Verfremdung, Maskierung, Verstellung können urmusikalische Motive sein. Sie haben nicht notwendig etwas gemein mit Pappnase, Büttenrede, Tusch, Bützche, Funkenmarie, Marsch- und Tanzmusik, wie sie in der sogenannten fünften Jahreszeit wieder die Rheinländer und andere Frohnaturen umtreiben.
Vor allem abseits der Karnevals-Hochburgen, deren Musikleben jetzt eher brachliegt, lassen sich zahlreiche Beispiele dafür entdecken. Als „Nosferatu“ zum Beispiel kleidet sich dieses Jahr Michael Obst mit seiner neuen Musik zu Wilhelm Murnaus stummer „Symphonie des Grauens“, die am 8. Februar in der Pariser Cité de la Musique uraufgeführt wird. Spanische Tracht hingegen bevorzugt am 12. Februar im Amsterdamer Muziektheater Mauricio Sotelo mit seiner Ballettmusik „Cantes Antiquos del Flamenco“ für Stimme und Klavier. Als ersehnter Friedensengel erscheint am 12. Februar Arvo Pärt mit der New Yorker Uraufführung seines „Peace upon you, Jerusalem“ für Frauenchor a cappella, während sich am 15. Februar in der Londoner Barbican Hall der Komponist Peter Eötvös und der Trompeter Markus Stockhausen mit der Uraufführung von „Jet Stream“ für Trompete und Orchester als düsende Globetrotter geben.
Zu Hardrockern und „Pressluftgeigern“ verwandelt ziehen am 26. Februar die Mitglieder des Frankfurt Contemporary String Quartet mit ihrer Neufassung des alten Deep Purple Songs „Child in Time“ in die Münchner Muffathalle. Im Gegensatz dazu scheinen Matthias Pintscher und sein Solist Frank-Peter Zimmermann am 28. Februar eher ein zartes Spiel mit dämpfenden Schleiern zu treiben, wenn sie „en sourdine“ für Violine und Orchester in der Berliner Philharmonie zur Uraufführung bringen.
Weitere Uraufführungen:
6.–9.2.: Stuttgarter Festival „Eclat“ im Theaterhaus Wangen mit Uraufführungen unter anderem von Alejandro Viñao, Marco Stroppa, Caspar Johannes Walter, Alvaro Carlevaro, Wilhelm Killmayer, Vadim Karassikow
10.2.: Claude Lenners, „Phaeton“, Funkhaus am Hallberg Saarbrücken
14.2.: Karlheinz Stockhausen, „Hoch-Zeiten“ von „Sonntag“ aus „Licht“, Wiederholung der Uraufführung auf Tenneriffa vom 28.01.
20.2.: Hannes Raffaseder, „Verloren? – Fragmente nach Wallenberg“ für Kammerorchester, Wiener Konzerthaus
27.2.: Peter Michael Hamel, Viertes Streichquartett („Nachklänge“) in fünf Teilen, Auryn-Quartett, Curio Haus Hamburg
28.2.: Klaus K. Hübler, „Lamento, Scherzo ed Arioso“, Ballett, Grand Théâtre in Vitry-sur-Seine im Rahmen der Biennale Nationale de la Danse du Val de Marne