Angesichts des zunehmend heiklen Standes der Hochkultur kann man sich über einen Mangel an Vielstimmigkeit in der heutigen Welt Neuer Musik erstaunlicherweise nicht beklagen. Ein Festival jagt das andere, zahllose Uraufführungen allenthalben. Bedauernswert ist allerdings die Wortlosigkeit deutscher Feuilletons und Kulturmagazine, wenn es um die Reflexion aktueller Kunstmusik geht. Man vermutet es schon lange: Die Philosophie und ihre Stiefkinder, die Feuilletonisten, sind heute nicht gerade Busenfreunde der Abstraktesten aller Künste. Auch Claus-Steffen Mahnkopf mag die Musik sagen wir etwa von John Cage nicht. Doch Mahnkopf ist nicht nur Doktor der Philosophie (mit der Lizenz, im „Merkur“ und bei Suhrkamp über Musik zu richten), sondern selbst ein (gerne) großer Komponist. Und als solcher stellt er sich in seinem ersten Musiktheaterwerk „Angelus Novus“ (nach Walter Benjamin) die Frage nach der „seelischen, emotionalen, leiblichen und existenziellen Verfassung des heutigen Menschen“, versucht sich an nichts weniger als einer „Phänomenologie der Zivilisation“. Wie Mahnkopf das zusammen mit seinem Regisseur Taygun Nowbary umsetzt – ohne Libretto und ohne dramatischen Verlauf–, kann man ab dem 4. Mai während der Münchener Biennale bestaunen, die mit mehreren Konzerten und einem hochkarätig besetzten Symposium bis zum 19. Mai andauern wird.
Angesichts des zunehmend heiklen Standes der Hochkultur kann man sich über einen Mangel an Vielstimmigkeit in der heutigen Welt Neuer Musik erstaunlicherweise nicht beklagen. Ein Festival jagt das andere, zahllose Uraufführungen allenthalben. Bedauernswert ist allerdings die Wortlosigkeit deutscher Feuilletons und Kulturmagazine, wenn es um die Reflexion aktueller Kunstmusik geht. Man vermutet es schon lange: Die Philosophie und ihre Stiefkinder, die Feuilletonisten, sind heute nicht gerade Busenfreunde der Abstraktesten aller Künste. Auch Claus-Steffen Mahnkopf mag die Musik sagen wir etwa von John Cage nicht. Doch Mahnkopf ist nicht nur Doktor der Philosophie (mit der Lizenz, im „Merkur“ und bei Suhrkamp über Musik zu richten), sondern selbst ein (gerne) großer Komponist. Und als solcher stellt er sich in seinem ersten Musiktheaterwerk „Angelus Novus“ (nach Walter Benjamin) die Frage nach der „seelischen, emotionalen, leiblichen und existenziellen Verfassung des heutigen Menschen“, versucht sich an nichts weniger als einer „Phänomenologie der Zivilisation“. Wie Mahnkopf das zusammen mit seinem Regisseur Taygun Nowbary umsetzt – ohne Libretto und ohne dramatischen Verlauf–, kann man ab dem 4. Mai während der Münchener Biennale bestaunen, die mit mehreren Konzerten und einem hochkarätig besetzten Symposium bis zum 19. Mai andauern wird. Auf wenige Worte für viele Stimmen trifft man in diesem Jahr auch bei den Tagen für neue Kammermusik in Witten vom 5. bis 7. Mai. Die Neuen Vocalsolisten aus Stuttgart sind an Uraufführungen von Silvia Fomina, Carola Bauckholt, Lucia Ronchetti und Salvatore Sciarrino beteiligt, zu hören sind Werke der Lautpoeten Valeri Scherstjanoi und Jaap Blonk, außerdem ein Projekt für Sopran, Viola, Flöte, Darstellerin und Live-Elektronik von Georges Aperghis.Chaya Czernowin: Liquid Amber für Orchester (Neufassung); Münchener Biennale, Internationales Festival für Neues Musiktheater
Hiroyuki Yamamoto: Canticum Tremulum für Orchester, musica viva, München
Neue Kammermusikwerke von Ulrich Leyendecker und Bernd Franke, musica nova, Leipzig
Jan Müller-Wieland: Klavierquartett, Braunschweig
Ulrich Stranz: Musik für 2 Violoncelli und Orchester, Tonhalle Zürich
Friedrich Cerha: Triptychon für Tenor und Orchester, bevor es zu spät ist..., Wien
Tobias PM Schneid: „umbrellas & sewing machines“ (music for a man, who was cut into pieces by a window) für Septett; Münchener Biennale, Internationales Festival für Neues Musiktheater
Michael Riessler/Raymond Federman: Loose Shoes für Stimme und Ensemble, musica viva, München/Münchener Biennale
Martin-Christoph Redel: Klangspiegel für großes Orchester, Villingen-Schwenningen
Über Frauen – Über Grenzen. Ein Kollektiv-Musiktheater-Projekt der Kompositionsklassen P.M. Hamel, W.A. Schultz und M. Stahnke, Münchener Biennale
Josef Anton Riedl: Stück für vier Klaviere, Münchener Biennale
Volker David Kirchner: Gilga-mesh; EXPO 2000, Niedersächsische Staatsoper Hannover
Wolfgang Rihm: recherche: séraphin, Musikverein, Wien
Neue Werke für Schlagzeugensemble von Martin Smolka und Christian Wolff, Klang-Aktionen, München
Richard Heller: Cellophonie (für Violoncello-Ensemble), World Cello Congress III, Baltimore (USA)
Michael Zwenzner