Hauptrubrik
Banner Full-Size

Uraufführungen 2022/12

Untertitel
Künstl(er)i(s)che Intelligenz
Publikationsdatum
Body

Was sagen Zukunftsvisionen des Menschen über unsere Gegenwart? Sind die von Theologie, Philosophie, Politik, Technik, Kunst, Musik, Literatur und Film entworfenen Utopien und Dystopien nicht vor allem erhellende Diagnosen der jeweils gerade aktuell herrschenden Verhältnisse? Warum also gibt es momentan so viele Hoffnungen und Befürchtungen vom „neuen Menschen“? Vielleicht, weil es mit der Spezies Homo sapiens langsam aber sicher zu Ende geht angesichts von Seuchen, Kriegen, Diktaturen, Artensterben, Ressourcen-, Energie- und Klimakrisen? Gentechnik, Bionik, Robotik, Prothetik und Implantationsmedizin zielen darauf, die beschränkten physischen, kognitiven, sensuellen und motorischen Möglichkeiten des Menschen zu verbessern und zu erweitern. Informatik und Kybernetik arbeiten an künstlichen Intelligenzen und Cyborgs. Wieder andere Disziplinen erforschen Möglichkeiten der weltweiten Vernetzung und nachhaltigeren Einbindung des Menschen ins globale Ökosystem durch neuartige Symbiosen des humanen Organismus mit Mycelen und Bakterien.

Und was macht die Musik? Business as usual? Nicht ganz. Auch im aktuellen Musikschaffen schlagen sich die gegenwärtig angesagten Modethemen nieder. Etliche neue Kompositionen, Performances und Installationen setzen sich mit KI auseinander. Bei interaktiven Settings sind Bewegungssensoren inzwischen nachgerade zum Standard geworden. Partizipative Formate mit VR-Brillen verwandeln Akteure und Publikum zu Avataren in virtuellen Welten. Und im Rahmen von Musiktheaterwerken ließen sich dieses Jahr bei den Festivals Eclat in Stuttgart und SPARK in Köln futuristische Formen der Verpilzung des Menschen erleben. Die nun im Oktober anstehenden Uraufführungen verdanken sich allerdings allesamt nicht künstlicher, sondern künstlerischer Intelligenz. Und vielleicht sind sie gerade deswegen besondere Zukunftsentwürfe und Gegenwartsdiagnosen?

Bei den Donaueschinger Musiktagen vom 13. bis 16. Oktober gibt es 27 Uraufführungen. Gleich vier neue Werke – von Iris ter Schiphorst, Nikolaus Brass, Evis Sammoutis und Bernhard Lang – setzten sich mit der Nerven- und Muskelkrankheit Parkinson auseinander. Weitere Novitäten stammen von Clara Ianotta, Agata Zubel, Martin Schüttler, Thomas Meadowcroft, Christian Winther Christensen, Rozalie Hirs, Mauro Lanza, Joanna Wozny, Alexander Goehr, Malte Giesen, Artur Zagajewski, Sasha Blondeau, Nigel Osborne, Hanna Kendall, Georg Friedrich Haas, Peter Ruzicka, Arnulf Herrmann, Lula Romero, Malika Kishino, Daniel Ott und Enrico Stolzenburg. Beim Festival Orgel-Mixturen der Kunst-Station Sankt Peter Köln erklingen vom 11. bis 22. Oktober neue Orgelwerke von Michael Veltman, Ana Gnjatovic und Jeff Beer. Und anlässlich des sechzigsten Geburtstags von Claus-Steffen Mahnkopf werden am 22. Oktober in Leipzig drei neue Werke des Komponisten uraufgeführt.

Weitere Uraufführungen:

  • 02.10.: Karl Gottfried Brunotte, ionosphere und Hesperia / c t 41 zero“, Chris­tuskirche Bad Homburg
  • 09.10.: José María Sánchez-Verdú und Alberto Arroyo, neues Werk zu Heinrich Schütz’ Musikalischen Exequien, Stadtkirche St. Marien Weißenfels; Detlev Müller-Siemens, Subsong 3, Jagdsaal Schwetzinger Schloss
  • 15.10.: Lera Auerbach, Sinfonie Nr. 5 „Paradise Lost“ für Nürnberger Philh.
  • 19.10.: Pablo Galaz, Carina Contreras, Boris Alvarado, neue Werke für AuditivVokal, Leonardi-Museum Dresden
  • 20.10.: 11 neue Solostücke von 11 Komponierenden für Mitglieder des E-MEX-Ensembles, Kreuzeskirche Essen
  • 21.10.: Stefan Heucke, Von guten Mächten, Melanchthonkirche Bochum
  • 28.10.: Nicolaus Richter de Vroe, Violinkonzert, Milica Djordjevic, Mit o ptici für Chor und Orch., musica viva München

Weiterlesen mit nmz+

Sie haben bereits ein Online Abo? Hier einloggen.

 

Testen Sie das Digital Abo drei Monate lang für nur € 4,50

oder upgraden Sie Ihr bestehendes Print-Abo für nur € 10,00.

Ihr Account wird sofort freigeschaltet!