Torso eines Lebens. Der Komponist und Pianist Gideon Klein (1919–1945) +++ Joachim Mischke: Der Klassik-Kanon. 44 Komponisten, von denen man gehört haben muss +++ Alfred Brendel / Peter Gülke: Die Kunst des Interpretierens. Gespräche über Schubert und Beethoven
Torso eines Lebens. Der Komponist und Pianist Gideon Klein (1919–1945), hg. v. A. Dümling (Verdrängte Musik. NS-verfolgte Komponisten und ihre Werke, Bd. 23), von Bockel, Neumünster 2021, 256 S., € 19,80, ISBN 978-3-95675-031-1
Dass die Musik des tschechisch-jüdischen Komponisten, der noch im KZ Theresienstadt bedeutende Werke zu schaffen vermochte, bevor er in einem Außenlager des KZ Auschwitz ums Leben kam, in den letzten drei Jahrzehnten zunehmend publik wurde, ist maßgebliches Verdienst des Vereins „musica reanimata“. Zum 100. Geburtstag veranstaltete dieser das hier dokumentierte Symposium, in dem neben biografischen Aspekten das Werk in Interpretationen und Analysen umfänglich aufgearbeitet wurde – ein großer Gewinn!
Joachim Mischke: Der Klassik-Kanon. 44 Komponisten, von denen man gehört haben muss, Hoffmann und Campe, Hamburg 2020, 280 S., Abb., € 25,00, ISBN 978-3-455-01003-9
Als „legale Einstiegsdroge in die Kunstform des Komponierens“ versteht der Kulturjournalist seinen handlichen Band, in dem auf jeweils fünf Textseiten bewusst niederschwellig und unterhaltsam überwiegend populäre und wenige weniger gehörte Komponist*innen wie Hensel oder Weinberg präsentiert werden – flotte Hör-Tipps für Neulinge.
Alfred Brendel / Peter Gülke: Die Kunst des Interpretierens. Gespräche über Schubert und Beethoven, Bärenreiter/Metzler, Kassel/Berlin 2020, 193 S., € 29,99, ISBN 978-3-7618-2509-9
Fortgeschrittene werden dagegen großen Gewinn aus den Dialogen der beiden Granden einer sehr reflektierten Annäherung an das Repertoire ziehen, aus einem offen gestalteten Gedankenaustausch voller überraschender Wendungen beim Mäandern durch das Beziehungsgeflecht zwischen den Komponisten und darüber hinaus – faszinierende Teilhabe an einem unfassbaren Erfahrungsschatz.