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Auf zwölf Saiten zum Klingen gebracht: Tschaikovskys „Jahreszeiten“ mit den Grigoryan Brothers

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Die Geschwister Slava und Leonard Grigoryan bilden ein Gitarrenduo, das bereits seit vielen Jahren aus einem üppigen Klassikrepertoire schöpft. Auf ihrer neuen CD haben sie sich Peter Tschaikovskys Klavierzyklus „Die Jahreszeiten“ vorgenommen. Mit Erfolg.

Slava Grigoryan, 1976 in Kasachstan geboren und in Australien aufgewachsen, debütierte bereits mit vierzehn Jahren als Soloinstrumentalist. Er spielt im Gitarren-Trio „MGT“, das außer ihm aus zwei etablierten Jazzgitarristen besteht: Wolfgang Muthspiel und Ralph Towner. Zusammen mit seinem Bruder Leonard nahm er Musik von Joaquín Rodrigo, Astor Piazzolla und Radamés Gnattali auf. Leonard, 1985 geboren, debütierte 2006 mit seinem Bruder in der Londoner „Wigmore Hall“ und spielt als Solist mit den Melbourne-, Queensland- und Tasmania-Symphonikern. Inzwischen wurden fünf Duo-Alben des Brüderpaares veröffentlicht.

Für ihr neuestes Album stellten sie „The Seasons“ von Peter Tschaikovsky – damals ein Auftragswerk des Verlegers Nikolai Bernhard – vom Kopf auf die Füße. Bereits im Dezember 2011 im „Sing Sing“ in Melbourne aufgenommen, beeindruckt die Interpretation des Brüderpaares durch die konsequent offenherzige Spielweise, deren klare Klangstrategie und Tonsprache aus dem Jahresüberblick ein individuell gestaltetes Poesiealbum macht. Man könnte es aber auch entklassifiziert nennen, was den Grigoryan-Brüder mit „The Seasons“ gelungen ist. Tchaikovskys Musik wirkt hier wie ein kleinteiliges, aus der romantischen Umklammerung gerissenes musikalisches Filetstück. Der Zyklus zählt normalerweise nicht zum Standard des Konzertsaales, aus den Händen von Slava und Leonard Grigoryan entsteht eine kleine Köstlichkeit, deren Geschmack mit der Dauer des Spiels zunimmt.

Peter Tschaikovsky komponierte die zwölf Miniaturen für Klavier vom Dezember 1875 bis zum November 1876. Die Tonsprache, die er für die zwölf Monate fand und die den Charakter jeden Monats als komplexe Jahreszeitenfarbe illustrieren sollte, siedelte der Komponist in poetischen Klangstrukturen an. Dem entnehmen die Grigoryan Brothers nicht nur die Architektur des Originals, sie unterstreichen durch ein- und mehrstimmige Spielweisen die Klangfarbe der Monate und streifen rigoros durch das komplexe Klanggeschehen in Tschaikovskys Sinn. Der hatte nämlich die zwölf Stücke nicht nur mit Ereignissen aus der Natur und Kultur bereichert, sondern jedem ein Zitat russischer Dichter wie Alexander Pushkin oder Nikolai Nekrasov vorangestellt. Diese Zitate durchziehen die Musik von „The Seasons“ wie ein roter Faden, an dem sich das Klanggeschehen orientiert. Ob weihnachtliche Klänge oder die Jagd im September, ob ein Abend vor dem Kamin im Januar oder weiße Nächte im Mai: der unbeschwert auftrumpfende Tschaikovsky-Ton animierte die Grigoryan Brothers offensichtlich dazu, die Visualität der Zitatebene auf die musikalische zu übertragen – indem sie nämlich die  jahreszeitliche Wirklichkeit möglichst „naturbelassen“ in akustische Gedanken umwandelten.

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