Fast jeder Tag im Jahr ist ein bestimmter Gedenktag, an dem Organisationen, Verbände, Stiftungen sowie ganze Kultur-, Wissenschafts- und Wirtschaftszweige die Weltöffentlichkeit an ihr Anliegen zu erinnern versuchen. Sofern man nicht selbst betroffen ist, bekommt man davon oft nichts mit. Der Tag der Musik ist der 1. Oktober. Doch lassen sich zahllose Schnittmengen zwischen der Musik und den anderen Thementagen des Jahres denken, die sich auch in den Kalendern der Konzert- und Theaterhäuser einplanen ließen.
Im Monat März mag dies bei Themen wie Staudämme, Gesunde Ernährung, Zahl Pi, Down-Syndrom, Rücken, Niere und Tuberkulose schwerfallen. Doch zu Artenschutz und Logopädie sollte Musikern bereits etwas einfallen. Plausiblere Programmatiken bieten Spielplatz, Wald, Wasser, Meteorologie oder Schlaf, zu denen sich aus allen Jahrhunderten passende Werke finden oder bei zeitgenössischen Komponisten in Auftrag geben lassen. Doch das terminlich gebundene Gedenken bietet im März noch weit mehr Möglichkeiten.
Die Thementage zu Poesie, Geschichten, Theater und Kindertheater schreien geradezu nach Musik. Denkbar sind auch kulturpolitische Symposien, Gesprächsrunden, Rundfunk- und Fernsehsendungen, welche die oft undurchsichtigen Produktions-, Auswahl-, Finanzierungs-, Wertungs- und Rezeptionsmechanismen des Musikbetriebs reflektieren. Reichliche Anstöße dazu bieten die Tage der Frau, der Verbraucher, der Lohngerechtigkeit und des Antirassismus. Schließlich könnte man selbst kleinere, inhaltlich klar fokussierte Musikfestivals planen, etwa zu den vier Tagen der Politischen Gefangenen oder der Terror-, Kriminalitäts- und Sklavereiopfer. Vor dem Hintergrund all dieser Themen stellen sich sicher auch bei den aktuell anstehenden Uraufführungen entsprechende Assoziationen und Parallelen ein: Am 4. März geht im Theater in Hof erstmals Roland Baumgartners Oper „Hoffmanns Welt“ über die Bühne. Am 12. März folgt im Staatstheater Darmstadt die Premiere von „Lord Byron – Ein Sommer ohne Sommer“ von Agustí Charles. Am gleichen Tag spielt das Tiroler Kammerorchester im Innsbrucker Canisianum die Uraufführung von Richard Dünsers Cellokonzert „The Garden of Desire“.
Die zehnte Ausgabe des Berliner Festivals MaerzMusik steht vom 18. bis 27. März im Zeichen von „Klang Bild Bewegung“, darunter neue experimentelle Intermedia-Performances von Christoph Gallio, Beat Streuli, Michael Wertmüller, Lillevan, Bernhard Lang, Alter Ego, Philip Jeck, Phil Niblock und Shintaro Imai. Und an der Duke University in Durham, US-Bundesstaat North Carolina, erklingt am 19. März erstmals Steve Reichs Streichquartett „WTC 9/11“, dessen Titel sich unschwer auf den Anschlag auf das New Yorker World Trade Center am 11. September 2001 beziehen lässt, obgleich der offizielle Tag der Terroropfer der 11. März ist.
Weitere Uraufführungen
1.3.: Sebastian Fagerlund, neues Werk für die Reihe „Junge Wilde“, Konzerthaus Dortmund
3.3.: Johannes Schöllhorn, neues Ensemblewerk, Kleiner Sendesaal NDR Hannover
3.–27.3.: Zweite Salzburger Biennale, neue Werke von Gadenstätter, Kessler, Klaus Lang, Mahnkopf, Matalón, de Roo, Schenker und Schnebel
4.3.: musica viva München, neue Werke von Jörg Herchet, Valerio Sannicandro, Thomas Kupsch, Herkulessaal München
4.3.: Marko Nikodijevic, Neues Werk, ZKM Karlsruhe
11.3.: Hanspeter Kyburtz, still and again, Alte Oper Frankfurt
26.3.: David Philip Hefti, Cellokonzert Gegenklang, Tonhalle Zürich