Neue Musik spielt nicht nur in eigens für Konzertmusik ausgewiesenen Orten, Räumen, Philharmonien, Sendesälen. Die Gründe dafür sind teils fremdverschuldet, teils selbstgewollt. Sie liegen in der Ausgrenzung ungewöhnlicher Musikformen durch konservative Institutionen sowie im Bedürfnis nach topographisch, akustisch, architektonisch, funktional und sozial angemessenen Räumen für veränderte Produktions-, Präsentations- und Rezeptionsweisen, die sich nicht ohne Verlust bestehenden Dispositiven der Darbietung und Wahrnehmung ein- und anpassen lassen.
Das Festival „ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln“ bespielt diesmal nicht nur Kölner Philharmonie, WDR-Sendesaal und Konzertsaal der Alten Feuerwache, sondern bringt vom 30. April bis 11. Mai unter dem Motto „GroßstadtPolyphonie“ auch Musik an ungewöhnliche Orte: Kulturbunker Mühlheim, Trinitatis- und Christuskirche, Gewölbe, Club Domhof sowie den neuen U-Bahnhof Heumarkt, wo im Rahmen von Gerhard Stäblers „HÖRF·FLECKEN“ mehrere Vokal-, Instrumental- und Aktionsgruppen „uchronische Augenblicke“ realisieren werden.
Zudem gibt es eine Fahrt mit dem Schiff MS Jan van Werth der Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschiffahrt AG. Zwischen den Anlegern von Kölner Altstadt und Rodenkirchen erklingen erstmalig acht neue Werke von aktiven bzw. ehemaligen Kompositionsstudierenden der Hochschule für Musik und Tanz Köln: Helena Cánovas i Parés, Hannah Hanbiel Choi, Jonah Haven, Pablo Garretón Izquierdo, Mazyar Kashian, Duoni Liu, Jakob Lorenz und Sergej Maingardt. Weitere der insgesamt 31 Uraufführungen stammen vom diesjährigen Porträtkomponisten Georges Aperghis sowie von Michel van der Aa, Matias F. Cassano, Hanna Eimermacher, Sebastian Gramss, Benjamin Grau, Georg Friedrich Haas, Philipp Krebs, Nicolas Kuhn, Maximilian Marcoll, Johannes Meures, Euimin Nam, Sergej Newski, Yosuke Nomoto, Roman Pfeifer, Alberto Posadas, Uwe Rasch, Rebecca Saunders, Martin Vogler und Ying Wang. Es bleibt abzuwarten, ob all diese Musik wirklich etwas mit den teils ungewöhnlichen Orten zu tun hat sowie dem Publikum andere Sicht- und Hörweisen öffnen wird oder ob die Locations bloß hübsche Verpackungen zum Zweck effektiver PR- und Marketingmaßnahmen sind.
Auch die Wittener Tage für neue Kammermusik unternehmen vom 10. bis 12. Mai kleinere Ausflüge in die „grüne Perle“ des südlichen Ruhrgebiets. Schau- und Lauschplätze für neue „Spielstationen“ von Barblina Meierhans, Erwin Stache, Lisa Streich und Manos Tsangaris sind Kegelbahn, VHS-Pavillon und die Kreuzung von Ruhr-, Wiesen- und Oststraße. Weitere Uraufführungen erfolgen im altvertrauten Saalbau, im Haus Witten, im Märkischen Museum sowie in der Blote Vogel- und Rudolf Steiner-Schule. Die neuen Stücke stammen von Martin Smolka, Mayke Nas, Mio Chareteau, Malte Giesen, Francesca Verunelli, Ann Cleare, Irene Galindo Quero, Mark Barden, Sasha J. Blondeau, Sara Glojnaric, Mikel Urquiza, Clara Iannotta, Lisa Streich und dem diesjährigen Wittener Porträtkomponisten Ondrej Adámek
Weitere Uraufführungen:
06.05.: Beat Furrer, spazio immergente III für Sopran, Posaune und Streicher, Hamburger Musikfest
22.05.: Joanna Wozny, Peter Gahn, neue Werke für E-MEX-Ensemble, Alte Feuerwache Köln
23.05.: Alois Bröder, Neue Sätze für Streichquartett, Romanfabrik Frankfurt/Main
25.05.: Luis Codera Puzo, MUHR#02 für drei Klaviere und modulare Synthesizer, Ensemble New Babylon, Schwankhalle Bremen
26.05.: Andrea Lorenzo Scartazzini, Torso – Epitaph für Orchester, Jenaer Philharmonie Volkshaus
29.05.: Hannes Seidl, Leopold Hurt, Neue Werke für Decoder Ensemble, MUCCA31 München