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Wohldosierte Sentimentalität ohne Kitsch – Giacomo Puccinis „Il Trittico“ in Essen. Foto: Matthias Jung
Wohldosierte Sentimentalität ohne Kitsch – Giacomo Puccinis „Il Trittico“ in Essen. Foto: Matthias Jung
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Wohldosierte Sentimentalität ohne Kitsch – Giacomo Puccinis „Il Trittico“ in Essen

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Richard Wagner, Giuseppe Verdi, Richard Strauss und Giacomo Puccini – wer die letzten zwanzig, fünfundzwanzig Opernjahre am Essener Aalto-Theater begleitet hat, weiß, dass die Partituren dieser vier Granden des Musiktheaters an diesem Haus und bei den Essener Philharmonikern stets in besten Händen sind.

Stefan Soltesz hat da während seiner 16jährigen Dirigenten- und Intendantenarbeit von 1997 bis 2013 Fundamente gelegt, von denen vor allem das Orchester bis heute profitiert. Nun wieder spürbar anlässlich der Premiere von Giacomo Puccinis „Il Trittico“.

Drei Stunden Oper in einem Wasserbecken! Die Protagonisten stehen und laufen zwar nur bis zu den Knöcheln darin herum, dafür nimmt das Bassin fast die komplette Bühne des Aalto-Theaters ein und lässt nur an den vier Beckenrändern schmale, trockene Pfade zu. Wasser also als zentrale Rolle in Giacomo Puccinis „Il Trittico“? Als prägendes und verbindendes Symbol für drei ganz unterschiedliche Lebensgeschichten? Regisseur Roland Schwab legt dies nahe und schafft einen recht überzeugenden Rahmen für Puccinis drei aufeinander folgende Einakter, die bei der Premiere bejubelt wurden.

Dabei geht es zunächst gar nicht lustig zu, denn in „Il Tabarro“ ist ebenso wie in „Suor Angelica“ der Tod eines Kindes zu beklagen. Es ist omnipräsent in Form einer leblos im Wasser schwimmenden Puppe. In „Il Tabarro“ sind es Michele, der Hafenarbeiter und seine Frau Giorgetta, die den schmerzlichen Verlust zu verkraften haben; in „Suor Angelica“ ist es die Nonne, der man den Sohn schon vor Jahren weggenommen und sie ins Kloster gesteckt hat, um dort für die uneheliche Frucht ihres Leibes Buße zu tun. Beide Frauen suchen ebenso verzweifelt wie vergeblich nach einer Lebensperspektive. Die eine will zurück ins kleinbürgerliche Milieu, die andere sucht ihr Seelenheil im Tod und in der Vereinigung mit Gott, der sprudelnden Quelle des Lebens, wie es in der Offenbarung des Johannes heißt.

Es sind mitunter starke und anrührende Bilder, die Roland Schwab zusammen mit Piero Vinciguerra (Bühne) und Gabriele Rupprecht (Kostüme) entwickelt. Die Ruppigkeit der einfachen Hafenarbeiter, die Schicksalsergebenheit der Nonnen im Kloster - alles wird handgreiflich spürbar, nichts bleibt verborgen, wofür auch der riesige Spiegel sorgt, der vom Schnürboden herabhängt. Das ist stellenweise ganz schön brutal!

Auf andere Weise „brutal“ und dabei durchaus urkomisch ist, wie Gianni Schicchi mit den Verwandten des reichen Buoso Donati umgeht, der soeben mit einem letzten Blick auf den prächtigen Springbrunnen im Garten seinem Leben ein Ende gesetzt hat. Jetzt geht‘s an das Erbe. Gianni Schicchi als listiger Testamentsfälscher steckt sich die Filetstücke in seine eigene Tasche, der Rest der habgierigen Hinterbliebenen guckt schlichtweg in die Röhre. Pech gehabt! Ein Glück aber für das Publikum, das eine herrliche Komödie vorgespielt bekommt. Mit Puccinis funkensprühender Musik, zu der sich alle Beteiligten virtuos bewegen – ein Kontrapunkt zur gedämpften klösterlichen Atmosphäre in „Suor Angelica“.

„Il Trittico“ ist ein personalintensives Unterfangen, das vom Aalto-Solistenensemble samt Chor und Extrachor aber locker gestemmt werden kann. Herausragend Heiko Trinsinger (als Michele und Gianni Schicchi), ganz großartig Jessica Muirhead, deren Angelica unter die Haut ging. Und die von Roberto Rizzi Brignoli dirigierten Essener Philharmoniker bewiesen einmal mehr, wie sehr ihnen Puccini am Herzen liegt, ohne in Kitsch oder überdosierte Sentimentalität zu verfallen.

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