Wie schon in den vergangen Jahren öffnete auch dieser Tage vom 26. Juli bis zum 3. August der ehemalige Militärflughafen Groß Dölln in der landschaftlich reizvollen Schorfheide seine Tore der klassischen Musik. Ein Flugzeughangar, in dem während des Kalten Krieges eine MIG startbereit stand, um innerhalb von wenigen Minuten über Berlin zu sein, wandelte sich in einen – durch das Grasdach perfekt klimatisierten – Konzertsaal. Auf dem Weg zu Startbahn und Hangar fährt man lange an verrottenden Soldatenunterkünften und an den Bunkern vorbei, die einst SS 20-Raketen beherbergten. Das Ambiente ist ein wenig beklemmend, mit dieser so sensibilisierten Stimmung des äußerst zahlreich erschienen Auditoriums fanden insgesamt sechs großartige kammermusikalische Konzerte statt, deren künstlerische Qualität in der Festivallandschaft Brandenburgs einzigartig sein dürften.
Die Leitung des Festivals obliegt dem aus der Nähe von Stuttgart stammenden, in Berlin an der HdK ausgebildeten und international sehr erfolgreichen Pianisten Markus Groh sowie Monika Treutwein und Hans-Christoph Mauruschat. Zu den Solisten zählten so prominente – einerseits international erfahrene, andererseits dem höchst vielversprechenden Nachwuchs zuzurechnende – Künstler wie Tanja Becker-Bender, Adrian Brendel, Aline Champion, Florian Donderer, Mojca Erdmann, Håvard Gimse, Viviane Hagner, Stefan de Leval Jezierski, Aleksandar Madzar, Michael Nündel, Paul Rivinius, Wolfgang E. Schmidt, Arabella Steinbacher, Wilfried Strehle, Tanja Tetzlaff und Knut Weber.
Das Eröffnungskonzert am 26. Juli stand unter dem Titel „Französische Impressionen“, gespielt wurden Werke von Ravel, Debussy und César Franck. Das dritte Konzert unter dem Titel „Very british“ gab Einblicke in seltener zu hörende Werke von Roger Quilter, Elgar, Britten sowie Birtwistle und wurde von DeutschlandRadio aufgezeichnet. Im Programm „deutsche Romantik“ am 31. Juli waren es Aline Champion, Adrian Brendel und Aleksandar Madzar, die mit ihrer überaus feinsinnigen Interpretation von Mendelssohns zweitem Klaviertrio opus 66 zum Höhepunkt des Abends wurden.
Vor dem letzten Konzert, das in dessen 175. Todesjahr allein Werken Schuberts gewidmet war, bescherten in dem wiederum sehr reizvollen ungarischen Programm „Liszt plus ...“ die kurzfristig eingesprungene Arabella Steinbacher und Wolgang E. Schmidt mit ihrem perfekten, geradezu symbiotischen Zusammenspiel bei Kodálys Duo für Violine und Violoncello op. 7 dem Auditorium eine musikalische Sternstunde. Im Anschluss an dieses akustische Feuerwerk gelang es Adrian Brendel vier überwiegend auf einfachstem Material beruhende Stücke aus Kurtágs Work in progress „Signs, Games and Messages“ mit ausdrucksstarkem Gestus in einer überaus konzentrierten Interpretation den gespannt lauschenden Zuhörern näher zu bringen.
Der große Erfolg dieses Festivals liegt in seiner Konzeption. Ein vom Mainstream erfreulich unabhängiges Programm wird von hervorragenden, vorwiegend jungen Künstlern gespielt, die – zusammen mit der Leitung des Festivals im nahe gelegenen Hotel Döllnsee untergebracht – mit bester Spiellaune und in der Spannung zwischen Relikten des Kalten Krieges und idyllischer Natur der Schorfheide Kammermusik mit viel Freude zelebrieren.