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Anblicke, Augenblicke und Aquarelle

Untertitel
Zwei Neuheiten aus dem Rockbuch Verlag
Publikationsdatum
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Silke Leicher/Manuel Schreiner:Skizzenbuch Unterwegs. 100 Originale von Musikern der Indieszene, Rockbuch Verlag, Schlüchtern 2006, 324 S., Abb., 19,90 €, ISBN 3-927638-08-0

Zeichnung setzen. Was die Autoren hier relativ simpel gestaltet haben, scheint große Wirkung zu zeigen: Jedem nur erdenklichen Musiker der Gitarrenbandszene wurde ein Filzstift in die Hand gedrückt und ein weißes Blatt Papier untergelegt. Spontan begannen die Musiker, eine andere Art der Kunst zu vollziehen. Mancher gab sich Mühe, andere kritzelten, wieder andere entdeckten wohl neue Seiten an sich und der Band. Es wurden Gemälde, Collagen, gemalte Notizen, Portraits, Comics, Anblicke, Augenblicke, Aquarelle, Darstellungen, Eindrücke, Grafiken, Illustrationen, Konterfeis, Metaphern oder bloße Kopien. Zu den Bildern existieren kleine Texte und Erklärungen der Künstler, um dem Bild einen Rahmen zu verleihen. Insgesamt ein „ordentlich“, wenngleich die Anordnung der Texte (die einleitenden Sätze stehen beim Bild, die Textreste 100 Seiten weiter hinten) störend scheint. Es zeichneten unter anderem Franz Ferdinand, Adam Green, The Libertines, Oasis, Snow Patrol, Slut, Stereophonics und Wir sind Helden.

Marc Spitz: Wann nur, wenn nicht jetzt?, Rockbuch Verlag, Schlüchtern 2006, 384 S., 14,80 €, ISBN 3-927638-31-5

Vielleicht 2020 wieder Marc Spitz schreibt für Spin, Maxim, die New York und die Washington Post. Nun sein erster Roman. Über die 80er und Reagans USA. Was haben uns die 80er in den letzten Jahren nur verfolgt. Dann aber mal trotzdem: Marc Spitz erzählt folgende Geschichte: Joe Green (der wahre Marc Spitz) hört zur fraglichen Zeit im Radio einen Song der Smiths. Er wird zum New Waver, liest Oscar Wilde und verliebt sich. Rund um die Geschichte dürfen Erinnerungen und Klischees wie MTV, Drogen, das Schreiben für ein Musikmagazin, Saufgelage und der Drang, der neue Messias zu sein, nicht fehlen. Ging doch jedem so. Nun gut. Der Plot wie man so schön sagt, ist gesetzt, leider kein einziger Nebenarm der Erzählung. Im Vergleich zu den 80ern plätschert „Wann nur, wenn nicht jetzt?“ ziemlich unaufgeregt und sich penetrant an den Leser ranschmeißend dahin. Viel Pathos, viele Gedanken, viel Leerlauf und Gedankengut, das uns unzählige andere Autoren und Schriftsteller auch schon um die Ohren geworfen haben. Mittlerweile übrigens mitunter über die 90er. Das ist das Problem.

Klar mag jeder ein Stück von sich selbst in Joe Green erkennen. Aber ständig das gleiche öde Stück macht die Erinnerungen eben nicht lebendiger. Nur eine trostlose Zeit noch deprimierender. „Wann nur, wenn nicht jetzt?“ hat leider kein Ziel. Oder besser: keine Richtung. Denn Ziele gab es in den 80ern doch nicht, oder? Wer mit der gewissen Lethargie der 80er von deutschen Autoren wie Florian Illies (Generation Golf) oder Frank Goosen (Liegen lernen) versorgt ist, muss bei Marc Spitz nicht zwingend zugreifen.

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