Ein jüdischer Musiker mag zusammen mit einem Ensemble aus dem islamischen Glaubenskreis einen (katholischen) Gottesdienst ausgestalten, anderswo treffen buddhistische Mönche auf südamerikanisches Christentum. Am Schluss kommen alle Ensembles (wie schon bei einem Kennenlern-Abend zu Beginn) zusammen und geben ein klangliches Sinnbild davon, wie einheitlich Menschen und Glaubensrichtungen sich begegnen können: Ohne Einbuße der eigenen Charakteristik, ohne weltmusikalisch kurzsichtige Verwässerung. Das Eigene vielmehr tritt umso mehr hervor, je mehr es von der Existenz des Anderen weiß und sie erfahren hat.

Elf Ensembles aus zehn Ländern waren diesmal in Marktoberdorf und in vielen ostallgäuischen Kirchen zugegen: vom Islam die „Contemporary Lovers of Mevlana“ (Derwische aus der Türkei) und „Fils de Gnaoua de Tanger“ aus Marokko, vom Buddhismus das Mönchsensemble „Kashôken“ aus Japan, vom Hinduismus „Panti Pusaka Budaya“ aus Bali, vom Judentum Kantor François Lilienfeld aus Frankreich, vom Christentum (orthodox, katholisch und protestantisch) die „Grupo de Canto Coral“ aus Argentinien, die „Duquesne University Chamber Singers“ aus den USA, die „Schola Gregoriana Pragensis“ aus Tschechien und schließlich die deutschen Ensembles „via nova chor München“ und „ensemble amarcord“.

Wert gelegt wird vonseiten der Veranstalter, dass die vornehmlich in Kirchen veranstalteten Konzerte (auch Gottesdienste) nicht nur folkloristisch dekoriert werden, sondern dass jedes Ensemble den eigenen Zugang zu Gott aus tiefer gläubiger Überzeugung heraus gestaltet oder besser vorlebt. Diese Einsicht liegt allen Aktivitäten von „Musica sacra International“ zugrunde. Und Spiritualität gründet in Begegnung und Vertiefung. Es ist eine im Grunde ganz einfache Einsicht – gerade aber daraus, hat man den Mut und die Energie, sie in die Tat umzusetzen – gedeihen die elementarsten Erlebnisse und Erfahrungen. Jeder mag seine eigenen Brücken schlagen: Von buddhistischer Versenkung in Ton und Klang über tranceartige Verzückung islamischer Derwische, von hinduistischer Gamelan-Sinnlichkeit über die Nachdrücklichkeit des gesungenen Worts im Judentum bis zu gregorianischer Schlichtheit oder der räumlichen Komplexität neuer geistlicher Musik. Letztlich ist alles verbunden. Es kommt aus dem spirituellen Bedürfnis der Menschen, aufgebrochen in ein Spektrum schillernder Farben. Das Viele in Einem und das Eine in Vielem ist Grundlage jeder Religiösität. „Musica sacra International“ lebt das Prinzip vor. Kaum ein Zuhörer, der das nicht im Innersten begreift, der sich nicht an der Vielfalt erfreut.

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